Rheinische Post - Wegberg - Montag, 3. Oktober 2022
Erster Kinderverkehrsgarten eröffnet in Mouml;nchengladbach
Das bundesweit bislang einmalige Projekt soll Kindern einen geschützten Raum bieten, in dem sie Verkehrssicherheit lernen.
Die Idee aus Mönchengladbach überzeugte sogar das Bundesverkehrsministerium.
von Kurt Lehmkuhl
Hardt (RP).
Lea, Jannik, Lia, Emilia und Leo treten in die Pedale, was das Zeug hält.
Die vier- und fünfjährigen Mädchen und Jungen sind die ersten Fahrradfahrer,
die den brandneuen Kinderverkehrsgarten am
Familienzentrum Villa Sonnenschein an der Nikolausstraße in Hardt
in Beschlag nehmen dürfen.
Beobachtet von vielen Erwachsenen drehen sie ihre Runden auf dieser Anlage, die es bundesweit kein zweites Mal gibt.
Der Kinderverkehrsgarten ist ein Alleinstellungsmerkmal für den Hort und auch für die
Stadt Mönchengladbach,
wie Oberbürgermeister Felix Heinrichs und Sozialdezernentin Dörte Schall bei der Eröffnung stolz
vernehmen.
"Es gibt alles, was es auch auf den öffentlichen Straßen gibt", erläutert Landschaftsarchitekt Udo Fahl,
der den kindgerechten Verkehrsgarten konzipiert hat mit allem, was dazugehört:
Ampel, Kreuzung, Kreisverkehr, Fahrbahnverengung, Zebrastreifen, Schilderwald, einen Hügel – und Gefahrenquellen,
die ein Erwachsener im ersten Moment gar nicht wahrnimmt.
Überall locken spielerische Versuchungen, ein Klettergerüst, ein Beet, eine Bank.
"Die Kinder sollen lernen, sich im Verkehr zu bewegen und zugleich erkennen,
welche Gefahren auf sie lauern, wenn sie plötzlich auf die Straße rennen oder spielen wollen",
erläutert Anke Schmitz, die ebenso wie ihre Kollegin Melanie Rieger als
pädagogische Fachkraft den Kinderverkehrsgarten leitet und betreut.
Die Teststrecke mitsamt Parkhaus als Unterbringungsmöglichkeit für die Räder und Roller
ist dem Alter von Kindergartenkindern angepasst.
"Sie lernen hier spielerisch in einer geschützten Umgebung, sich sicher im Verkehr zu bewegen", sagt Anke Schmitz.
"Hier können sie hinfallen und wieder aufstehen.
Sie werden sicherlich auch Unfälle bauen und bei Rot über die Ampel fahren", ergänzt ihre Kollegin.
"Hier werden die Grundlagen für ein sicheres Verhalten im Straßenverkehr gelegt",
meint auch Polizeipräsident Mathis Wiesselmann.
Jugendverkehrsplätze gebe es bereits, mit dem Kinderverkehrsgarten würden in Mönchengladbach bundesweit Maßstäbe gesetzt.
Gleich zwei Zielgruppen hat er ausgemacht:
Da sind zum einen die Kinder, die spielerisch erlernen, sich sicher im Straßenverkehr zu verhalten,
und da sind zum anderen die Eltern, die Vorbildcharakter hätten und die von ihren Kindern zugleich noch etwas lernen könnten.
Selbstverständlich wird dieser Kinderverkehrsgarten nicht nur den Mädchen und Junge aus dem
Familienzentrum in Hardt vorbehalten sein.
In dem Pilotprojekt sollen alle Kindergartenkinder aus Mönchengladbach und der Region
in den Genuss einer kíndgerechten Verkehrserziehung kommen.
Es gibt nur eine Grundvoraussetzung zur Teilnahme: ein Helm.
"Ohne Helm läuft gar nichts", sagte Anke Schmitz.
Eine Helmfrage war übrigens der Auslöser für diese bundesweit einmalige Projekt:
Müssen Kinder eigentlich einen Helm aufsetzen, wenn sie auf einem Kita-Gelände Fahrradfahren?
Das Bejahen dieser Frage und die daraus folgenden überlegungen zwischen
Stadtverwaltung und
den Pädagogen des Familienzentrums mündeten schließlich im Projekt Kinderverkehrsgarten.
Im Dezember 2020 hatte der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie das Konzept dem
Bundesministerium für Digitales und Verkehr vorgelegt.
Die Idee, schon im Vorschulbereich Fahr- und Verkehrssicherheitstraining für alles,
was Räder hat, durchzuführen, überzeugte die Fachleute im Ministerium.
Ende Oktober 2021 erhielt die Stadtverwaltung einen Förderbescheid über 420.000 Euro.
Nach der Planung und einer viermonatigen Bauzeit konnte nun der Kinderverkehrsgarten,
der sogar über ein eigenes Ortsschild verfügt, in Betrieb genommen werden.
Nach "immer obenauf", mit dem seit 2019 Kindern die Wichtigkeit des Helmtragens beim Radfahren beigebracht wird,
ist der Kinderverkehrsgarten die zweite Maßnahme in Mönchengladbach,
um mehr Sicherheit im Straßenverkehr für die kleinsten Teilnehmer zu schaffen.
Noch fehlen einige Arbeiten, um den Verkehrskindergarten am
Familienzentrum Villa Sonnenschein komplett zu machen.
Die Funktionstüchtigkeit ist dadurch allerdings nicht beeinträchtigt.
Wie Landschaftsarchitekt Udo Fahl bei der Eröffnung sagte, werden noch zwölf Bäume, eine Hecke und Büsche gepflanzt.
Dies wird nach dem Ende der Vegetationsperiode geschehen.