Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Donnerstag, 3. April 2014

JHQ: Hier sollen die Flüchtlinge wohnen

In 20 Gebäuden des JHQ sollen 500 Asylsuchende aufgenommen werden. Die Häuser stehen auf einer Fläche, die nur fünf Prozent des Areals ausmacht. Festivals, Golfplatz, Freizeitpark: Auf dem Rest der 460 Hektar ist alles machbar.


Grafik JHQ

von Inge Schnettler

Mönchengladbach (RP). Am Samstag wollen Bürger vor Beginn des Jahresempfangs der Bezirksvertretung West in Rheindahlen gegen ein "Asyl-Ghetto" im JHQ protestieren. Sie befürchten steigende Kriminalität und sozialen Unfrieden. Wir beantworten Fragen rund um das Thema:

Warum prüft das Land derzeit noch die Einrichtung einer Erstaufnahmestelle im JHQ?

Das Land hat sich klar für eine Zentralstelle für die Erstaufnahme von Asylsuchenden im JHQ ausgesprochen. Die Stadt erwartet täglich einen positiven Bescheid aus dem Innenministerium. Das Land klärt aber im Moment noch den Mietpreis, denn das Gelände des ehemaligen JHQ gehört dem Bund, genauer: der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Und dort wird die Höhe der Miete für den vorgesehenen Teilbereich festgelegt. Außerdem muß das Land erheblich in die Infrastruktur des Geländes investieren, wenn dort Menschen dauerhaft leben sollen. Von sechs Millionen Euro ist die Rede. Das Geld muß noch ausgewiesen werden.

Wie groß ist die Fläche im, JHQ für die Erstaufnahmestelle und wo genau liegt sie?

In 20 bestehenden Gebäuden (vor zehn bis 15 Jahren erbaut) am nord-westlichen Rand des JHQ könnten 500 Asylsuchende temporär aufgenommen werden, bevor sie durch die Bezirksregierung Arnsberg, die die Federführung hat, auf andere Kommunen verteilt werden. 20 Gebäude machen nur ein Prozent des Gebäudebestandes im JHQ aus. Und die Fläche an der Beresford Road, an der die 20 Gebäude stehen, macht etwa fünf Prozent des 460 Hektar großen Areals des JHQ aus.

Schließt die Einrichtung einer Erstaufnahmestelle andere Ideen für das JHQ aus?

Nein. Alle anderen bestehenden und derzeit diskutierten Pläne zur Nutzung des ehemaligen Militärgeländes können weiter verfolgt werden. Durch die Unterkunft für Asylbewerber wird nur ein äußerst geringer Teil des Geländes in Anspruch genommen. Einer Nutzung des übrigen Areals etwa als Festivalgelände steht nichts im Wege. Im Gegenteil: Die Infrastruktur wäre durch die Einrichtung der Erstaufnahmestelle bereits vorhanden.

Können die Baracken an der Hardter Straße in Rheindahlen, im Luisental in Geistenbeck und am Bockersend in Bettrath-Hoven dann abgerißen werden?

Ja. Die Holzverschläge, in denen 330 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung stehen, würden dann endlich verschwinden. In diesen Baracken teilen sich ganze Familien ein Zimmer, die hygienischen Zustände sind katastrophal. Gerade im vergangenen Jahr war der Zuzug von Flüchtlingen nach Mönchengladbach besonders hoch. 533 Menschen suchten von Februar bis Dezember hier Zuflucht, pro Monat kamen durchschnittlich 45 Flüchtlinge neu in die Stadt. Nicht immer werden sie durch die Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen. Oft stehen sie einfach in den Dienststellen der Verwaltung und brauchen ein Dach über dem Kopf. Fast die Hälfte der Flüchtlinge kommt aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Auch unter den 270 abgewiesenen Asylbewerbern, die nach einiger Zeit erneut einreisen und einen weiteren Antrag stellen, bilden Bosnier, Serben und Mazedonier die Mehrheit. Obwohl sie nur wenige Wochen oder Monate bleiben können, kehren sie zurück. Und brauchen dann wieder eine Unterkunft.

Werden die geplanten Neubauten an der Eickener Straße und im Luisental dann noch gebraucht?

Jein. Die Planung für den Standort Eicken läuft weiter. Das hat Oberbürgermeister Norbert Bude bestätigt. "Solange das Land keine 100-prozentige Entscheidung getroffen hat, bleibt der Beschluß, in Eicken ein Asylbewerberheim zu bauen, bestehen", sagt er. Wenn das Land die Erstaufnahmeeinrichtung im JHQ etabliert, muß die Stadt keine weiteren asylbegehrenden Menschen aufnehmen. "Damit würden auf Dauer alle Barackenstandorte und die Neubauten in Eicken und Geistenbeck überflüßig."

Und was ist mit dem städtischen Gebäude an der Brucknerallee, das als Asylbewerberheim im Gespräch ist?

Auch für dieses Gebäudeensemble in Rheydt gilt: Solange sich das Land nicht endgültig für den Standort JHQ entschieden hat, bleibt es bei der Option.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 3. April 2014

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