Auf Einladung von Hauptschulrektor Herbert Zenzes waren rund 200 Personen am Abend
des 25. Juli 2007 in den Saal der Gaststätte Nikolaus gekommen und dieser
war damit bereits überfüllt.
Somit hatte sich die im Vorfeld geäußerte Befürchtung, dass er
alleine bei der Veranstaltung sitzen würde, nicht erfüllt.
Und so konnte Herbert Zenzes nicht nur Bürger aus Hardt, sondern auch aus
Winkeln, Rasseln, Hehler, Hostert, Waldniel, Ungerath, Windberg, Neuwerk, Viersen
und Elmpt begrüßen.
Aufgrund einer intensiven Vorbereitung, die mit technischen Hilfsmitteln wie PC
und Beamer sowie einer Mikrofon-Anlage für alle Anwesenden verständlich
von Herbert Zenzes präsentiert wurde, konnte schnell ein informativer Einstieg
in das Thema "Eiserner Rhein - wie gehen wir damit um ?" gefunden werden.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Herrn Zenzes, der nicht polemisierte,
sondern sachlich die umfangreichen Informationen vortrug.
"Im gehe es nicht darum zu blockieren, sondern die Planung zu begleiten und
womöglich Einfluß zu nehmen. Das Problem sei, dass der Eiserne Rhein ein gesamteuropäisches
Projekt ist", meinte Herbert Zenzes. Die Eisenbahnstrecke mit einer Gesamtlänge
von 160 Kilometern zwischen Mönchengladbach und Antwerpen sei nie außer
Betrieb genommen worden. Lediglich der Güterzug-Verkehr sei 1988 eingestellt
worden. Bis Dalheim wird die Strecke derzeit auch weiterhin für den Personennahverkehr
benutzt. Die Strecke ab Dalheim bis in die Niederlande war zeitweise verwildert.
Auf den niederländischen Seite ist die Strecke jedoch vor kurzem (im Bereich
Budel) wiederhergestellt worden. "Basis ist ein Vertrag aus dem Jahr 1839,
der Belgien das Recht gibt auf niederländischer Seite eine Trasse zu bauen",
erklärte Herbert Zenzes. "Eine zweispurige Trasse mit Lärmschutz
benötigt wenigstens eine Breite von 20 Metern. Dies mache der Deutschen Bahn
AG beim geplanten Ausbau einiger Strecken derzeit bereits Probleme."
Die alternative A40-Variante schneide auf direktem Weg mehrere Naturschutzgebiete
und im Raum Duisburg sei laut Gutachten vom Oktober 2006, welches aber erst
jetzt - im Juni 2007 - in der Öffentlichkeit bekannt geworden sei,
die Bevölkerung bei einer solchen neuen Trasse stark betroffen.
Laut Gutachten ist dies für die A52-Variante nicht der Fall.
Dies sehen die betroffenen Bürger, die nun sich auch zu Wort meldeten, ganz anders.
Wenn die vorzugsweise in der Nacht fahrenden Güterzüge im geplanten
Umfang von 70 bis 100 Zügen täglich fahren würden, so wäre
auf der Strecke alle paar Minuten ein Zug unterwegs. Wer heute bereits in wenigen
hundert Metern an einer Bahnlinie wohne wisse, was das für eine Belastung
sei.
Zusätzlich machen die bereits in der Presse aufgetauchten Spekulationen um
ein Logistikzentrum mit Frachtflughafen auf dem bisherigen (ehemaligen) Militärflughafen
Elmpt den Bürgern Sorge. Auf der "längsten Start- und Landebahn von NRW"
(4 Kilometer Länge) könnten die bisher über den Flughafen Köln-Bonn
abgewickelten Frachtflüge zukünftig vorwiegend als Nachtflüge (zwischen
22.00 und 6.00 Uhr) starten und landen. Dafür könnte ein Teil des bisherigen
Flugbetriebes von Düsseldorf nach Köln verlagert werden.
NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke habe bereits mit den Engländern gesprochen,
die im Jahr 2010 von Elmpt abziehen.
So komme also auf Hardt neben dem bereits bestehenden und in Zukunft wohl anwachsendem
Autobahnlärm und der drohenden Lärmbelastung durch die neue Eisenbahn-Trasse
parallel zur Autobahn auch noch Lärm aus der Luft. Mit der Nachtruhe sei
es dann vorbei.
Man sollte daher das gesamte Verkehrskonzept im Auge behalten, denn die unterschiedlichen
Projekte scheinen mindestens zusammenzuhängen.
"Ist eine Reaktivierung der bestehenden (alten) Strecke nicht kostengünstiger
als ein Neubau?" wurde gefragt. Dies konnte nicht beantwortet werden, denn
auch für die bisherige Strecke sind Umgehungs-Trassen im Raum Wegberg und
Rheindahlen in der Diskussion. Im Gutachten sind jedoch für die 34 Kilometer
auf deutscher Seite insgesamt nur 3 Kilometer Lärmschutz vorgesehen.
Landtagsmitglied Norbert Post (CDU) aus Neuwerk erklärte, dass er weiterhin zur
Aussage der Landtagswahl (Nein zum Eisernen Rhein durch MG) stehe. Bei einer
Kostenbetrachtung müsse man sowohl die Errichtungskosten, als auch die Ertragswerte
sehen. Fraglich sei jedoch, ob eine Summe von 500 Millionen Euro, die das Projekt
möglicherweise kosten werde, jemals wieder hereinzubekommen wäre.
Oliver Wittke habe zugesagt auch nach Hardt zu kommen.
Hermann-Josef Krichel-Mäurer (SPD) erklärte, dass die SPD weiterhin für den Eisernen
Rhein sei.
Bezirksvorsteherin Manuela Luhnen (CDU) teilte mit, wie sie sich bereits um das Thema
gekümmert habe. Beim Besuch im Rathaus in Waldniel am 11. Juli 2007 habe
Minister Oliver Wittke gesagt, dass die alte Strecke nicht elektrifizierbar sei
und daher nach Alternativen gesucht werden müsse.
Die anwesenden Bürger im Saal forderten die Politiker auf keinen Wahlkampf
zu führen, sondern sich als gewählte Vertreter im Sinne der Bürger
einzusetzen. Nicht nur die Wirtschaft habe ihre berechtigten Interessen (wie den
Warenverkehr), sondern auch die betroffenen Bürger vor Ort.
Das eigentliche Kernthema aber sei der Flughafen in Elmpt. Wenn dort ein regulärer
Flugbetrieb aufgenommen wird, so werde der Lärm unbekannte Ausmaße
annehmen. Auch der Bahnlärm sei trotz verschiedener Anstregungen immer noch
deutlich lauter als der Autobahnlärm ("mindestens Faktor 5").
Gegen die A52-Variante spreche auch, dass die Niederlande die BETUWE-Linie gegen
alle Widerstände in der Bevölkerung fertiggestellt haben und nun auf
den eigentlich für 2008 vertraglich zugesagten Ausbau (auf drei Spuren) der
Anbindung zwischen Emmerich und Ruhrgebiet warten.
Manuela Luhnen schlug vor eine Bürgerversammlung mit Landtagsabgeordneten
und Verkehrsminister Oliver Wittke einzuberufen.
Nach eineinhalb Stunden informativer Diskussion wurde angeregt ein Netzwerk
mit möglichst jeweils einem Vertreter aus den verschiedenen betroffenen Orten
und Gemeinden unter Koordination von Herbert Zenzes zu gründen, damit man
in den weiteren Planungsprozess einbezogen werde und Informationen auch beim Bürger
ankommen.
Hierzu soll in Kürze ein weiteres Treffen im kleineren Kreis stattfinden.
Mönchengladbach-Hardt, 26. Juli 2007