Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Donnerstag, 20. März 2014
GSG 9 probt im JHQ für den Ernstfall
Spezialkräfte der Bundespolizei nutzen das verwaiste Areal
für eine Großübung. Derweil steigen die Chancen, daß das
JHQ zum Festivalgelände wird. Der Rat befürwortet das - und Marek Lieberberg
kommt zum Verhandeln nach Gladbach.
von Gabi Peters und Ralf Jüngermann
Mönchengladbach (RP).
So gesichert war das JHQ schon lange nicht mehr: Denn seit dem Abzug der Militärkräfte
ist das circa 400 Hektar große Gelände erstmals wieder bevölkert.
Bevor dort möglicherweise eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, ein
Riesenerlebnispark mit Luxus-Hotels, ein Festivalgelände oder eine Konzertbühne
entstehen, proben Spezialkräfte der Bundespolizei hier für den Ernstfall.
Mit dabei sein soll auch die GSG 9, die Polizeieinheit zur Bekämpfung von
Terrorismus und schwerster Gewaltkriminalität.
Über die näheren übungsinhalte der Schwerpunktausbildung im JHQ
möchte die Bundespolizei aus taktischen Gründen keine Auskunft geben.
Ein Sprecher sagte aber, daß dort "komplexe Szenarien, unter anderem
Geiselnahmen" nachgestellt werden, um für konkrete Einsätze bestens
gerüstet zu sein. Für die Großübung, die auch Nachtaktivitäten
beinhalte, sei das Gelände noch einmal extra abgesichert worden. Umherfliegende
Hubschrauber mit Suchscheinwerfern hatten einige Bürger in der Nacht zu
gestern aufschrecken laßen. Auch die Flugeinsätze gehören zu der
Schwerpunktausbildung. "Daß es in den ein oder anderen Fällen
zu einer gewißen Lärmbelästigung kommt, bleibt leider nicht
aus", sagte der Sprecher der Bundespolizei. Man müße jedoch bedenken,
daß die Großübung der Sicherheit aller Bundesbürger diene.
Das leer stehende Kasernengelände sei ideal für den Ernstfall-Test,
auch weil die meisten eingesetzten Kräfte das Gelände vorher nicht kannten,
so der Sprecher der Bundespolizei. So könne unter realistischen Bedingungen
für ein unbekanntes Szenario geprobt werden.
Was dauerhaft im JHQ paßieren soll, war gestern Thema einer lebhaften Debatte
im Rat. 55 der 64 Ratsmitglieder machten am Ende durch ihr Votum deutlich, daß
sie die Nutzung als Festivalgelände für eine gute Option halten, die
die Verwaltung im Zusammenspiel mit dem Grundstückseigentümer, der
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), weiter verfolgen soll. Daß
es der Konzertagentur Marek Lieberberg sehr ernst ist mit ihrem Vorschlag, in
Mönchengladbach ein Festival im Stile von "Rock am Ring" zu etablieren,
machte Oberbürgermeister Norbert Bude deutlich. "Marek Lieberberg kommt
in zwei Wochen selbst nach Mönchengladbach, um zu verhandeln", berichtete
Bude. Lieberberg hat einen recht detaillierten Plan mit drei Bühnen und großem
Camping-Gelände vorgelegt. Er rechnet bei einem Drei-Tages-Event mit bis
zu 280 000 Besuchern. Dr. Anno Jansen-Winkeln (FDP) hält das für eine
riesige Chance. Im schleswig-holsteinischen Wacken, wo es jährlich ein
Heavy-Metal-Festival gibt, sorge dies in der Region für eine Wertschöpfung
von 20 Millionen Euro, so der FDP-Fraktionsvorsitzende.
Daß das JHQ außerdem zu einer ersten Anlaufstation für Asylbewerber
werden soll, begrüßen alle relevanten Parteien. Allerdings seien noch
viele Details unklar. Bude betonte noch einmal das Intereße des Landes,
sagte aber auch: "Endgültig entschieden ist noch nichts." Schon
in seiner nächsten Sitzung am 21. Mai will der Rat erneut über die
Zukunft des JHQ beraten.