NGZ: Neuss-Grevenbroicher Zeitung - Dienstag, 19. Juli 2016
IHK: Häfen stärker beachten
Die Bedeutung der ZARA-Häfen muss im
Bundesverkehrswegeplan
stärker berücksichtigt werden - diese Forderung hat eine IHK-Delegation
jetzt bei einem Gespräch im Bundesverkehrsministerium untermauert.
von Andreas Buchbauer
Neuss.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ist vorgewarnt.
Mit der Broschüre "Rheinland ist Logistikland" reiste er vor
drei Wochen von der Nationalen Konferenz Logistik und Güterverkehr in
Neuss zurück nach Berlin.
Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer
(IHK) Mittlerer Niederrhein,
hatte den Minister auf Nachbesserungsbedarf im
Bundesverkehrswegeplan
hingewiesen.
"Die Bedeutung der ZARA-Häfen wird im Entwurf nicht ausreichend gewürdigt",
betont Steinmetz.
In Berlin verlieh er der Forderung jetzt Nachdruck - bei einem Treffen mit Enak
Ferlemann.
Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Verkehr und digitale
Infrastruktur diskutierte in der Hauptstadt mit einer Unternehmerdelegation und
Bundestagsabgeordneten aus dem Rheinland über den Entwurf des
Bundesverkehrswegeplans.
Die ZARA-Häfen (Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) müssen
laut IHK stärker in den Fokus rücken,
damit der
Bundesverkehrswegeplan
fruchtet.
Denn die Seehäfen haben für Deutschland insgesamt, aber vor allem für
das Rheinland eine große Bedeutung;
die Region stehe vor der Herausforderung, wachsende Transitverkehre bewältigen
zu müssen.
"Uns geht es darum, das Rheinland insgesamt zu betrachten", erklärte
Steinmetz.
"Wir sehen für den
Bundesverkehrswegeplan
durchaus noch Verbesserungspotenzial."
Um dies zu untermauern, stellte Hans Königs von der IVV GmbH die Ergebnisse
einer Analyse der Güterverkehrsentwicklung in den ZARA-Häfen vor,
die er im Auftrag der IHK-Initiative Rheinland erstellt hat.
Demnach steigt der Güterumschlag der ZARA-Häfen bis 2030 - im Vergleich
zu 2010 - um 67 Prozent an.
"Das bedeutet für das Jahr 2030 einen Gesamtumschlag von 1,240 Milliarden
Tonnen", erklärte Königs.
Der Containerumschlag wird der Analyse zufolge noch stärker steigen:
um 157 Prozent auf 602 Millionen Tonnen im Jahr 2030.
"Die Zahlen, die dem
Bundesverkehrswegeplan
zugrunde gelegt wurden,
stimmen allerdings nicht mit den tatsächlich von uns ermittelten Wachstumsraten
überein."
Die beiden Geschäftsführer der Häfen Rotterdam und Antwerpen
unterstrichen Königs Analyse.
"Wir wachsen kontinuierlich, zum Beispiel haben wir gerade 380 Millionen
Euro in einen Schleusenneubau am linken Schelde-Ufer investiert", berichtete
Luc Arnouts, Chief Commercial Officer, Antwerp Port Authority.
"Genauso wichtig wie der Ausbau des Hafens sind aber Investitionen in die
Verbindungswege ins Hinterland."
Nur so ließen sich die ehrgeizigen Ziele zur Entlastung des Straßenverkehrs
erreichen.
Auch Allard Castelein, President-Directeur (CEO), Havenbedrijf Rotterdam N.V.,
appellierte an die Politik.
Enak Ferlemann versicherte, die Bedeutung des Rheinlands und die Herausforderungen
durch das zunehmende Güteraufkommen über die westlichen Seehäfen
sei ihm durchaus bewusst.
Zudem nahm er Stellung zu konkreten Projekten.
So werde das dritte Gleis der Betuwe-Linie zwischen Emmerich und Duisburg rechtzeitig
kommen.
Der Staatssekretär ging auch auf die seit Jahrzehnten diskutierte Reaktivierung
der Güterstrecke "Eiserner Rhein" ein.
Diese Strecke sei als Entlastung der anderen Güterverkehrsstrecken von den
Seehäfen ins Rheinland notwendig.
Die historische Trasse, die zum Teil mitten durch Wohngebiete führe, sei
nicht mehr umsetzbar und die Variante entlang der A52 zu teuer.
"Aber es gibt einen dritten Weg: Die Variante über
Venlo mit einem
zweigleisigen Ausbau
Kaldenkirchen-Dülken",
erklärte Ferlemann.
"Damit verbinden wir
Eindhoven mit
Düsseldorf."
Auf niederländischer und belgischer Seite gebe es viele Befürworter
dieser Trasse.
Auch das Land Nordrhein-Westfalen stehe inzwischen dahinter.