Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Donnerstag, 11. Juli 2013

Abschied vom JHQ Mönchengladbach:
Briten sagen im Juli vier Tage "goodbye"


VON RALF JÜNGERMANN

Mönchengladbach (RP). Der Abzug der britischen Streitkräfte wird vom 11. bis 14. Juli im JHQ und in der Innenstadt groß zelebriert - allerdings nicht wie erhofft mit einem Mitglied des britischen Königshauses. Am 13. Dezember wird das JHQ abgesperrt.

Zum Abschied der Briten aus Mönchengladbach reisen zwar hohe Militärs von der Insel an den Niederrhein, doch weder Prinzessin Anne, die häufig und zuletzt vor drei Jahren in Mönchengladbach war, noch ein anderes Mitglied des Königshauses wird bei den Abschiedsfeierlichkeiten dabei sein. Keiner der Royals konnte den Besuch so kurzfristig möglich machen. Gleichwohl wird der Abzug mit großer militärischer Würde, viel Musik und einem Fest für alle Mönchengladbacher stimmungsvoll begangen. Die Planungen dazu sind schon weit gediehen.

Am Donnerstag, 11. Juli, wird es im JHQ zunächst einen Zapfenstreich für geladene Gäste geben. Dazu reist nach aktuellen Planungen mit Sir Stuart Peach der zweithöchste Soldat der Briten an. Der war selbst in Deutschland stationiert und kennt speziell Mönchengladbach gut. Seine Frau stammt nämlich von hier. Auch die Bundeswehr würdigt den Abschied der britischen Streitkräfte mit starker Präsenz: So spielt zum Zapfenstreich auch das Heeresmusikkorps 300.

Am 12. Juli können sich dann alle Mönchengladbacher von den Briten, die über Jahrzehnte fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der Stadt waren, verabschieden. Es wird eine Parade vom Haus Erholung bis zum Kapuzinerplatz geben, die zwei britische Militärkapellen mit gestalten. Am Samstag, 13. Juli, können alle Bürger bei einem Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen des JHQ werfen. Am Sonntag enden die Abschiedsfeierlichkeiten mit einem Abschiedsgottesdienst in der St. Boniface-Church auf dem JHQ-Gelände.

Schon seit Monaten ist es spürbar still geworden auf dem über 400 Hektar großen Gelände im Westen der Stadt. Dort, wo im damaligen Nato-Hauptquartier zeitweilig weit über 10.000 Soldaten und mehr als 1000 Zivilisten ihren Dienst taten und mit ihren Familien lebten, sind nur noch 1400 Menschen verblieben. Viele von ihnen sind wohl nicht zuletzt noch in Mönchengladbach, um die Abschiedsfeier vorzubereiten und durchzuführen. Im Sommer werden auch sie Mönchengladbach verlassen. Wer durchs JHQ joggt oder Rad fährt, bekommt schon jetzt einen ersten Eindruck davon, was es heißt, eine Geisterstadt in einem Teil Mönchengladbachs zu haben.

Die wird dann am 13. Dezember abgesperrt. Denn dann übergeben die Briten das JHQ besenrein an den Bund. Der wiederum wird es nicht leicht haben, das Areal zu verkaufen. Seit mehreren Jahren versucht die Stadt gemeinsam mit dem Land Ideen zu entwickeln, was aus dem JHQ künftig werden soll. Immer wieder gibt es Anfragen von Unternehmen.

Klar ist: Niemand wird die ganzen 420 Hektar haben wollen. Und klar ist auch: Neuen Wohnraum vor den Toren der Stadt wird es nicht geben. Wahrscheinlich wird ein Teil des Geländes wieder zu Wald werden - so, wie es bis zum Bau Anfang der 50er Jahre schon war. In einem Teil würde die NEW gerne Windräder aufstellen. Bis es so weit kommt, hat die Stadt erst einmal ein Problem. Es ist nahezu unmöglich, das riesige Areal gegen unerwünschte Eindringlinge zu sichern.

Experten gehen davon aus, dass die Bewachung des verlassenen JHQ pro Jahr Millionen verschlingen würde.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 11. Juli 2013

Zur Info-Seite von MG-Hardt.