Rheinische Post Nr. 285 - Freitag, 8. Dezember 2000


St. Nikolaus Bruderschaft hat Patenkind in Minsk

Sammeln für den elfjährigen Sergej

Von EVA-MARIA GEEF

HARDT. Bruder sein ist mehr: so lautet das Motto aller Schützen. Die St.Nikolaus-Bruderschaft Hardt hat eine schöne Art gefunden, dieses "Mehr sein" zu zeigen: Sie hat eine Patenschaft für ein Kind aus Minsk übernommen, das gesundheitliche Schäden durch Tschernobyl davon getragen hat. Die Idee hatte Präsident Hans-Peter Bolten. Er stellte den Kontakt zu Christian Fischermann, Vorsitzender des Ökumenischen Förderkreises Tschernobyl Fonds Anja Borosna e.V., her. 1993 übernahmen die Schützen die Patenschaft für die sechsjährige Marina. Bereits zu Beginn der Patenschaft stand fest, dass für sie keine Hilfe mehr möglich war. So halfen die Hardter durch den Kauf von Medikamenten, die ihr Leben verlängerten. Marina starb im Sommer 1999.

Daraufhin entschlossen sich die St. Nikolaus Bruderschaftler, dem elfjährigen Sergej aus Minsk die Patenschaft anzubieten. Er hat in diesem Jahr eine Knochenmarkspende erhalten. "Jetzt heißt es abwarten, ob die Behandlung anschlägt", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer der St. Nikolaus-Bruderschaft, Ralf Hennekes. "Danach überprüfen die Ärzte, ob Sergej nach erfolgreicher Knochenmarkspende andere Medikamente benötigt." Daher sammeln die Schützenbrüder momentan Geld, das sie nach Minsk schicken. Aber sie sammeln noch etwas anderes: Nachdem die Bruderschaftler einige Fotos von Sergej und seiner Familie gesehen hatten, und von Fischermann viel gehört hatten, konnten sie die ärmlichen Verhältnisse, einschätzen, in denen sich die Familie befindet. "Sergej hat sich wie verrückt über ein Matchbox-Auto gefreut", erzählt Hennekes. "Das kann man sich gar nicht vorstellen." So kamen die Schützen auf die Idee, eine Spielzeug-Sammelaktion durchzuführen, um den Kindern in Minsk auch eine Weihnachtsbescherung zu ermöglichen. Am vergangenen Samstag kam eine Ladung Spielzeug zusammen, die einen VW-Bus füllte. Diese wird vom Arbeitskreis Tschernobyl, zusammen mit anderen Gütern, nach Minsk transportiert. Neben Geld- und Sachspenden ist aber noch etwas wichtig: geeignete Knochenmarkspender zu finden. Auf der Hardter Spätkirmes Ende August (1998) sammelten die Schützen daher nicht nur Geld, sondern versuchten auch, Gäste im Festzelt zur Typisierung zu bewegen. Mit Erfolg. 50 Personen liessen sich auf Anhieb als Spender registrieren. Denn: Bruder sein ist mehr.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 8.Dezember 2000

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