Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Freitag, 5. September 2014

Rock am Ring: Das ist Konkurrent Mendig

Etliche Städte haben sich um das Festival von Lieberberg beworben. Chancen hat außer Gladbach nur noch Mendig. Auch die idyllische Eifel-Gemeinde hat eine Konversionsfläche - mit Vor- und Nachteilen gegenüber dem JHQ.



von Ralf Jüngermann

Mönchengladbach (RP). Mendig hat knapp 9000 Einwohner, liegt am Rand des Laacher Sees, hat drei Kindergärten, eine Grundschule, ein Lava-Museum - und bald das bekannteste deutsche Rock-Festival. Hofft zumindest Bürgermeister Jörg Lempertz. Er sagt: "Das ist ein absolutes kulturelles Highlight, für das wir mit viel Herzblut kämpfen. Ob Rock am Ring zu uns kommt, entscheiden aber nicht wir, sondern Marek Lieberberg." Und zwar wohl schon in wenigen Tagen. Mönchengladbach oder Mendig, das sind die beiden Orte, zwischen denen Konzertveranstalter Lieberberg auswählt. Etliche mehr haben sich bei seiner Agentur beworben, um "Rock am Ring" eine neue Heimat zu geben. Der Flughafen Frankfurt-Hahn beispielsweise. Mit Mönchengladbach verhandelt die Agentur von Marek Lieberberg schon seit Anfang des Jahres. Das JHQ ist sein erklärter Lieblingsort für die Rock-am-Ring-Nachfolge. Doch auch Mendig, das sich im Juni offiziell bewarb, bringt alle nötigen Voraussetzungen mit und hat sogar einige Vorteile gegenüber Mönchengladbach.

Mendig kennt die Probleme, die Mönchengladbach gerade hat, genau. Denn auch die Eifel-Gemeinde hatte vor sieben Jahren plötzlich eine große militärische Brachfläche, als die Bundeswehr die Kaserne für Heeresflieger aufgab. Auch Mendig verhandelte lange mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über künftige Nutzungen. "Ich weiß, wie das mit der BImA ist", sagt Bürgermeister Lempertz und klingt ehrlich mitfühlend. Mendig ist einen Schritt weiter. Das 187 Hektar große Gelände inklusive Start- und Landebahn in Betrieb gehört der Trierer Triwo AG. Sie hat dort schon Gewerbeflächen vermietet. Und eine definierte Nutzung sind Events.

Vor einem Jahr gab es das erste: das "Holi in Colors"-Festival, bei dem an zweieinhalb Tagen Stars der Electronic Dance Music auftraten und knapp 10 000 Besucher sich mit Unmengen von Farbpulver bewarfen. In Mendig wissen sie also, wie man Schallschutz, Naturschutz und Sicherheit bei einer Großveranstaltung gewährleistet. Sie wissen aber auch, dass die Dimensionen bei "Rock am Ring" ganz andere und entsprechend andere Abläufe vonnöten sind. "Wir haben in den vergangenen Monaten sehr eng und sehr konstruktiv mit dem Team von Marek Lieberberg an den zu klärenden Fragen gearbeitet. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Lempertz.

Einen entscheidenden Nachteil kann er indes nicht ausgleichen: Mendig liegt 32 Kilometer vom Nürburgring entfernt. Dort wird am Rock-am-Ring-Wochenende das Festival "Grüne Hölle" steigen. Zwei Festivals mit ähnlichem Konzept, die jeweils mit 80 000 Besuchern kalkulieren, und das in unmittelbarer Nachbarschaft? Das macht klar, warum Mendig wohl eher Lieberbergs Plan B ist, für den Fall, dass die Verhandlungen mit der BImA über das JHQ scheitern.

Bürgermeister Lempertz wirkt jedenfalls entspannt. "Das ist ein fairer Wettbewerb zweier toller Standorte, die die große Chance erkannt haben. Ich gönne auch Mönchengladbach das Festival", sagt er. Wohl wissend, dass seine Gemeinde die reelle Chance hat, weltberühmt zu werden. Und wohl wissend, dass alleine die Tatsache, seit Monaten beständig in einem Atemzug mit der Großstadt Mönchengladbach und mit "Rock am Ring" genannt zu werden, Mendig ganz neue Chancen eröffnen wird.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 5. September 2014

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