Vor mehr als 100 Jahren wurde in Hardt eine heitere Gesellschaft gegründet

Eine fidele Truppe: "Fidelio"

Von INGE SCHNETTLER


HARDT. Das sind die Grundvoraussetzungen: einwandfreier Leumund, Hardter, männlich. Wer diese erfüllt, kann Mitglied in der Hardter Gesellschaft "Fidelio" werden. Die hieß nicht immer so. Vor über 100 Jahren gaben sich die Gründungsväter den Namen "Mobile Brüder", später "Fidele Brüder", und daraus wurde der heutige Name "Fidelio". Die "Mobilen Brüder" hatten eigentlich weiter nichts im Sinn als - Spaß an der Freud. Feiner ausgedrückt: Pflege der Geselligkeit. Die traditionellen Feste wie Karneval, Kirmes oder Kaisers Geburtstag reichten einigen lebensfrohen jungen Männern aus Hardt nicht. Sie wollten mehr. Sie stellten eine improvisierte Musikkapelle zu sammen und zogen durch die Straßen von Hardt.

Das macht die Fidelio heute eher weniger, aber weiterhin ist der ausschließliche Zweck der Gesellschaft die Pflege der Geselligkeit. "Das steht so in den Statuten", betonen Dietmar Behrens, Präsident der Gesellschaft, und Robert Scheepers, sein Vize. Ihre Ämter bekleiden die beiden erst seit etwas mehr als einem Jahr. Aber beide feierten ihren "Debüt-Ball" als junge Burschen bei der Gesellschaft. "Meine damalige Begleiterin wurde später meine Frau - Wiebke", sagt Behrens.

Den Ball gibt es bis heute, genauso wie den regelmäßigen monatlichen Stammtisch, das Grünkohl- (Kuel), Panhas-Essen (Tüüt) und den Schwenkbraten im Sommer. Außerdem gibt es einmal jährlich eine Radtour am Niederrhein und einen Ausflug. Und natürlich beteiligt sich die Gesellschaft "Fidelio" am gesellschaftlichen Leben in Hardt. Viele Fidelianer sind gleichzeitig Mitglied bei den Spönnradsbeenern.


Weiß ist gut - Schwarz nicht

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, Mitglied der Gesellschaft zu werden - machen Behrens und Scheepers schmunzelnd deutlich. Da gibt es nämlich ein ganz altes Aufnahmeritual. Die "gestandenen" Mitglieder stimmen über die Aufnahme oder Nicht-Aufnahme - in geheimer Wahl ab. Und das geht so: Jeder erhält eine schwarze und eine weiße Bohne. Weiß ist gut, Schwarz bedeutet Ablehnung. Die Bohnen landen im Hut - und dann wird ausgezählt. Früher nahm die Gesellschaft nur 2 x 11=22 Männer auf. Heute gestatten die Statuten 40 Mitglieder. "Bewerber habeh also gute Chancen", sagt Behrens.

Viele junge Leute sind in den letzten Jahren zur "Fidelio" gestoßen. Alle Berufsstände, sind vertreten, aber längst nicht alle sind gebürtige Hardter. "Die Bedingung haben wir gelockert - aber mindestens 20 Jahre muss der Bewerber schon in Hardt gelebt haben, sonst läuft nichts", meint Scheepers augenzwinkend.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 11.Januar 2002

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