Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Freitag, 13. Juni 2014
Zoff am Ring: Kommt jetzt "Rock im JHQ"?
Die Nürburgring GmbH hat rechtliche Schritte gegen Veranstalter
Marek Lieberberg eingeleitet. Streitpunkt ist die Frage, wem die Namensrechte
für "Rock am Ring" gehören. Vorschläge für einen
neuen Festival-Namen kursieren bereits.
von Florian Rinke
Mönchengladbach (RP).
Der Ring ist überall - zumindest, wenn es nach den Fans des Festivals
"Rock am Ring" geht. "Wir sind der Ring", skandierten sie,
als Veranstalter Marek Lieberberg am Dienstag bei der Podiumsdiskussion am
Hockeypark das Zelt betrat. "Wir sind der Ring" riefen sie auch am
Wochenende, als der Veranstalter und die Besucher nach 29 Jahren Abschied vom
Rockfestival am Nürburgring nahmen. Viele wollen mit dem Veranstalter ziehen,
wenn dieser seine Zelte womöglich in Mönchengladbach aufschlägt.
Doch geht es nach der Nürburgring GmbH, dem Betreiber der Rennstrecke,
soll es in Gladbach zumindest kein Festival mit dem Namen "Rock am Ring"
geben. Sie hat vor dem Landgericht Koblenz eine einstweilige Verfügung gegen
Marek Lieberberg beantragt. Das Unternehmen will verhindern, dass Lieberberg ohne
Zustimmung der Nürburgring GmbH an einem anderen Veranstaltungsort ein Konzertfestival
mit dem Namen "Rock am Ring" veranstaltet. Dies würde durch zwei
Dokumente klar geregelt, heißt es.
Lieberberg widerspricht dieser Darstellung. Die Eigentümer des Nürburgrings
wollten lediglich verhindern, dass er das Festival an einem anderen Ort aufzieht.
"Ich sehe das Ganze als Versuch, sich eine Marke anzueignen - wenn ich es
mal überspitzt darstellen mag: ein Festival zu kidnappen", sagte Marek
Lieberberg, der sich mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Anschuldigungen wehren
will: "über die strittigen Fragen wird ein unabhängiges Gericht
entscheiden". Ob es allerdings bereits bei der Verhandlung am Montag, 23.
Juni, zu einer Entscheidung kommt, ist unklar.
Der Veranstalter ist weiterhin optimistisch, dass sich unter seiner Regie 2015
ein Festival in Mönchengladbach realisieren lässt. Die Planungen laufen
derweil ungehindert der rechtlichen Streitigkeiten weiter. Ob das Festival allerdings
"Rock am Ring" heißen wird, ist weiterhin unklar.
Bei seinem Auftritt am Dienstag im Hockeypark hatte Lieberberg selbst mehrmals
den Begriff "Rock im JHQ" verwendet. Der Umzug sei ein Neuanfang, der
auch mit einem neuen Namen verbunden sein könnte, hatte er dort den rund
300 Gästen verraten. Eine Entscheidung ist bislang jedoch nicht gefallen.
Auch einige Fans könnten sich mit dem Namen anfreunden. Bei Facebook gab
es bereits zahlreiche Namensvorschläge für den Fall, dass Lieberberg
den Namen "Rock am Ring" nicht verwenden darf. Auch andere Namen mit
Verbindungen zu dem ehemaligen Militärgelände wie "Headquarter
of Rock", "Rock HQ" werden genannt. Andere schlagen "Rock
am Borussiapark" oder "Rock im Quartier" vor. Auch ein Wortspiel
aus Rhein und Ring wird angeregt: "Rock am Rhing".
Gleichzeitig wächst der ärger auf die Nürburgring GmbH, die bereits
angekündigt hatte, zusammen mit dem Konzertveranstalter DEAG unter dem Titel
"Grüne Hölle" am gleichen Wochenende eine Konkurrenzveranstaltung
anzubieten. Klar ist: Die Marke "Rock am Ring" hat auch finanziell
einen großen Wert. Er sei daher auch aus insolvenzrechtlichen Gründen
zu den rechtlichen Schritten gezwungen, sagt der Sanierungsgeschäftsführer
der Nürburgring GmbH, Thomas Schmidt.
Gleichzeitig ist der Namensstreit auch eine Möglichkeit, Lieberberg zu
schwächen - schließlich geht es für beide Seiten um viel Geld.
Beide Seiten müssen hoffen, dass ihnen die Fans die Treue halten. Hinter
den Kulissen dürften daher auch längst weitere Kämpfe ausgefochten
werden - denn letztlich werden sich einige Unentschlossene auch danach richten,
welches Festival die bessere Künstler-Auswahl bietet.