Stadtteilnachrichten MG-West - Rheinische Post Nr. 98 - Freitag, 27. April 2001

Seine Majestät, Jochen Boskamp, lud zum Röschenbinden ein - die geübte Mannschaft hatte Spaß

Des Jungkönigs neue Rosen

Von RATBIL SHAMEL


HARDT. Seine Majestät, der Jungkönig, Jochen Boskamp I., hatten zum Röschenbinden eingeladen, und sie kamen alle - die dankbaren Untertanen, darunter auch Gäste mit blauem Blut: ehemalige Monärchen und Minister. Der Grund: Die Kirmes steht bald vor der Tür und das königliche Haus soll standesgemäß geschmückt werden. Für die gut geübte Mannschaft seiner Majestät kam diese Aufgabe eine Ehre gleich. Rund 60 Personen befanden sich im Hause der Familie Boskamp, um Blumen aus rotem, weißem und gelbem Krepppapier zu basteln. In der Garage und im daran angeschlossenen Wintergarten war Partystimmung - das Rosenbinden war für alle Anwesenden ein schöner Anlass, um gemeinsam Spaß zu haben.


Gastronomisches Talent

Seine Majestät selbst bediente die Gäste und versorgte sie mit allerlei Erfrischungen. Königin Verena Geike war erstaunt über das verborgene gastronomische Talent des Edelmannes an ihrer Seite. Flink ging der Herr des Hauses durch die Reihen und füllte die Gläser. Der Jungkönig erhielt bei seiner schweißtreibenden Tätigkeit tatkräftige Hilfe von seinen beiden Ministern Michael Engels und Markus Geike vom Sebastianuszug. Gemeinsam hatten die drei jungen Männer Monate lang in die königlichen Kasse gespart, um die Untertanen zu solchen Anlässen verwöhnen zu können.
Die Königliche Familie ließ ihren Sohn, den Jungkönig, natürlich nicht allein. Königin Mutter und die königliche Schwester waren ständig bemüht, dem schwer arbeitenden Volk die Wünsche von den Augen zu lesen. Ein König in der Familie zu haben ist ganz schön aufregend. Dabei wusste die Familie gar nichts von ihrem Glück, als ihr jüngstes Mitglied auszog, um als König in die Geschichte einzugehen. "Bei einem Lagerfeuer mit Freunden im letzten Jahr entschied ich mich spontan, beim Vogelschießen mitzumachen", erklärt Jochen Boskamp. Doch da sich kein anderer aus dem Köngreich Hardt traute, anzutreten, musste der mutige Schützenbruder allein ran. In der Geschichte der St. Nikolaus Bruderschaft ist es nicht oft vorgekommen, dass es nur einen Anwärter auf den Thron des Jungkönigs gegeben hätte.
"Ich fand es zwar nicht sehr angenehm, doch einen Rückzieher käme für mich nicht in Frage", meint seine Majestät, der neben seinen königlichen Geschäften den Beruf eines Schreiners ausübt. Der gebürtige Hardter kam, schoß und wurde König. "Meine Eltern waren im Urlaub und wussten gar nicht von ihrem Glück", erinnert sich der Jungkönig. Sie seien überrascht, aber auch stolz gewesen, obwohl sie beide als Mitglieder der St. Matthias Bruderschaft mit der Kirmestradition nicht viel gemein haben.
Nächstes Jahr möchte der Jungkönig seine Krone niederlegen. Ein Demokratischer Monarch? "Nein. Ein 26-jähriger Monarch," sagt er lachend, "Jungkönige dürfen nicht älter als 25 Jahre sein, wenn sie das würdevolle Amt antreten."
Zurück zum Kränzen. Mittlerweile waren alle Helfer gekommen und hatten sich auf einen langen Abend vorbereitet. "Die letzten Treffen gingen bis Mitternacht", weiß der edle Höfling, Klaus Richard Mestrom, zu berichten. Wenn mehr als 4000 Rosen gebastelt sind, wird das Vergnügen ein Ende haben. Dann wird Frontseite des königlichen Hauses zur Kirmeszeit Ende Mai prunkvoll geschmückt - mit des Jungkönigs neuen Rosen.

Seine Majestät der Jungkönig Jochen Boskamp mit seinen beiden Ministern Michael Engels und Markus Geike vom Sebastianuszug der St. Nikolaus-Bruderschaft schmücken selbst die königliche Krone - Adel verpflichtet. RP-Foto: Detlef Ilgner


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 27.April 2001

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