BILD - Mittwoch, 31. Oktober 2012
Verhandlung über "Eisernen Rhein"
VON PETER POENSGEN
Brüssel.
Schafft Hannelore Kraft (51, SPD), was bisher keinem NRW-Ministerpräsidenten
vor ihr gelungen ist?
Beim Besuch in Belgien brachte sie gestern beim "Eisernen Rhein",
dem Verkehrs-Dauerbrenner, einiges ins Rollen.
Es ist Krafts erste Auslandsreise nach ihrer Wiederwahl, sie führte sie
und Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zu Belgiens Premierminister Elio
Di Rupo (61). Wichtigstes Thema: Bewegung in die festgefahrenen Gespräche
um die seit Jahren diskutierte 160 Kilometer lange Schienenstrecke zwischen
Duisburger Binnenhafen (größter Europas) und Überseehafen
Antwerpen (Nr. 3 Europas) zu bringen.
Schon heute rollen (per Schiene, Straße und Wasserwegen) pro Jahr
fünf Millionen Tonnen Güter von NRW nach Antwerpen und 4,5 Millionen
Tonnen in die Gegenrichtung. Der Schienenweg könnte der Bypass werden,
der den Stau-Kollaps in NRW verhindert.
Hannelore Kraft kam jetzt einen wichtigen Schritt weiter! Belgiens Premier signalisierte
völlig überraschend, neu über den möglichen Streckenverlauf
nachzudenken. Der ist bisher der eigentliche Knackpunkt: NRW will eine neue,
wohl auch preiswertere Strecke entlang der A 52 bauen, die keine Dörfer
am Niederrhein zerschneidet und optimalen Lärmschutz bietet. Belgien und
die Niederlande wollten bislang nur die historische Trasse aus dem 19. Jahrhundert
wiederbeleben.
Das ist seit gestern anders! Groschek: "Da gab's heute überraschend
viel Bewegung." Belgiens Regierung wartet jetzt darauf, dass sich NRW und
der Bund endlich auf einen gemeinsamen Antrag einigen.