Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Samstag, 24. Mai 2025
Hinter den Kulissen des Spargelstechens
Nur wenige Wochen im Frühjahr ist das Stangengemüse erhältlich.
Das, was frisch und gewaschen in Supermärkten und Hofläden verkauft wird,
ist zunächst mühsame Feldarbeit für Landwirte.
von Alina Hüsemann
HARDT (RP).
Die sogenannte "Spargelspinne" hebt bei ihrer Fahrt über das Feld stetig die Folie über
dem gehäufelten Damm an.
Während die Erde für einen kurzen Moment frei liegt, muss Klaus Zenzes schnell sein und genau hinsehen,
wo die Spargelköpfe aus dem Boden schießen - dann sticht er gekonnt zu.
Das Gemüse lagert er direkt in einer Kiste, die auf der Maschine platziert ist.
Es sieht von außen betrachtet ziemlich leicht aus, doch ist es mühsame Handarbeit.
"Schwere Arbeit ist relativ", entgegnet der 55-Jährige und grinst.
Dann holt er routiniert eine Stange nach der nächsten aus dem Erdboden heraus.
Mit seinem Auto fährt Zenzes auf das etwa 800 Meter weit entfernte Feld, auf dem er alleine arbeitet.
Im Kofferraum lagert er später die mit Spargel gefüllten Kisten,
die er dann wieder zum Hof zur Weiterverarbeitung zurückbringt.
Hauptsächlich weißen Bleichspargel hat er, auf drei Reihen wächst aber auch der grüne.
Zenzes Arbeitszeit variiert dort draußen je nach Wetter, manchmal seien es acht Stunden nur auf dem Acker:
"Bei heißen Wochen explodiert der Spargel – zack ist er da,
auch wenn man zwei Tage zuvor nichts gefunden hat."
Täglich erntet Zenzes etwa bis zu 16 Reihen.
"Es ist machbar", sagt der 55-Jährige, als wäre es kinderleicht.
Klar, denn er weiß genau, wie es funktioniert:
den Kopf finden, den Spargel ein wenig ausbuddeln und schräg mit dem Stechmesser in die Erde hinein.
Dabei muss er aufpassen, dass das Stangengemüse nicht zu kurz gerät.
"Mindestens 25 Zentimeter muss er lang sein, besser etwas länger."
Seit fünf Wochen ist Zenzes schon mit dem Stechen beschäftigt
und hat bis dato als Rohware etwa 3500 Kilo Spargel geerntet.
Am Ende wird jede Stange noch auf Länge geschnitten.
"Als Verkaufsware geht von der Menge durchschnittlich noch ein Drittel runter."
Dieses Jahr begann die Saison für den Tomperhof zwei Wochen früher als sonst.
"Der März war relativ warm und trocken.
Das hat uns in die Karten gespielt und wir hatten bereits am 4. April den ersten Spargel.
Normalerweise fangen wir um den 20. herum an."
Die Pflanzzeit ist im März und April.
Feuchte Bedingungen seien für Spargel nicht ideal.
Der Boden muss trocken und locker sein, damit der Damm gehäufelt, also die Erde darüber geschichtet,
werden kann.
Zudem sei Wärme essenziell - auch nachts, wie Zenzes erklärt.
Er zeigt dabei auf die mit Folie überdeckten Dämme:
"Damit sie die Wärme behalten und kein Licht drankommt, sonst verfärben sich die Köpfe.
An warmen Tagen mit viel Licht liegt die weiße Seite oben drauf,
an kühleren die schwarze." Nur zum Stich wird die Folie kurz abgenommen.
"Wir hatten kürzlich tagsüber 25 bis 28 Grad und dazu warme Nächte.
Da wächst Spargel extrem gut.
Wasser muss nicht jeden Tag sein, da reicht ein guter Schauer die Woche", weiß der Landwirt zu berichten.
Nicht ohne Grund ist das Feldprodukt im Handel hochpreisig.
"Der Spargel wird mehrmals angepackt, ehe er auf dem Teller liegt."
Nachdem die Feldarbeit für Zenzes erledigt ist, er die gesammelten Spargelkisten auf den Hof gebracht hat,
kommen sie sofort in einem separaten Raum für eine Stunde in einen mit Wasser gefüllten
Regenwassertank - zum Abkühlen.
Gleichzeitig löst sich der grobe Dreck, der noch an dem Gemüse klebt.
Anschließend werden die einzelnen Stangen auf ein kleines grünes Fließband gelegt
und durch eine "Waschstraße" befördert,
wo sie maschinell zweimal gebürstet und auf Länge geschnitten werden.
Unter der Schneide parkt noch eine Schubkarre, wo die Endstücke nach und nach hineinfallen.
Diese werden nicht mehr gebraucht.
Die auf etwa 22 Zentimeter getrimmten einzelnen Stangen fahren aus der Metallbox heraus
und werden nun von Mitarbeitern in verschiedene aneinandergereihten Kisten sortiert:
dick, mitteldick, dünn, krumm, grüner Spargel, Köpfe.
Je nach Sortierung variieren später die Preise.
Etwa drei Personen arbeiten täglich circa zwei Stunden an der "Waschstraße",
an deren Ende vom Dreck am Gemüse nichts mehr zu sehen ist.
Schließlich werden die nun frischen, sauberen und geschnittenen Stangen in dem anliegenden Hofladen
präsentiert und zum Verkauf angeboten.
Dort arbeitet Verena Viezens.
Sie empfiehlt, den Spargel mal roh zu probieren.
"Das hat was Kohlrabi-ähnliches", sagt sie.
Anders als bei gekochtem Spargel, den man nur geschält genießen könne,
sei roher Spargel sowohl mit als auch ohne Schale essbar, sind sich Zenzes und Viezens einig.