"Das geringste Konfliktpotenzial"
Verkehrsminister: Bund und Land setzen beim "Eisernen Rhein" auf die A52-Trasse
NRWs Verkehrsminister hat sich den Bürgern gestellt: Auf einer Informationsveranstaltung
in der Gesamtschule Hardt
zum Thema "Eiserner Rhein" erläuterte Oliver Wittke (CDU) seine
Entscheidung für eine Trasse entlang der A 52 und stellte sich den Fragen
der Bürger.
Von WERNER HOEK
Viersen/Mönchengladbach.
Dicht gedrängt standen die Menschen im Forum der
Gesamtschule
am Vossenbäumchen - und dem Verkehrsminister war klar, dass er an diesem
Abend keinen leichten Stand haben würde. Aus Hardt und Winklen waren sie
gekommen, aus Schwalmtal, Niederkrüchten und Viersen.
Sie leben dort, wo in Jahren der "Eiserne Rhein" in relativer Nähe
zur Autobahn 52 verlaufen soll.
So jedenfalls hat es der nordrhein-westfälische Landtag mit gorßer
Mehrheit entschieden. Warum, das machte Oliver Wittke den Bürgern deutlich.
Größerer Güterverkehr
Es sei davon auszugehen, dass der Güterverkehr bis zum Jahr 2016 um 60 Prozent
zunehme, der Individualverkehr um 30 Prozent, sagte der Minister.
Dies könne ein Verkehrsträger allein nicht bewältigen. Von großer
Bedeutung für NRW sei eine gute Anbindung der Häfen Antwerpen, Rotterdam
und Amsterdam an das Rhein-Ruhr-Gebiet. Im Containerverkehr sei ein jährliches
Wachstum von 1,7 Millionen Euro-Containern zu verzeichnen. Nachdem das Land gutachterlich
habe untersuchen lasse, wo eine leistungsfähige Güterverkehrsstrecke
vom Antwerpener Hafen ins Gebiet Rhein-Ruhr am günstigsten verlaufen könne,
habe sich ein Trassenverlauf entlang der A 52 ergeben.
"Hier gibt es laut Gutachten das geringste Konfliktpotenzial", erläuterte
Wittke dem sachlichen Publikum, das an diesem Punkt die Ausführungen des
Ministers mit einem höhnischen Gelächter quittierte.
Gleichwohl: der nordrhein-westfälische Landtag hatte mit breiter Mehrheit
der vier großen Fraktionen genau diese Entscheidung getragen und einem
Trassenverlauf an der A 52 zugestimmt.
Ein Verlauf entlang der A 40, wie er von vielen Bürgern gefordert wird, berge
allein schon im Blick auf die Städte Moers und Neukirchen-Vluyn ein viel
höheres Konfliktpotenzial, erklärte Wittke.
Die Aktivierung der historischen Trasse des "Eisernen Rheins" lehnt
der Minister angesichts der Wohnbebauung ab.
"Hier haben sich Belgien und die Niederlande zu Lasten Deutschlands geeinigt",
sagte er. "Das kann nicht sein."
Auf A52-Trasse festgelegt
Das Land NRW, befand Wittke, habe sich im Hinblick auf eine Anbindung an den Seehafen
Antwerpen in den letzten Jahren zurückgelehnt und gewartet.
"Das war falsch", meinte der Minister.
Jetzt endlich habe man eine Positionierung vorgenommen, die von Bund und Land
getragen werde. Die Frage sei nun, ob sich die Niederlande und Belgien eine Trasse
entlang der A 52 vorstellen könnten.
Wittke: "Es ist jetzt Aufgabe des Bundes, mit beiden Ländern zu verhandeln."
Hintergrund: den Niederländern käme ein Verlauf entlang der A 40 gar
nicht so unrecht, denn so würde der Warenumschlagplatz Venlo profitieren
und der Konkurrenzhafen Antwerpen nicht stärker werden.
Klar, dass wiederum den Belgiern das nicht schmeckt. Nach Wittkes Einschätzung
wird es wenigstens drei, vier Jahre dauern, bis sich beide Partner geeinigt haben.
Wie der Minister mehrfach betonte, werde es eine Trasse an der A 52 nur "mit
einem Maximum an Lärmschutz" geben.
An welchen Stellen, das bleibe weiteren Untersuchungen vorbehalten.
Eine genaue Streckenführung gebe es noch nicht.
Überdies versprach Wittke, sich auch da für Lärmschutz einzusetzen,
"wo er nicht zwingend vorgesehen ist."