Lokales - Rheinische Post - Mittwoch, 7. März 2007
Hardter Lärmschutz: Klage-Welle droht
Von GABI PETERS
Annette Schmitz ist sicher: "Ich werde klagen, wenn mein Widerspruch abgelehnt
wird." Als Anliegerin der Straße Tomphecke soll sie für die Lärmschutzwand
hinter ihrem Gewerbebetrieb bezahlen. Satte 54.000 Euro hatte ihr die Stadt dafür
in Rechnung gestellt. Lange lag der Bescheid auf Eis.
Jetzt gibt es ein Gutachten und ein Zusatzgutachten, und beide sollen folgende
Kernaussagen haben: Ja, die Stadt durfte Erschließungskosten für die
Lärmschutzanlage an der Autobahn erheben. Ja, auch die Höhe der ausgestellten
Rechnungen sind okay. Für Annette Schmitz ist das ein Unding. Im Bebauungsplan
sei eindeutig von einem Lärmschutzwall die Rede, und der sei damals noch
90.000 Mark beziffert worden. "In dem Fall hätte ich 2.700 Euro bezahlen
müssen", sagt die Geschäftsfrau. "Damit könnte ich leben.
Aber nicht mit 54.000 Euro. Das muss ein Betrieb erst einmal hergeben." Der
neue Betrag kam zusammen, weil aus dem 90.000-Mark-Wall kurzerhand eine 900.000-Euro-Luxus-Wand
wurde. "Wer hat das entschieden? Und wer hat da gerechnet?", fragt sich
Schmitz. Alle hoffen nun auf den 12. März. Denn dann will der Gutachter allen
betroffenen Anliegern seine Untersuchungsergebnisse erläutern. Annette Schmitz
wollte eine Vorabeinsicht, "damit man sich vorbereiten kann". Doch das
wurd ihr verwehrt.
Viele aus der gegründeten Bürgerinitiative Tomp drohen nun damit, vor
Gericht zu gehen. In einem Schreiben beklagen die Betrofffenen gleich mehrere
Mißstände: So hätten sie zum Beispiel erst aus der Zeitung vom
angeblichen momentanen Stand der Zahlungsentscheide erfahren. Außerdem habe
die Stadt erklärt, dass die Bürger im Schnitt
zwischen 1.000 und 3.000 Euro zahlen sollten, in Wirklichkeit seien es zwischen
5.000 und 10.000 Euro. Die Höchstzahler hätten Rechnungen bis zu 68.000
Euro vorliegen, "die man mal eben in vier Wochen zahlen soll".
Außerdem: Kein einziger Anwalt habe bis jetzt komplette Akteneinsicht erhalten.
Es fehlten Unterlagen, Sitzungsprotokolle und eine Kostenaufstellung über
die 900.000 Euro. Außerdem hegt die Initiative Zweifel an der Unabhängigkeit
des Gutachters. Am Montag will sie auch unangenehmer Fragen stellen dürfen.
Aus dem Baugebiet seien bereits Klagen wegen ähnlicher Kostenabwicklungen
zugelassen und für die betroffenen Bürger entschieden worden, so Oliver
Frings von der Initiative. In einem Fall habe der Richter sogar von "Volksverdummung"
gesprochen. Die Bürgerinitiative: "Sollte das bei uns auch versucht
werden, werden auch wir den Fall vor Gericht klären lassen."