Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Mittwoch, 11. Juni 2014
Rock im JHQ: Lieberberg will im Juli Namen der Bands veröffentlichen
Marek Lieberberg versprach den Gladbachern am Dienstag "das beste deutsche
Open Air Festival". Mit Stadt und Bund kommen die Gespräche voran.
von Sarah Biere, Ralf Jüngermann und Florian Rinke
Mönchengladbach (RP).
Die Ampeln für "Rock am Ring" stehen auf Grün:
Konzertveranstalter Marek Lieberberg war gestern sehr zufrieden mit dem Verlauf
der Gespräche mit der Stadt, die das Festival im JHQ genehmigen muss, und
mit dem Bund, der das Grundstück zur Verfügung stellen muss.
Oberbürgermeister Norbert Bude versprach Lieberberg, dass dieser Mitte
Juli Klarheit darüber hat, ob das Rock-Festival genehmigt werden kann.
"Wir haben eine Reihe von Hausaufgaben mitgenommen. Die werden wir jetzt
professionell abarbeiten", sagte Lieberberg der RP.
Norbert Bude versicherte, die Verwaltung arbeite mit Hochdruck an dem Thema.
Auch mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), mit der Lieberberg
gestern telefonisch verhandelte, gibt es keinen grundsätzlichen Dissens.
Die Bima will das Grundstück vorerst nur für wenige Jahre vermieten.
Das ist für Lieberberg in Ordnung.
Die Festival-Fans, die Lieberberg bei einer Info-Veranstaltung am Hockey-Park
lautstark feierten, sind schon jetzt voller Vorfreude. Erste Band-Namen werden
aufgrund ihrer Touren-Zyklen schon gehandelt: U2, Coldplay, ACDC oder Die Toten
Hosen könnten für einen Auftritt in Frage kommen. Lieberberg will im
Juli erste Bands bekannt geben. Unklarheit besteht auch noch über den Namen
des Festivals. Der Umzug ins JHQ sei ein Neuanfang, sagte Lieberberg - aus
"Rock am Ring" könnte daher zum Beispiel "Rock im JHQ"
werden.
Neben all der Euphorie gibt es auch kritische Stimmen. Der Bund für
Umwelt und Naturschutz (BUND) warnt vor möglichen Umweltschäden, die
das große Festival rund um das JHQ-Gelände anrichten könnte.
Die Naturschützer appellieren daher an die Verantwortlichen, eine mögliche
Festival-Genehmigung zunächst "befristet, vorläufig oder unter
Vorbehalt zu erteilen". Der BUND fürchtet, dass Tiere durch den
Lärm belästigt werden könnten und dass der nahe gelegene Hellbach
verunreinigt wird, weil Festival-Besucher den Wald als wilde Toilette benutzen.
Da das Festival ausgewiesene europäische Schutzgebiete betrifft, müssten
zudem Renaturierungsflächen als "Puffer" geschaffen werden.
Auch die FWG ist skeptisch. "Noch kann niemand wissen, ob Rock am Ring
für die Stadt ein Gewinn ist. Denn ob die Stadt Kosten zu tragen hat und
welche Einnahmen dem entgegenstehen, ist unklar", sagt Ratsherr Klaus
Oberem. Auch Verkehrs- und Sicherheitskonzepte müsste man genau prüfen.
Festival-Fans wünschen sich Altbier-Stand
Ein Umzug ins JHQ sei die Chance für viele Verbesserungen, hoffen
Rock am Ring-Fans. Bei der Info-Veranstaltung im Hockey-Park feiern sie Veranstalter
Marek Lieberberg - und geben ihm zahlreiche Wünsche mit auf den Weg.
Es wurde über Verkehrskonzepte geredet, die Möglichkeiten zum nachhaltigen
Camping und Abstände zwischen den Tribünen. Alles gut und schön,
dachte sich die Frau im Publikum und kam dann zu den wirklich wichtigen Fragen:
"Wenn Rock am Ring an den Niederrhein kommt - gibt es da dann endlich mal
ein Altbier-Büdchen?"
Da musste nicht nur die rund 300 Besucher lachen, auch bei den Herren auf dem
Podium bewegten sich die Mundwinkel Richtung Zeltdach. Das sollte sich einrichten
lassen, versprach Veranstalter Marek Lieberberg, der von den Rock am Ring-Fans
viele konstruktive Vorschläge mit auf den Weg bekam.
So wurde die Veranstaltung im Hockeypark, bei der über die Pläne, Rock
am Ring nach Mönchengladbach zu holen, informiert werden sollte, zu einem
regen Austausch. Schon zu Beginn hatte Marek Lieberberg versprochen:
"Rock im JHQ wird Maßstäbe setzen für alle Festivals in
Deutschland."
Veranstalter, aber auch die Fans des Festivals haben zahlreiche Ideen, wie das
funktionieren kann. Marten Pauls, der mit seiner Firma Campo in den vergangenen
15 Jahren für jede organisatorische Neuheit bei "Rock am Ring"
verantwortlich war, sieht allein durch die Beschaffenheit des Geländes
jede Menge Verbesserungspotential: "Durch die Bäume und mit Hilfe
von Sonnensegeln wollen wir für zahlreiche Schattenplätze sorgen.
" Das Gelände mache es außerdem möglich, dass die Bühnen
in Abständen von circa 500 Metern aufgestellt werden können.
Uschi Keysers aus Viersen hofft, dass Lieberberg und sein Team dabei auch
bühnennahe Plätze für Menschen mit Behinderung schaffen. Diese
habe es bislang bei Rock am Ring nicht gegeben. "Das muss doch machbar
sein", sagt sie. Ihr 24-jähriger Sohn, ein großer Fan der Red
Hot Chili Peppers, träume seit vielen Jahren davon, das Festival zu besuchen.
Bislang sei das aufgrund seiner schweren Behinderung nicht möglich gewesen.
"Ich weiß von vielen Behinderten, dass sie gerne zu Rock am Ring
möchten, um dort richtig abzufeiern", sagt Uschi Keysers:
"Wenn die Veranstalter jetzt neu planen, können sie doch einen kleinen
Bereich an der Bühne für 50 bis 100 Personen abtrennen." Marek
Lieberberg versprach, sich um das Thema zu kümmern: "Wir versuchen,
eine Lösung zu finden."
Stefan Krack würde sich auch einige Verbesserungen für die Campingplätze
wünschen. "Viele Leute bringen momentan Generatoren mit, um Strom zu
erzeugen", sagt der Mönchengladbacher, der bis Montag selbst noch
bei dem Festival in der Eifel war.
Vielleicht könnten die Veranstalter - ähnlich wie auf normalen
Campingplätzen - Strom-Anschlüsse bereitstellen, an denen man für
die drei Tage ein paar Watt mieten könne. "Da würde die Luft
auch weniger vom Diesel verdreckt", sagt Stefan Krack.
Klar ist jedenfalls, dass das Thema "Green Camping" bei der Planung
eine große Rolle spielen soll. Bislang nutzen erst 15 Prozent der Fans
diese Variante der Unterkunft, bei der durch besondere Regeln möglichst
wenig Lärm und Müll entstehen soll, sagt Marten Pauls. Der Anteil
solle deutlich steigen. Für viele Besucher soll es leichter werden, das
Gelände zu erreichen. Viele von denen, die in das Zelt am Hockeypark,
gekommen sind, kennen die mehr als eine Stunde langen Fußmärsche
vom Campingplatz zum Festivalgelände am Nürburgring aus eigener
Erfahrung. Auch durch kürzere Strecken könne man für weniger
Müll und Emissionen sorgen, sagt Marten Pauls.
Darüber dürften sich auch die Anwohner freuen - die ebenfalls zum
Hockeypark gekommen waren, um dem Veranstalter ihre Sorgen mitzuteilen.
Während die einen in dem Festival eine große Chance sehen,
fürchten andere die Menschenmassen. "Sobald wir die Genehmigung haben,
werden wir uns mit den Anwohnern zu Gesprächen treffen", versprach
Marten Pauls: "Wir wollen versuchen, gemeinsam mit ihnen eine Lösung
zu finden." Auch Veranstalter Marek Lieberberg warb um Verständnis:
"Rock am Ring ist kein Unwetter, das über die Stadt hereinbricht.
Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung."
Die Veranstalter und Oberbürgermeister Norbert Bude wollen die vielen Ideen
in ihre Planungen aufnehmen. Hockeypark-Chef Michael Hilgers zeigte sich aufgeschlossen
gegenüber der Idee, zu Rock am Ring ein Public Viewing im Hockeypark zu
veranstalten. Und Marek Lieberberg versprach, auch lokale Kulturschaffende zu
berücksichtigen: "Wir haben immer junge Bands mit einbezogen."
Höhepunkt der Charme-Offensive war Lieberbergs Trikot-Tausch auf der
Bühne: Vor den rund 300 Gästen knöpfte er sich das Hemd auf und
streifte stattdessen eines der "Rock am Ring in Mönchengladbach"-T-Shirts
über, das von der Facebook-Gruppe "Rock am Ring: Willkommen in
Mönchengladbach" entworfen worden war, und Lieberberg bei der
Veranstaltung von Fabian Eickstädt, Gründer der Gruppe,
überreicht wurde.