Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Samstag, 22. November 2025

Bundeswehr will 150 Hektar im JHQ für sich

Nur ein kleiner Teil des ehemaligen Militärgeländes im Mönchengladbacher Westen wird für ein Abschiebegefängnis benötigt. Für weitere Flächen hatte die Stadt auf eine Zusage gehofft – wird aber zunächst enttäuscht.


von Carsten Pfarr

Mönchengladbach (RP). Das einstige "Joint Headquarter" (JHQ) der britischen Streitkräfte und der Nato könnte künftig wieder militärisch genutzt werden. Das bestätigt ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr auf Anfrage unserer Redaktion: "Die Bundeswehr beabsichtigt, zwei Teilflächen des ehemaligen JHQ von einer Größe von insgesamt circa 150 Hektar zu nutzen." Damit reserviert sich der Bund etwa ein Drittel des Areals, auf dem bereits eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes betrieben wird und auf dem ein Abschiebegefängnis gebaut werden soll.

Wie genau die Bundeswehr das Gelände nutzen möchte, ist noch unklar. Der Bau einer Kaserne soll im Gespräch sein, heißt es. Der Sprecher der Bundesbehörde geht nicht näher auf die vorgesehene Nutzung ein und gibt an, dass es "in dieser Phase des nun begonnenen Prüfungsprozesses" noch nicht möglich sei, "konkrete Verwendungen von Liegenschaften im Einzelfall zu benennen". Weiter erklärt er, dass die "Strategischen Liegenschaftsreserven" dem "Optionserhalt für einen Aufwuchs der Bundeswehr" dienen, dass sie "potenziell geeignet für eine künftige militärische Nutzung" seien und dass in einem Folgeschritt die Bedarfe konkretisiert werden. Das Bundesverteidigungsministerium hatte Ende Oktober die Umwandlung von 200 (ehemals) militärisch genutzten Liegenschaften ausgesetzt. Dazu zählen auch das JHQ-Hauptareal (376 Hektar), der Wegberger Militärkomplex (95 Hektar) und die Niederrheinkaserne (neun Hektar). Anfang der Woche war bekannt geworden, dass der Bund auf einen Teil des JHQ-Geländes verzichtet, um dem Land den Bau eines Abschiebegefängnisses zu ermöglichen. Nach Informationen unserer Redaktion braucht es dafür etwa neun Hektar. Zudem wird das Moratorium zur Konversion der Niederrheinkaserne aufgehoben, damit die NEW dort einen Interkommunalen Busbetriebshof bauen kann.

Wie viel Fläche des JHQ aus dem Moratorium genommen wird, lässt der Sprecher des Bundesamts unbeantwortet. Er macht aber klar, was neben der Bundeswehr seinen Platz finden soll – und was nicht: "Im Übrigen ist die Bundeswehr mit der Nutzung des JHQ durch Land (für Landespolizei, Erstaufnahmeeinrichtung und Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige) und Zoll einverstanden." Damit ist eine Nutzung durch die Stadt aktuell nicht vorgesehen. Die wollte eigentlich ein etwa 60 Hektar großes Gewerbegebiet im JHQ schaffen.

"Wir müssen uns jetzt mit dem Land verständigen, was mit den weiteren Flächen im JHQ passiert", sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) im Gespräch mit unserer Redaktion. Er hoffe auf die Möglichkeit, trotz der großflächigen Nutzung durch den Bund Gewerbeflächen auf dem Militärgelände ansiedeln zu können. Ganz einfach wird das nicht. Die Erstaufnahmeeinrichtung wird bleiben, das Abschiebegefängnis kommt dazu, außerdem sind die Bereiche um den Knippertzbach schützenswerte FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat). Heinrichs erklärte den Bedarf damit, dass nirgendwo sonst in Mönchengladbach ein so großes zusammenhängendes Gewerbegebiet entstehen könne wie im JHQ. Das zeigt das 2014 aufgestellte Gewerbeflächenkonzept, auf das die Stadt womöglich zurückgreifen muss.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Klenner berichtet, dass bereits Anfragen laufen, welche der weiteren Nutzungen auf dem JHQ zwingend nötig sind und ob es nicht doch die Möglichkeit für Gewerbeflächen gibt. Auch habe das Land zugesichert, bei der Realisierung von Gewerbeflächen an anderen Orten zu unterstützen. Klenner betont: "Bei der Betrachtung dürfen die Flächen nicht nach reinen Hektaren gegeneinander aufgerechnet werden. Wir müssen die Möglichkeit für Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung schaffen."

Einig sind sich Klenner und Heinrichs, dass die Ansiedlung der Bundeswehr ihre guten Seiten hat: "Wir freuen uns, dass die Bundeswehr sich in Mönchengladbach ansiedelt. Es ist gut für den Standort, schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung", sagt der OB. Ähnlich sieht das der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings: "Das ist eine gute Sache für die Stadt und wird positive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben", versichert er. "Dass die Stadt zuletzt andere Erwartungen an den Standort hatte, ist verständlich. Wir können aber nicht sagen, dass wir eine stärkere Verteidigung haben wollen – aber bitte nicht durch Flächen bei uns." Er sei "optimistisch, dass Teilbereiche eine andere Nutzung erhalten könnten".



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 22. November 2025


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