Rheinische Post - Mönchengladbach - Montag, 27. März 2023

15-Jähriger soll mit Bombe gedroht haben

Wegen der Drohungen fiel vergangene Woche an zwei Schulen in Hardt mehrere Tage der Unterricht aus. Die Polizei konnte nun einen Tatverdächtigen ermitteln. Der hat mit den betroffenen Schulen allerdings nichts zu tun.


von Gabi Peters

Hardt (RP). Nach den Bombendrohungen im Schulzentrum Hardt konnte die Polizei einen Tatverdächtigen ermitteln. Er ist 15 Jahre alt und soll seine folgenreichen Ankündigungen per E-Mail aus dem Ausland geschickt haben.

Am Donnerstag hatte es wegen einer Bombendrohung einen Polizei-Großeinsatz in Mönchengladbach-Hardt gegeben. Mehr als 1000 Schüler aus der Gemeinschaftsgrundschule und der Gesamtschule mussten aus der potenziellen Gefahrenzone gebracht werden. Kaum war der Polizeieinsatz beendet, folgte die nächste Drohung. Die Folge: Der Unterricht fiel für mehrere Tage aus, auch wenn kein Sprengstoff oder andere gefährliche Gegenstände in den Schulen gefunden wurden und die Polizei "keine konkreten Gefährdungserkenntnisse" hatte.

Der Hinweis einer Schülerin der Gesamtschule hat die Kripo in Mönchengladbach nun einen entscheidenden Schritt weitergebracht. Eine 13-jährige Schülerin der Gesamtschule Hardt hatte einem Lehrer der Schule berichtet, dass sie Informationen erhalten habe, die mit den Drohungen gegen die Schulen zusammenhängen könnten.

Die weiteren kriminalpolizeilichen Ermittlungen führten zu einer Zwölfjährigen, die ebenfalls die Gesamtschule besucht. Dem Mädchen, so teilte die Polizei mit, lagen die Inhalte der Drohmails aus dem Ausland vor.

Beide Schülerinnen seien zwischenzeitlich im Beisein der Erziehungsberechtigten von Ermittlern ausführlich zum Sachverhalt angehört worden. "Bislang gehen wir nicht davon aus, dass die Mädchen an den Drohungen gegen die Schulen beteiligt waren", sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag. "Unsere Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen".

Die Zwölfjährige habe bei ihrer Anhörung angegeben, in Kontakt mit einem 15-jährigen Jugendlichen aus dem Ausland zu stehen. Von diesem habe sie via Social Media Nachrichten erhalten, die Drohungen gegen die Gemeinschaftsgrundschule Hardt enthalten. Die Ermittler stellten fest, dass diese erhaltenen Nachrichten tatsächlich inhaltsgleich mit den per E-Mail übermittelten Drohschreiben an die Grundschule Hardt sind.

Aus welchem Land die Droh-Mails verschickt wurden, will die Polizei nicht verraten, nur soviel: "Sie waren in deutscher Sprache verfasst", wie die Polizeisprecherin auf Anfrage mitteilte.

Der 15-Jährige steht nun unter dem Tatverdacht, aus dem Ausland heraus mehrere E-Mails mit Androhungen von Straftaten an die Gemeinschaftsgrundschule Hardt verschickt zu haben. Erhärtet sich der Verdacht, dann drohen dem Jugendlichen empfindliche Strafen. Bis zu drei Jahre Haft sieht das Gesetz bei einer "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" vor. Außerdem könnte die Polizei die Kosten für ihren Einsatz in Rechnung stellen. In Krefeld ist dies gerade so geschehen. Dort hatte im Januar ein 16-Jähriger aus Baden-Württemberg mit einem Amoklauf an einem Gymnasium gedroht. Jetzt soll er knapp 40.000 Euro für den Polizeieinsatz bezahlen. Dass er minderjährig ist, entbinde den 16-Jährigen nicht von seiner Zahlungspflicht, berichtete die Krefelder Polizei.

Auch in Kärnten werden einem 14-Jährigen, der an eine Schultoilette eine Bombendrohung an eine WC-Wand schrieb, die Kosten für den nachfolgenden Polizeieinsatz in Rechnung gestellt. In dem österreichischen Bundesland hatte es in den vergangenen Wochen eine ganze Serie von Drohungen an Schulen gegeben. Offenbar gab es viele Nachahmer. Ermittelt wurden verschiedene Tatverdächtige.

Warum der 15-Jährige im Mönchengladbacher Fall die Drohungen schickte, muss noch genau ermittelt werden. Zu den beiden Schulen habe er keinen Bezug, außer dass er mit der zwölfjährigen Gesamtschülerin in Kontakt stand, sagte die Polizeisprecherin. Als Motivlage stehe im Raum, dass die Drohschreiben möglicherweise bewirken sollten, dass der Unterricht ausfällt. Wollte der Tatverdächtige der Zwölfjährigen imponieren?

Die Auswertung von Beweismitteln und die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an. Die Schüler in Hardt und deren Eltern sind auf jeden Fall erleichtert, dass nun ein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte. "Diese Nachricht ist sehr erleichternd und wird den Kindern auch helfen, das Erlebte zu verarbeiten", schreibt eine Mutter in den sozialen Medien.

Die Polizei will am Montag auf jeden Fall Präsenz zeigen am Schulzentrum in Hardt. "Wir wollen als Anprechpartner für Schüler, Eltern und Lehrer vor Ort sein", sagte die Polizeisprecherin, auch wenn jetzt ein Tatverdächtiger ermittelt sei. Dieser befinde sich weiterhin im Ausland.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 27. März 2023



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