Rheinische Post Nr. 199 - Montag, 27. August 1951


20000 beim Volksfest in Hardt

Jubiläumsfeier der St. Nikolausbruderschaft - Ein Volksfest in bester Harmonie


M.GLADBACH-HARDT. Festlich klangen die Glocken am Samstagnachmittag zur Einleitung der 500-Jahr-Feier der St. Nikolaus-Bruderschaft. Selten hat Hardt in solch einmütiger Geschlossenheit die Straßen geschmückt. Von Vorst bis Tomp bildete das lange Dorf eine einzige Allee von frischem Grün und bunten Fahnen. Traditionsgemäß begann die Veranstaltung mit der Errichtung des Königsmaien. Mit seinen 31 Meter ist er der größte Maibaum, der je in Hardt gestanden hat. Ein wenig Herzklopfen mögen die vielen Zuschauer schon gehabt haben, als dieser Riese durch eine Motorwinde spielend in die Höhe gezogen wurde. Schmiedemeister Adam Schatten führte seinen Auftrag zuverlässig durch. Abends fand sich die Bruderschaft zu einem Festbankett im Saale Pauen zusammen. Sieben Jubilare. Ratsherr Josef Jansen, der Präsident Gottfried Hendrick, Heinrich Stams, Anton Leven, Karl Beines, Wilhelm Pillen und Edmund Hansen wurden durch Pfarrer Sommerhäuser geehrt. Auf den Wahlspruch der Bruderschaft eingehend, bezeichnete er sie als das Fundament christlichen Gemeinschaftslebens. Nur durch den Glauben der Tat sei eine Veredlung unserer heutigen Gesellschaftsform zu erreichen.

Strahlender Sonnenschein lag am Sonntagmorgen auf dem Schulhof, als Weihbischof Dr. Hünermann das feierliche Pontifikalamt zelebrierte. Anschließend fand eine Ehrung der Gefallenen und des verstorbenen Ehrenpräses Pfarrer Orth auf dem Kirchplatz statt mit Kranzniederlegung in der Gedächtniskapelle der Kirche.

In den ersten Nachmittagsstunden begann allmählich der Gästestrom zu wachsen. Straßenbahnen, die in verstärktem Maße eingesetzt waren, führten immer neue Menschenmassen heran. Etwa 20000 mögen es gewesen sein, die die Straßen säumten. Klingende Marschmusik kündigte das Herannahen des Festzuges an. Auf der Ehrentribüne hatten inzwischen die Gäste Platz genommen. Weihbischof Dr. Hünermann, der Generalpräses, Geistl. Rat Prälat Dr. Louis aus Leverkusen, Propst Koenen und die Hardter Pfarrgeistlichkeit als Vertreter der Stadt Oberbürgermeister Nonnenmühlen und die Ratsherren Jansen und Schramm, als Vertreter der Verwaltung Oberstadtdirektor Dr. Fleuster und Verwaltungsinspektor Dohr, als Vertreter des verhinderten Hochmeisters Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Dyck der Vize-Diözesanbundesmeister Schulrat Lankes (Viersen) und Bundesmeister Lennartz. Dann zogen sie vorbei in vorbildlicher Haltung die zahlreichen Gastbruderschaften mit der Jubiläumsbruderschaft und anderen Hardter Vereinen. Die Spitze hatte Neuwerk, es folgten dicht aufgeschlossen Wegberg, Eicken, Dahl, Rheindahlen, Waldhausen, Waldniel-Hehler, Windberg-Großheide, Holt, Hehn, Venn, Ungerath, Kirspel-Waldniel, Giesenkirchen, Turnverein Hardt, CfR, Feuerwehr, Kirchenchor St.Nikolaus, Gesangsverein "Melodia" und die Hardter Amseln. Es war ein imposanter Festzug, wie ihn Hardt noch kaum erlebt hat. Auf der Brahmsstraße löste sich der Zug zu einer großen Kundgebung auf.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Pfarrer Sommerhäuser überbrachte Schulrat Lankes die Glückwünsche der Diözese Aachen. Generalpräses Dr. Louis umriß in kurzen Zügen die Entstehungsge-

Weihbischof Dr. Hünermann, Oberbürgermeister Nonnenmühlen, "Minister"Heinrich Glasmacher und Schütenkönig Peter Beines
beim Vorbeimarsch des Festzuges.

schichte der Bruderschaften überhaupt. Aus einer großen Aufgabe entstanden, hätten die Bruderschaften sich in Jahrhunderten immer wieder als Vereinigungen von Männern erwiesen, die ihren tiefen Glauben und echte Bruderliebe bewiesen haben. Er forderte die Anwesenden auf, das Gelöbnis zu erneuern, sich des Erbes der Ahnen würdig zu erweisen. Im Namen von 120.000 Schützenbrüdern beglückwünschte er die St Nikolaus-Bruderschaft zu ihrem 500jährigen Bestehen. Oberbürgermeister Nonnenmühlen übermittelte die Glückwünsche der Stadt Mönchen-Gladbach und überreichte dem Präsidenten unter stürmischem Beifall eine Silberplakette der Stadt zum Andenken an das Jubiläum der Bruderschaft.

Die vorbildliche Ausschmückung des Ortes und der imposante Festzug am Nachmittag vermittelten ein Bild, das getrost den Vergleich mit Veranstaltungen der Stadtmitte und auch mit dem Neußer Schützenfest, das gestern ebenfalls stattfand, aushält. Hoch gingen die Wogen der Begeisterung, bis spät in die Nacht hielt die gute Stimmung in überfüllten Lokalen an. Heute, 15.30 Uhr, ist die große Parade vor König Peter III. und seinem Gefolge, an der sämtliche Hardter eine Vereine teilnehmen werden. Auch der Montag dürfte noch einen großen Fremdenstrom nach Hardt bringen.

Hardter Turnerinnen im Festzug



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, Montag, 27.August 1951
Leihgabe aus Hardter Pfarrarchiv, März 2000 - (1)

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