Neuer Standort für historische Glocken


seit Gründonnerstag an neuem Platz

Seit dem 28.3.2013 (Gründonnerstag) hängen in einem eigens hierfür angefertigten Glockenstuhl zwei alte Glocken in der St.Nikolaus-Kirche in Hardt. Sie haben ihren Platz im Eingangsbereich unter dem gut 55 Meter hohen Turm der Kirche gefunden. Es handelt sich um die stählerne Paulusglocke aus dem Jahr 1924 und die kleine bronzene Catarinenglocke aus dem Jahr 1650. Letztere ist die älteste aus Alt-Mönchengladbach stammende Glocke.

Zur Geschichte der beiden Glocken:

Die Paulusglocke und zwei weitere Stahlglocken wurden am 25.10.1922 beim Stahlwerk Bochumer Verein zum Preis von 577.000 Mark bestellt. Sie ersetzten die im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen drei Bronzeglocken von 1888/1889. Durch die Inflation verzögerte sich jedoch die Lieferung der neuen Glocken bis zum Jahr 1924. Am 29.3.1924 wurden die drei neuen Glocken im Festzug bei der Gaststätte Butzen abgeholt. Am 30.3.1924 fand dann die Einweihung der Glocken statt. Es waren die Glocken "Maria Friedenskönigin", "Hl. Nikolaus" (beide Glocken hängen heute noch im Kirchturm) und die oben genannte "Paulusglocke". Sie ist aus Gussstahl gegossen, wiegt 1.300 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 128cm.

Seit der Übernahme der vier Bronzeglocken aus der entwidmeten Kirche St. Peter Waldhausen in den Hardter Kirchturm im September 2010, stand die Paulusglocke im Eingangsbereich der St.Nikolaus-Kirche.

Die Catarinenglocke hing ursprünglich im Dachreiter über dem Chorraum der Kirche. Ihr Durchmesser beträgt 43,5cm bei einem Gewicht von ca. 50 Kilogramm. Von Bord aus aufgehende nach oben weist sie einen Riß auf. Dieser könnte durch einen Blitzschlag oder von Gewehrschüssen im 2. Weltkrieg verursacht worden sein. Hardter Bürger berichteten von Jahren, daß amerikanische Soldaten das Glöcklein als Zielscheibe benutzt hätten. Wegen des Risses kann sie nicht mehr geläutet werden. Am oberen Rand trägt sie unter einem Lilienfries in Großbuchstaben eine zweizeilige Inschrift, die nach Auflösung des lateinischen Abkürzungen folgenden deutschen Texte ergibt: Der Heiligen Catarina zu Ehren. Bitte für uns. 1650+

Unter der Inschrift befinden sich noch vier weitere Reliefs. Aus einer der Inschriften geht hervor, daß zur Zeit des "Hochwürdigsten Abtes Petrus Sybenius" der Hardter Pfarrer Johannes Eschweiler die Glocke durch Claudius Humblot gießen ließ. Das Glöcklein diente als Wandlungsglocke und wurde bei Kinderbegräbnissen geläutet. Deshalb nannte man es auch "Armes-Sünder-Glöckchen". Im Volksmund hatte es später auch den Spitznamen "de Schell".

Am Ende des 2. Weltkrieges wurde die Catarinenglocke, wie bereits erwähnt, erheblich beschädigt und damit unbrauchbar. Reparieren konnte man sie nicht mehr. Sie wurde abgehangen und erst 1973 fand Pfarrer Helmut Commers sie in einem dunklen Gewölbe oberhalb des Kirchenschiffs. Da sie ein wertvoller historischer Fund war, ließ er die Glocke wenige Zeit danach in seinem Pfarrgarten aufhängen. Nach einem Entwurf des Architekten Esser-Holdefer baute der Zimmermann Scheepers hierfür kostenlos einen entsprechender Glockenständer aus dem Gebälk eines 300 Jahre alten Bauernhauses. Da das Holz durch Witterungseinflüsse faulte, wurde die Glocke sicherheitshalber 2008 im Pfarrhaus untergestellt. Nach dem Einzug der vier Waldhausener Bronzeglocken in die St.Nikolaus-Kirche, konnte 2011 mit der Planung für eine Ausstellung der Glocken begonnen werden.

Seit Gründonnerstag haben beide Glocken einen würdigen Präsentationsstandort für alle Besucher der Kirche gefunden. Das Balkenmaterial des Glockenstuhls stammt ebenfalls aus dem Kirchturm von St. Peter Waldhausen. Die Frima Scheepers Robert Holzbaun GmbH & Co. aus Hardt hat aus den Eichenbalken von 1955 dieses prächtige Ständerwerk gezimmert.

Wir hoffen, daß sich viele Kirchenbesucher und heimatkundlich Interessierte an den Glocken erfreuen werden.

Karfreitag, den 29.3.2013

Herbert Kemmerling


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