Rheinische Post - Mönchengladbacher Zeitung - Donnerstag, 7. Juli 2016
Flandern hebt Eisernen Rhein auf die Agenda
Von Werner Balsen
Die flandrische Regionalregierung in Belgien hat den Eisernen Rhein wieder auf
ihrer Tagesordnung.
Auf Unmut stößt im Kabinett des flämischen Verkehrsministers
Ben Weyts, dass in Deutschland offenbar nur noch eine Trasse für die
Reaktivierung der historischen Bahnlinie zwischen dem Seehafen Antwerpen und
dem Binnenhafen Duisburg zur Debatte steht.
Denn im Entwurf für den
Bundesverkehrswegeplan
ist für die Verbindung, auf die die Hafenverwaltung in Antwerpen sowie
Unternehmen in Nordrhein-Westfalen großen Wert legen, allein die Strecke
über Roermond und Venlo (Niederlande)
sowie Kaldenkirchen
und Viersen
(Deutschland) als "potenzieller Bedarf" aufgeführt.
Flandern will auch die beiden anderen in der Vergangenheit bereits ausgiebig
diskutierten Varianten im Gespräch halten:
den historischen Streckenverlauf, der südwestlich von Mönchengladbach
auf deutsches Territorium stößt, und die von der nordrhein-westfälischen
Landesregierung bevorzugte Trasse entlang der Autobahn 52.
Weyts verweist auf eine von der EU-Kommission (Connecting Europe Facility) und
Flandern finanzierte Studie über die günstigste Trassenführung,
deren Ergebnisse erst in einem Jahr vorliegen sollen.
In der EU-Kommission ist man über den Vorschlag im
Bundesverkehrswegeplan
nicht unglücklich:
Er gilt dort als realistischer Kompromiss in der festgefahrenen Debatte über
die richtige Trasse.
Die Niederlande lehnen den Ausbau der historischen Strecke ab, weil sie durch
ein Naturschutzgebiet führt, das kostspielig untertunnelt werden müsste.
Die belgische Seite hingegen pocht auf ihr historisch zugesichertes Recht auf
eine Verbindung via Roermond direkt nach Deutschland.
Demgegenüber heißt es in der Generaldirektion Verkehr, die im
Bundesverkehrswegeplan
genannte Strecke erfordere neben den - in allen Varianten unabdingbaren - Investitionen
in Belgien nur eine Ertüchtigung des Abschnitts zwischen Roermond und
Venlo
sowie den zweigleisigen Ausbau eines rund 10 km langen Teilstücks zwischen
Kaldenkirchen
und ViersenViersen.
Der Verkehr zwischen dem Ruhrgebiet und Antwerpen läuft derzeit weitgehend
über die "Montzen-Linie" nach Aachen-West.
Sie gilt als stark überlastet.
Aus diesem Grund kämpft die Wirtschaft für eine schnelle Reaktivierung
des Eisernen Rheins, über die seit Jahrzehnten diskutiert wird.
Vor allem die Stahl- und die Chemieindustrie sind unzufrieden.
Deshalb planen beide Branchen zusammen mit dem Unternehmerverband Nordrhein-Westfalen
im Herbst einen "Aktionstag Eiserner Rhein".