Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Mittwoch, 23. April 2025
Ein echtes Erlebnis für Waldbesucher
Vor wenigen Tagen wurde der erste Walderlebnispfad im Hardter Wald offiziell vorgestellt. Ob musizieren, balancieren oder ausgraben – es gibt viele Angebote.
Welche Stationen der Erlebnispfad bietet und warum es nirgendwo einen Mülleimer gibt.
von Jule Rütters
(RP).
Den Wald mit allen Sinnen erleben.
Nicht selten braucht es dafür heutzutage oft mehr als nur den Wald an sich,
weil das Wissen, die Zeit und die Aufmerksamkeit dafür fehlen, was Natur überhaupt bedeutet.
Helfen kann der Walderlebnispfad, der jetzt im Hardter Wald offiziell eröffnet wurde.
Neben den Waldlehrpfaden, die die Mags
bereits in mehreren Waldstücken in der Stadt errichtet hat,
ist der neue Walderlebnispfad das erste interaktive Waldprojekt der Stadttochter.
Der Pfad geht über eine Strecke von zwei Kilometern und liegt zwischen Herzpark und Birkmannsweg.
Jede der 20 Stationen, die keinem besonderen Muster folgen,
sodass überall eingestiegen oder aufgehört werden kann, lädt kleine und große Besucher dazu ein,
den Wald mit verschiedenen Sinnen zu erleben.
Ab einem Alter von drei Jahren könnten Kinder den Pfad nutzen, erklärt Stefanie Henze,
die das interaktive Projekt mit der Mags entwickelt hat.
Auch inspiriert durch ihre eigenen Kinder, die bei der Eröffnung dabei waren,
konzipierte die Diplom-Biologin den Erlebnispfad im Auftrag der Mags.
Als zweifache Mutter kennt sie nur zu gut die Situation,
dass Kinder sich bei einem gewöhnlichen Waldspaziergang oft über Langeweile beklagen.
Ein Spielplatzersatz ist der Pfad dennoch nicht geworden.
Zwar bestehen drei der 20 Stationen aus Spielgeräten, der Fokus liegt aber darauf,
sich mit allen Sinnen mit der natürlichen Umgebung auseinanderzusetzen – auch als erwachsene Person.
Wie laut ein Eichhörnchen in der Baumkrone die scharfen Krallen eines den Baumstamm hochkletternden Baummarders
hört, kann beim Eichhörnchentelefon erlebt werden.
An der Station Weitsprung erfahren Waldbesucher nicht nur die Sprungweite von Flöhen und Füchsen,
sondern können selbst ihre eigene Sprungfähigkeit mit der von Waldtieren vergleichen.
Zu etwas mehr Entspannung lädt der Barfußpfad ein.
Mit nackten Füßen können Besucher fünf verschiedene Waldböden erspüren
und damit sowohl die eigene Fußmuskulatur stärken als auch bewusst erleben,
wie sich natürliche Materialien anfühlen.
Während diese Stationen eine gewisse physische Flexibilität erfordern,
ist der Großteil des Pfades so gestaltet, dass auch Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind,
daran teilhaben können.
So lädt ein Kino dazu ein, statt der nächsten Serie einfach einmal der Natur zuzuschauen.
Es gibt eine Geräusche-Landkarte, bei der die einzige Aufgabe ist,
dem Wald zuzuhören und das Geräusch zu beschreiben oder aufzuzeichnen.
Eine Station weiter lassen sich Bilder von Rinden den Bäumen zuordnen und Tieren ihren Spuren.
Zwischendurch kann das eigene Waldwissen anhand eines Quiz getestet werden.
Wer die Lösung vermisst, sollte sich noch mal fragen, wo er gerade ist.
Die Natur lebt von Veränderung - das lässt sich an manchen Stationen sehr genau beobachten.
Der von zwei Seiten begehbare Tunnel, der jetzt mit braunen Blättern befüllt ist,
wird durch die tierischen Bewohner in wenigen Monaten wahrscheinlich anders aussehen.
Auch die Station, die zum Knacken der Baumfrüchte einlädt, verändert sich im Laufe der Jahres.
Dass das Thema Umweltbildung eine große Rolle bei der Konzeption des Pfades gespielt hat,
merkt man auch an mehreren Tafeln, die den Nährstoffkreislauf erläutern oder Aufschluss darüber geben,
wie Papier- oder Verpackungsmüll recycelt wird.
Passend dazu haben die Mitarbeiter der Mags
für den Bau der Stationen fast ausschließlich Holz aus den Beständen des Hardter Waldes genutzt,
mit Ausnahme der drei gekauften Holzspielgeräte.
Obwohl die Mags den meisten als Unternehmen bekannt ist,
das für die Müllabfuhr sorgt, ist hier im Walderlebnispfad das Gegenteil der Fall.
Nicht mal an der Schutzhütte am Ende des Pfades findet sich ein Mülleimer.
Theoretisch könnte das in einer Gesellschaft,
an der an jeder Ecke ein Abfalleimer steht und trotzdem jedes Jahr zum kollektiven Müllsammeln geladen wird,
zu Unverständnis führen.
Praktisch ist die Entscheidung die Konsequenz daraus, was ein Wald eigentlich ist.
Ein Ort für und von Tieren, an dem Menschen rücksichtsvolle Besucher sein sollten.