Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Dienstag, 26. März 2024

Absage für "Eisernen Rhein"

Nach einer Klarstellung des Bundesverkehrsministeriums ist eine Güterzugtrasse mitten durch Wegberg vom Tisch, stattdessen wird in der Region eine andere Variante bevorzugt. Ein kleines Hintertürchen bleibt jedoch.


von Christos Pasvantis

Wegberg (RP). Durch einen bekannt gewordenen Schriftwechsel aus der Politik war im Februar in Wegberg Staub aufgewirbelt worden: Die Angst vor dem "Eisernen Rhein", einer Güterzugtrasse mitten durch die Stadt und durch das Meinweggebiet hatte neue Nahrung erhalten. Nach einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Michael Theurer (FDP) an den Bundestagsabgeordneten des Kreises Heinsberg, Wilfried Oellers (CDU), ist nun klar: Ein "Eiserner Rhein" in Wegberg spielt in den Überlegungen der Politik keine Rolle. "Die Reaktivierung der historischen Route des Eisernen Rheins wird derzeit nicht weiterverfolgt", schreibt Michael Theurer, Beauftragter der Bundesregierung für Schienenverkehr.

Mit der "historischen Route" ist ein einst einmal diskutierter Trassenverlauf unter anderem durch Wegberg gemeint - und dass in dem ursprünglichen Schreiben Theurers an seinen Parteifreund Markus Herbrand (Euskirchen) lediglich von einer "Reaktivierung" der Planungen die Rede gewesen war, schuf in Wegberg den Nährboden für neue Spekulationen. Diese sind nun ausgeräumt. "Nach der Berichterstattung im Februar sind wir wieder intensivst tätig geworden", sagt Günter Arnolds. Der Wegberger spricht für ein Netzwerk aus Bürgerinitiativen verschiedener Kommunen, auch aus den Niederlanden, das vor allem in den 2000er Jahren erfolgreich aktiv war, um die historische Route des Eisernen Rheins zu verhindern.

Auch Arnolds ist sehr froh über diese schriftliche Entwarnung. Der CDU-Abgeordnete Wilfried Oellers zeigt sich ebenfalls "erleichtert" über die Nachricht: "Damit ist der Wegberger Bevölkerung die Unsicherheit zunächst einmal genommen, die ich durch mehrere Zuschriften seit dem Artikel feststellen konnte."

Gleichwohl gibt es keine Zweifel daran, dass die Bundesregierung den "Eisernen Rhein", also eine zusätzliche Bahnverbindung vom Antwerpener Hafen bis ins Ruhrgebiet, nach wie vor umsetzen möchte. Dies bekräftigt auch Theurer in seinem Schreiben noch einmal. Über Antwerpen sagt er: "Der Hafen gilt als wichtigster Polymer-Hub und beheimatet Europas größten integrierten Chemie- und Petrochemiecluster." Durch den antizipierten Rohstoff- und Energieträgerwandel rechne man mit einer "wachsenden Bedeutung dieser Anbindung". Die Bestandsstrecke, die sogenannte "Montzenroute" über Aachen sei ausgelastet und nicht ausbaubar. "Infolgedessen könnten zusätzliche Kapazitäten nur an anderer Stelle geschaffen werden", so Theurer - nicht jedoch im Raum Wegberg.

Ebenfalls aus dem Rennen scheint die diskutierte Variante von Schienen entlang der A52, die schlichtweg zu teuer wäre. Favorisiert wird von der Bundesregierung daher die sogenannte Rhein-Ruhr-Rail-Connection, auch 3RX-Route genannt. Diese würde von Antwerpen über Roermond und Venlo auf Viersener Kreisgebiet die Grenze überqueren und von Kaldenkirchen aus weiter nach Mönchenglabach beziehungsweise Duisburg führen. "Dem Vorhaben wurde 2016 bei der Unterstellung der Ausbauten in Belgien und den Niederlanden ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis bescheinigt", so Theurer. Zu einer Einigung der drei Länder ist es bis heute aber nicht gekommen. Das soll dem Vernehmen nach vor allem daran liegen, dass der Nutzen für die Niederlande zu gering wäre.

Was auch immer das Ergebnis dieser Verhandlungen sein wird: Für die Wegberger herrscht in dieser Sache nun wieder Ruhe - wobei es durchaus noch eine Hintertür gibt. Denn auch Günter Arnolds ist nicht verborgen geblieben, dass Michael Theurer die Worte "derzeit nicht weiterverfolgt" gewählt hat. "Es bleibt also ein ganz kleines ABER", sagt Arnolds. Zudem möchte das Bundesverkehrsministerium ergebnisoffen weitere Umsetzungsmöglichkeiten prüfen, zum Beispiel als Teilmaßnahme zur Beseitigung von Kapazitätsengpässen oder im Zuge einer Neubewertung auf Basis der anstehenden Verkehrsprognose 2040. "Hier werde ich weiter wachsam sein und mich dafür einsetzen, dass die historische Trasse nicht kommt", sagt Wilfried Oellers.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 26. März 2024


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