Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Dienstag, 29. Juni 2021

Wo die Digitalisierung den Schülern der Paul-Moor-Schule hilft

Viele der 130 Schüler der Paul-Moor-Schule können nicht sprechen und nur eingeschränkt mit ihrer Umwelt kommunizieren. Die Schule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung hat mit ihrem digitalen Angebot den Schülern eine neue Welt eröffnet.


von Eva Baches

(RP). Mönchengladbach Seit 2016 forciert die Paul-Moor-Schule die Digitalisierung. Die Schule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung nahm am Digitalpakt und am Programm Gute Schule 2020 teil. Eine Medienarbeitsgruppe aus Lehrkräften entwickelt das Konzept stetig weiter. Das kommt auch Daniel zugute. Der 13-Jährige hat eine komplexe Behinderung: Er kann nicht sprechen. Ein spezielles Programm bietet ihm aber nun die Möglichkeit, seiner Umwelt mitzuteilen, was er möchte. Er kann Aufgaben dadurch selbst bewältigen. Daniel steuert die Oberfläche seines Monitors dabei mit Hilfe eines Sensors mit seinen Augen. So kann er auch an Projekten seiner Mitschüler teilnehmen.

Seine Schulkameradin Ella (Name geändert) präsentiert stolz am interaktiven Smartboard ein Märchenbuch, das sie und ihre Klasse mit der App "Book Creator" gestaltetet haben. Sie haben Fotos in der App hochgeladen, außerdem können die Schüler ihr Buch noch vertonen. Und hier kommt Daniel ins Spiel: Per Befehl mit den Augen lässt er sein Wolfsgeheul ertönen.

Lehramtsanwärterin Tinh Giang Nguyen benutzt das Smartboard aber auch, um mit ihren Schülern im Deutschunterricht das Kinderbuch "Die Olchis" zu lesen und zu besprechen. Durch Sprachboxen kann auch hier mit auditiven Elementen gearbeitet werden. "Was essen die Olchis?" fragt Tinh Giang Nguyen. Ella geht zum Bord und schiebt zielsicher die Dose in die Lücke. Ein großer grüner Haken und ein Applaus geben der Schülerin sofort zu erkennen: Das war richtig. Mit den iPads, die jede Klasse zur Verfügung hat, können auch interaktive Arbeitsblätter von den Lehrern gestaltet werden.

Ein ganz anderes Ziel verfolgen die Programme "GoTalk Now" und "MetaTalk". "Hier geht es um unterstützende Kommunikation. Damit helfen wir Kindern zu kommunizieren, die nicht sprechen können", sagt Lehrkraft Jutta Ahlers. "Wenn ich einen Schüler frage, was möchtest du? Dann hat er die Möglichkeit, mit der App aus verschiedenen Rubriken Symbole zu wählen, was er an Aktivitäten machen möchte oder ob er Mittagessen oder etwas trinken möchte. Die App gibt es dann als akustisches Signal nach außen", erklärt sie. Die App lässt sich für jeden Schüler personalisieren, sodass er Fotos von seiner Familie oder seinen Klassenkameraden hochladen kann, um zu sagen, mit wem er spielen möchte.

Programmieren geht auch mit "Lego Education". "Herzstück ist die Schnecke, der Motor. Er verbindet sich per Bluetooth mit der App. Der Schüler programmiert dann am iPad durch verschiedene Symbole, die aneinandergereiht werden, Milo, den Roboter", erklärt Lehrerin Elke Neumann. "Wir gehen im Unterricht weg von bildgebenden Medien hin zu digitalen Medien", sagt Schulleiterin Marion Middendorp.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 29. Juni 2021



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