Von RATBIL SHAMEL
HARDT. Seine Majestät, der Jungkönig, Jochen Boskamp I., hatten zum
Röschenbinden eingeladen, und sie kamen alle - die dankbaren Untertanen,
darunter auch Gäste mit blauem Blut: ehemalige Monärchen und Minister.
Der Grund: Die Kirmes steht bald vor der Tür und das königliche Haus
soll standesgemäß geschmückt werden. Für die gut geübte
Mannschaft seiner Majestät kam diese Aufgabe eine Ehre gleich. Rund 60 Personen
befanden sich im Hause der Familie Boskamp, um Blumen aus rotem, weißem
und gelbem Krepppapier zu basteln. In der Garage und im daran angeschlossenen
Wintergarten war Partystimmung - das Rosenbinden war für alle Anwesenden
ein schöner Anlass, um gemeinsam Spaß zu haben.
Gastronomisches Talent
Seine Majestät selbst bediente die Gäste und versorgte sie mit allerlei
Erfrischungen. Königin Verena Geike war erstaunt über das verborgene
gastronomische Talent des Edelmannes an ihrer Seite. Flink ging der Herr des Hauses
durch die Reihen und füllte die Gläser. Der Jungkönig erhielt
bei seiner schweißtreibenden Tätigkeit tatkräftige Hilfe von
seinen beiden Ministern Michael Engels und Markus Geike vom Sebastianuszug.
Gemeinsam hatten die drei jungen Männer Monate lang in die königlichen
Kasse gespart, um die Untertanen zu solchen Anlässen verwöhnen zu können.
Die Königliche Familie ließ ihren Sohn, den Jungkönig, natürlich
nicht allein. Königin Mutter und die königliche Schwester waren ständig
bemüht, dem schwer arbeitenden Volk die Wünsche von den Augen zu lesen.
Ein König in der Familie zu haben ist ganz schön aufregend. Dabei wusste
die Familie gar nichts von ihrem Glück, als ihr jüngstes Mitglied auszog,
um als König in die Geschichte einzugehen. "Bei einem Lagerfeuer mit
Freunden im letzten Jahr entschied ich mich spontan, beim Vogelschießen
mitzumachen", erklärt Jochen Boskamp. Doch da sich kein anderer aus
dem Köngreich Hardt traute, anzutreten, musste der mutige Schützenbruder
allein ran. In der Geschichte der St. Nikolaus Bruderschaft ist es nicht oft
vorgekommen, dass es nur einen Anwärter auf den Thron des Jungkönigs
gegeben hätte.
"Ich fand es zwar nicht sehr angenehm, doch einen Rückzieher käme
für mich nicht in Frage", meint seine Majestät, der neben seinen
königlichen Geschäften den Beruf eines Schreiners ausübt. Der
gebürtige Hardter kam, schoß und wurde König. "Meine Eltern
waren im Urlaub und wussten gar nicht von ihrem Glück", erinnert sich
der Jungkönig. Sie seien überrascht, aber auch stolz gewesen, obwohl
sie beide als Mitglieder der St. Matthias Bruderschaft mit der Kirmestradition
nicht viel gemein haben.
Nächstes Jahr möchte der Jungkönig seine Krone niederlegen. Ein
Demokratischer Monarch? "Nein. Ein 26-jähriger Monarch," sagt
er lachend, "Jungkönige dürfen nicht älter als 25 Jahre sein,
wenn sie das würdevolle Amt antreten."
Zurück zum Kränzen. Mittlerweile waren alle Helfer gekommen und hatten
sich auf einen langen Abend vorbereitet. "Die letzten Treffen gingen bis
Mitternacht", weiß der edle Höfling, Klaus Richard Mestrom, zu
berichten. Wenn mehr als 4000 Rosen gebastelt sind, wird das Vergnügen ein
Ende haben. Dann wird Frontseite des königlichen Hauses zur Kirmeszeit Ende
Mai prunkvoll geschmückt - mit des Jungkönigs neuen Rosen.
Seine Majestät der Jungkönig Jochen Boskamp mit seinen beiden Ministern
Michael Engels und Markus Geike vom Sebastianuszug der St. Nikolaus-Bruderschaft
schmücken selbst die königliche Krone - Adel verpflichtet.
RP-Foto: Detlef Ilgner