Rheinische Post - Mönchengladbach - Samstag, 21. Januar 2023
Volksbank Mönchengladbach setzt Belohnung aus:
Der Kampf gegen explosive Raubzüge in Mönchengladbach
Beinahe täglich wird irgendwo in Deutschland ein Geldautomat gesprengt.
Anwohner in Hardt wurden in den vergangenen zwei Jahrenfünfmal durch Detonationen geweckt.
Was zu den Tätern und Sprengmittel bekannt ist und wie die Banken darauf reagieren.
von Gabi Peters
Hardt (RP).
Die Zahl der Geldautomatensprengungen nimmt zu.
Laut Landeskriminalamt detonierten im vergangenen Jahr 180 Mal Sprengsätze, um an Geldkassetten zu kommen.
Das sind 20 Prozent mehr Fälle als im Vergleich zu 2021.
Auch Mönchengladbach
scheint ein beliebtes Beuteziel für die organisierten Banden zu sein,
die es gezielt auf Geldautomaten abgesehen haben.
In Hardt gab es in den vergangenen zwei Jahren alleine fünf Geldautomatensprengungen.
Anwohner der Vorster Straße wurden am 17. Dezember 2022,
am 26. Oktober 2022,
am 6. Dezember 2021,
am 18. April 2020 und
am 4. März 2020 durch Detonationen geweckt.
In allen Fällen wurde zum Glück niemand verletzt, aber der Sachschaden war immens.
Während die Täter bis zum Jahr 2018 fast ausschließlich mit Gas die Geldautomaten sprengten,
werden seit 2019 vermehrt Explosionsstoffe eingesetzt.
Das teilt das Landeskriminalamt (LKA) mit. Und:
"Aufgrund der deutlich höheren Sprengwirkung von Explosivstoffen im Vergleich zu Gassprengungen
entstehen regelmäßig hohe Schadensbilder an Gebäuden und der umliegenden Infrastruktur
mit unkalkulierbaren Gefahren für unbeteiligte Dritte sowie eingesetzte Kräfte."
Auch zum Schutz von Anliegern und Unbeteiligten hat die
Volksbank Mönchengladbach
mit ihren Niederlassungen in Erkelenz, Meerbusch und Willich jetzt Konsequenzen gezogen.
In den vergangenen zwölf Monaten musste sie insgesamt sechs Sprengungen verkraften.
Neben der Mönchengladbacher Volksbank-Filiale in Hardt
hatte es auch die Erkelenzer Zweigstellen in Mitte und Gerderath getroffen.
Zuletzt, genauer am 10. Januar 2023, detonierten Sprengsätze in der Filiale Willlich-Anrath.
"Weil sich aktuell die Gefahrenlage weiter verschärft“,
nahm die Volksbank
nun einige Geldautomaten außer Betrieb.
"Die Verfügbarkeit der hauseigenen Geldautomaten für Ein- und Auszahlungen ist in acht
Selbstbedienungsfilialen (SB-Filialen sowie SBplus-Filialen) temporär nicht gegeben",
teilt die Volksbank Mönchengladbach mit.
Die dort angebotenen SB-Terminals für Kontoauszüge und überweisungen stünden jedoch weiterhin
uneingeschränkt zur Verfügung.
Die Kunden seien über diese Maßnahme durch Vor-Ort-Hinweisschilder informiert worden.
Tatsächlich hängen in einigen Filialen Schilder, auf denen steht:
"Aufgrund der anhaltenden Gefährdungslage durch mehrere Sprengungen steht Ihnen dieser Geldautomat
bis auf Weiteres nicht zur Verfügung."
In allen anderen 20 Volksbank-Zweigstellen, darunter in den Beratungscentern,
können die Kunden zu den Geschäftsöffnungszeiten die Geldautomaten für Ein- und Auszahlungen
nutzen.
In den Kompetenzcentern sei die Verfügbarkeit grundsätzlich immer in der Zeit von 5.30 bis 23.59 Uhr,
heißt es auf Anfrage.
Auch die weiteren SB-Automaten stünden zu der vorgenannten Zeit uneingeschränkt zur Verfügung.
Zudem könnten Bank- und Servicegeschäfte über das Kunden-Center der Bank unter der Rufnummer
02161 58610 erledigt werden, informiert die Volksbank.
Bereits im Jahr 2016 hatten Banken nach einer Serie von Sprengungen ihre Geldautomaten nach und nach gegen
sicherere ausgetauscht.
Jetzt stehen die Geldinstitute erneut im Kontakt mit der Polizei, um weitere Sicherheitsvorkehrungen zu schaffen.
Die Volksbank hat nach eigenen Angaben bisher die
Sicherheitsempfehlungen der Behörden und Versicherung umgesetzt und
dennoch habe sie diese "geschäftspolitische Entscheidung als Ad-hoc-Maßnahme unter dem Aspekt
des Schutzes der Anwohner und als Prävention vor weiteren Sprengungen getroffen."
Franz Dierk Meurers, Vorstandsmitglied der Volksbank Mönchengladbach sagt:
"Wir hatten auch schon Automatensprengungen, die zu Uhrzeiten stattfanden, wo durchaus schon Leute auf der
Straße waren."
Sobald sich die Lage ändert, würden die derzeit unvermeidbaren Vorsorgemaßnahmen den neuen
Bedingungen angepasst.
"Wir denken zurzeit über Sicherheitsmaßnahmen aber auch über verbesserte Serviceleistungen nach",
sagt Meurers.
Selbstverständlich würden die Kundinnen und Kunden über die sich verändernden Rahmenbedingungen
kurzfristig informiert.
Die Filiale in Hardt
habe die Landeskriminalamtes NRW ergaben,
dass die Täter überwiegend aus marokkanischen-niederländischen kriminellen Gruppen stammen,
die vorwiegend in und um Utrecht, Rotterdam und Amsterdam leben.
Die niederländische Polizei schätzt den Kreis auf rund 500 bis 700 Personen.
Dies erklärt auch die Vielzahl der Sprengungen.
Auch am gestrigen Freitag wurde von der Polizei wieder ein Fall gemeldet:
In Neunkirchen/Saarbrücken wurde ein Geldautomat in die Luft gejagt.