Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Freitag, 21. November 2014

Interview Marek Lieberberg: Dieses Festival hat eine Chance verdient

Konzertveranstalter Marek Lieberberg erklärt im Interview mit der Rheinischen Post, warum er sein neues Festival im JHQ um ein Jahr verschiebt, warum er an Mönchengladbach hängt - und was er gerade aktuell in die Stadt holt.


von Ralf Jüngermann

Mönchengladbach (RP).

Herr Lieberberg, warum werden Sie 2015 kein Festival in Mönchengladbach veranstalten?

Marek Lieberberg Es wird 2015 so viele Festivals wie noch nie in Deutschland geben. Mit der Grünen Hölle am Nürburgring, Rockavaria in München, Rock in Rio und Lollapalooza in Berlin sind nun von verschiedenen Veranstaltern vier neue Festivals angekündigt. Das ist meiner Überzeugung nach erheblich mehr, als der Markt verträgt. Das wird sich schon 2016 zeigen, dann wird sich dieser Markt konsolidieren. In diese Situation hinein wäre es Wahnsinn, ausgerechnet 2015 im JHQ zu starten. Zumal ich immer gesagt habe: Wir wollen nicht einfach ein weiteres Festival, sondern etwas Innovatives, DAS Festival. Das muss man aufbauen, das geht nicht von jetzt auf gleich. Und es geht auch so schnell in Mönchengladbach nicht.

Wie meinen Sie das?

Lieberberg Das JHQ ist ein ganz neuer Ort für Großveranstaltungen. Es ist ja nicht so, dass wir da vorfahren, aufbauen, loslegen und wieder abbauen. Das gilt vielleicht für bewährte Orte, wo alle Lizenzen da sind, alles erprobt ist. Aber in Mönchengladbach ist noch einiges zu klären, von dem man dann in den Folgejahren profitieren kann: der Lärmschutz, der Naturschutz, die Flächen für die Camper. Andere Nutzungen auf dem Gelände wie die Asylbewerberunterkunft. Vertragliche Dinge. Die Kosten für die Miete. Da ist noch eine Menge offen, was wir jetzt mit der nötigen Ruhe angehen können. Ein weiteres kommt dazu. Wir sind ein vergleichsweise kleines Team, nicht aus Kostengründen, sondern, um effizient zu bleiben. 30 Mitarbeiter stemmen alle Festivals, alle Tourneen. Schauen Sie auf unsere Homepage, dann sehen Sie, was das für ein Jahr wird. Wir schaffen es nicht, da noch eben die Entwicklung eines weiteren Festivals # in höchster Qualität dazwischenzuschieben. Ich selbst bin absolut an der Grenze dessen angekommen, was ich leisten kann. Das ist für mich persönlich ein sehr schwieriges Jahr aufgrund der Neuorientierung von "Rock am Ring".

Warum wollen Sie für die Fläche im JHQ weniger Miete zahlen, als Sie es für Rock am Ring getan hätten?

Lieberberg Weil es eine ganz andere Veranstaltung ist. Bei dem Festival im JHQ gehen wir zunächst von 35.000 bis 45.0000 Besuchern aus. Bis wir auf dem Niveau von Rock am Ring angekommen sind, vergehen ein paar Jahre. Kein Festival ist schon im ersten Jahr ein Riesenerfolg. Die Kosten für die Entwicklung sind aber beträchtlich. Aber worüber wir hier sprechen, ist nicht in eine ökonomische Frage. Es geht mir nicht darum, ob ich in Mönchengladbach genug Geld verdiene. Mönchengladbach ist für mich Emotion, Sentiment - darum mache ich das, und darum bleibe ich da auch weiter am Ball. Ich habe ganz wunderbare Menschen in Mönchengladbach kennengelernt. Kompetente, engagierte Politiker, egal welcher Couleur. Micki Hilgers, der ein toller Kerl ist. Fans, die Unglaubliches bewegt haben. Das darf nicht abreißen. Das liegt mir am Herzen. Deswegen lasse ich mich da von meinen Emotionen leiten.

Es gibt jetzt aber auch ganz andere Emotionen: enttäuschte Fans, die schreiben, Sie hätten Mönchengladbach längst abgeschrieben und suchten nur einen sanften Ausstieg. Was sagen Sie denen?

Lieberberg Ich habe kein doppeltes Netz. Ich spiele nicht falsch. Ich stehe zu meinem Wort. Ich habe immer zu jedem Stand des Verfahrens offen und ehrlich gesagt, wo wir stehen. Und das tue ich jetzt ganz genau so. Die Gründe, die ich hier darlege, sind die wirklichen. Andere gibt es nicht. Und ich habe Mönchengladbach überhaupt nicht abgeschrieben. Ganz und gar nicht.

Also aufgeschoben und nicht aufgehoben?

Lieberberg So ist es. Aktuell sorge ich dafür, dass im kommenden Jahr tolle Acts nach Mönchengladbach zu Micki Hilgers in den Hockeypark kommen. Da denke ich immer sofort an Mönchengladbach. Und das Festival im JHQ ist weiter fester Bestandteil unserer Planungen. Ich bin überzeugt, dass sich der Markt schon 2016 beruhigt hat. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, um diesem Festival im JHQ eine Chance zu geben. Das hat dieser wunderbare Ort und das haben vor allem die Menschen dort verdient.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 21. November 2014


Siehe hierzu auch Artikel vom 11. September 2014: Interview Marek Lieberberg: Ich bin hin- und hergerissen

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