Hans Dilsen - Mönchengladbach-Hardt, 23. August 1956
Hardterwaldstr.16a
Hardter Spätkirmes ohne Schützenzug.
Sonntag ist Hardter Spätkirmes, die in den letzten Jahren immer der Höhepunkt
der äußeren Veranstaltungen der St.Nikoluasbruderschaft war. Der Vorstand
konnte sich in diesem Jahr nicht zur Prunkfeierlichkeit entschließen. Kursierende
Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten, innere Uneinigkeit oder Unzufriedenheit
mit der mangelhaften Unterstützung durch die Geschäftswelt werden vom
Vorstand mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen. Die Krise, von der im
Volksmund gesprochen wird, ist nicht in der Bruderschaft, sondern in der Haltung
der Bürgerschaft zum Bruderschaftsgedanken zu suchen. Die Pause im öffentlichen
Auftreten soll eine Pause der Besinnung auf die geistigen Werte sein. In erster
Linie will die Bruderschaft religiöse Schutzgemeinschaft sein, deren Wahlspruch:
Für Glaube, Sitte und Heimat zu wensentlich wertvolleren Aufgaben verpflichtet,
als sie in der äußeren Erscheinungsform, den Prunkfeierlichkeiten zum
Ausdruck kommt. In der Erkennung der tatsächlich eingetretenen Verflachung
auf vielen Gebieten des öffentlichen und geistigen Lebens hält es die
Bruderschaft für erfroderlich, das Schwergewicht ihrer Tätigkeit auf
die geistige Ausrichtung zu legen. Vielleicht mag das Fehlen des Schützenzuges
auf den Hardter Straßen während der Kirmestage manche Bürger nachdenklich
stimmen. Ein Heimatfest kann aber nicht allein von einer Bruderschaft allein,
es muß von der ganzen Bevölkerung getragen werden. Im nächsten
Jahr sollen dagegen die Prunkfeierlichkeiten wieder im alten Glanz abgehalten
werden.
Trotzdem sollten die Hartder, sowie die vielen Besucher auf ihre Kosten kommen.
Bei Onkel Gustav auf der Gritzkesheide, sowie bei Peter Schallenburger am Tomp
bieten je ein großes Festzelt vielen Tanzlustigen Platz und Gelegenheit.
Außderdem steht noch Pauens Saal zur Verfügung. Der Kirmesmarkt ist
gut beschickt und wenn das Wetter hält, werden auch sicher die Wirte zufrieden
sein.