Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Freitag, 22. November 2024

Wegberger Politik spricht sich gegen neue Bahnstrecken aus

Unvorbereitet tauchen in der Regionalplanung in Wegberg zwei Bahnlinien auf, die längst stillgelegt wurden. Stadt und Rat erwirkten eine Dringlichkeitsentscheidung und verfassten eine neue Stellungnahme.


von Vera Straub

Wegberg (RP). In Elmpt entsteht derzeit auf dem ehemaligen Militärflughafen ein neues, großes Gewerbegebiet, das beinahe täglich Fortschritte macht. Um das Gelände auch optimal anzubinden, ist ein neuer Anschluss an die Autobahn 52 in der Diskussion. Für Aufsehen sorgen jetzt einzelne Formulierungen der Bezirksregierung Düsseldorf bezüglich einer möglichen Bahntrasse. Und genau an dieser Stelle kommt die Stadt Wegberg ins Spiel, denn durch ihr Gebiet soll diese Bahntrasse führen. Hintergrund ist, dass die Bezirksregierung Köln, zu deren Bereich Wegberg gehört, ihren Regionalplan aktuell fortschreibt.
Dort heißt es: "Es wird dringend darum gebeten, die Fortsetzung der Schienentrasse auf dem Gebiet der Stadt Wegberg bis zum Anschluss an die Bestandsstrecke zeichnerisch in den Regionalplan Köln aufzunehmen." Und weiter: "Der Erhalt der Möglichkeit einer eventuellen Reaktivierung dieser Strecke ist von großer regionaler Bedeutung." Wird hier also ein Anschluss an das Schienennetz geplant?

Allein die Möglichkeit bringt Unruhe in die Stadt. Denn klar: Viele Wegberger werden sich auch für Umwelt- und Klimaschutz starkmachen wollen und dafür auf Annehmlichkeiten verzichten. Aber klar ist auch, dass mindestens genauso viele sagen: "Aber nicht so." Zwar kann es so gut wie ausgeschlossen werden, dass die alte Trasse jemals wieder zum Leben erweckt werden soll, aber dennoch: Die Wegberger Fraktionen wollen den Anfängen wehren.
Während in der Sitzung des Bauausschusses vom 5. November noch niemand Notiz von diesen beiden Linien im zweiten Planentwurf zur Neuaufstellung des Regionalplans für den Regierungsbezirk Köln genommen hatte, wurde es schließlich eilig: Im Rahmen einer Dringlichkeitsentscheidung wurde eine Ergänzung der städtischen Stellungnahme beschlossen.

Den Anstoß dazu lieferte die Wegberger SPD mit ihrem Fraktionsvositzenden Mark Bonitz. "Wir haben Kenntnis davon erhalten, dass die Bezirksregierung Düsseldorf die Bezirksregierung Köln dazu aufgefordert hatte, die alten Bahntrassen aufzunehmen", berichtet Bonitz. Es handelt sich dabei neben den neu dargestellten Schienenwegen der ehemaligen Bahntrassen "Wegberg-Dalheim - Niederkrüchten" auch um die Strecke "Wegberg-Dalheim - Wassenberg". "Der Grund für diese extra Mitteilung hat sich uns nicht erschlossen." Also wurde kurzerhand zwei Tage, nachdem dieser Sachverhalt im zuständigen Ausschuss nicht zur Sprache gekommen war, ein interfraktionelles Treffen einberufen, in das auch Bürgermeister Christian Pape und der Ausschussvorsitzende Sascha Jetten involviert waren. "Die Seismografen rund um den Eisernen Rhein schlagen auch bei diesem Thema sensibel an", erläuterte Mark Bonitz. Das Zeitfenster, in dem die Städte und Gemeinden ihre Stellungnahmen abgeben können, ist nicht sonderlich groß. Deshalb mussten sich die Wegberger beeilen. "Dankenswerterweise haben auch die Erste Beigeordnete Christine Karneth und die Technische Beigeordnete Ellen Neudek schnell reagiert. Das hat sehr gut geklappt."

Unterm Strich steht: Wenn auch nicht einstimmig, so sind die Fraktionen mehrheitlich gegen die Aufnahme der beiden Bahnstrecken in den Regionalplan. "Am Ende des Tages hätte die Stadt Wegberg mit ihren Bürgerinnen und Bürgern die ökologischen Folgen von Bahnstrecken zu tragen, die keinen Nutzen bringen. Wir wollen keinen Güterverkehr und auch keinen Eisernen Rhein", so Bonitz. Diese Meinung tragen auch die CDU, Aktiv für Wegberg, die FDP und die Freien Wähler mit: "Aufgrund der zu befürchtenden erheblichen Beeinträchtigungen für das Stadtgebiet durch Lärm- und Erschütterungsbelastungen einer entsprechenden Güterverkehrsverbindung sollte die Darstellung des Schienenweges Wegberg-Dalheim - Niederkrüchten im Regionalplan kategorisch abgelehnt werden", heißt es in der Stellungnahme. Die Darstellung des Schienenweges "Wegberg-Dalheim - Wassenberg" sollte ebenfalls abgelehnt werden, da dieser zukünftig nicht für eine Verbindung von Mittel- und Oberzentren fungieren kann. "Somit werden keine raumbedeutsamen Siedlungsflächen miteinander verbunden."

Vamos Wegberg und die Grünen indes vertreten eine andere Meinung: "Ich bin erstaunt, dass so viele Fraktionen gegen diese Trassen sind. Die Grünen sind noch nicht bereit, den Bahnverkehr, der in 20 Jahren den Individualverkehr entlasten könnte, abzulehnen. Die Verkehrswende ist wichtig und diese Strecken wären auch dazu da, sie einzuleiten", sagt Tobias Arndt von den Grünen. "Ich glaube nicht, dass wir den Lkw-Verkehr vor der Tür haben wollen." Knut Müller ergänzt: "Wir verbauen uns dadurch die Möglichkeit einer weiteren Vernetzung und werden nicht attraktiver für Menschen aus Düsseldorf, Köln etc."

Was letztendlich im Regionalplan stehen wird, bleibt abzuwarten.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 22. November 2024


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