Rheinische Post - Freitag, 29. Juni 2007
Trasse: Bürgermeister besorgt
In einer gemeinsamen Presseerklärung drücken die Bürgermeister
von Schwalmtal, Viersen und Willich ihre große Sorge über die aktuell
diskutierten Pläne zum Ausbau des "Eisernen Rheins" aus. Sie äußerten
ihr Befremden darüber, dass die betroffenen Kommunen bzw. deren Bürgermeister
nur indirekt und viel zu spät durch NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke über
die Ergebnisse des schon lange fertigen Gutachtens informiert worden seien.
"Wenn Pläne vorliegen, die massiv in die Lebensqualität der Menschen
eingreifen, dann erwarten wir, dass wir als gewählte Vertreter der Menschen
in diesen Kommunen davon nicht durch die Presse erfahren," so der Viersener
Bürgermeister Günter Thönnessen.
Das Gutachten favorisiert eine Neubautrasse entlang der A 52 unter anderem im
Bereich Niederkrüchten,
Schwalmtal und Viersen.
Durch den Neubau der Bahntrasse käme es zu erheblichen Eingriffen in Natur
und Siedlungsräume, die parallel zur Autobahn verlaufende Trasse würde
die schon jetzt bestehende Umwelt- und Lärmbelastung nochmals erhöhen.
"Die Auswirkungen gefährden unsere Bemühungen um die Entwicklung
von Tourismus- und Naherholungsqualitäten, in die wir viel Phantasie und
Geld investieren. Derzeit sehen wir keine Vorteile, nur Nachteile," so der
Schwalmtaler Bürgermeister Reinhold Schulz.
Zugfrequenz steigt deutlich an
Die Bürgermeister weisen darauf hin, dass neben den Belastungen durch die
neuzubauende Trasse im Stadtgebiet Viersen und Willich die Zugfrequenz auf bestehenden
Strecken noch einmal deutlich ansteigen würde. Für den Willicher Bürgermeister
Josef Heyes ist in den Siedlungsräumen am Rande der bestehenden Bahnstrecken
schon jetzt die Belastungsgrenze erreicht. "Wenn sich jetzt noch einmal durch
zusätzliche Güterzüge - und die sind bekanntermaßen wegen
des oft veralteten Materials Hauptverursacher von Immissionen - die Zugfrequenz
erhöht, dann muss umfassender aktiver und passiver Lärmschutz für
die Bevölkerung sicher gestellt werden. Wer garantiert uns, dass es zu solchen
Maßnahmen kommt? Hierbei brauchen wir die Unterstützung von Bund und
Land", so Josef Heyes. "Es kann auch nicht sein, dass mit einer solchen
Strecke für den Hafen Antwerpen und große Logistik Center etwa in Duisburg
enorme Vorteile generiert werden, wir dagegen ausschließlich die Lasten
zu tragen haben," ergänzt dazu sein Viersener Kollege Günter Thönnessen.
Die Bürgermeister fordern die fünf Landtagsabgeordneten im Kreis auf,
eine gemeinsame Initiative zu starten. Der Kreis sei in Düsseldorf gut vertreten
und es müsse angesichts der drohenden Belastungen möglich sein, eine
gemeinsame Position über Parteigrenzen hinweg zu entwickeln und dann im Landtag
zu vertreten. Da die grundsätzliche Entscheidung in Berlin fällt, erwarten
die Bürgermeister, dass sich auch der Bundestagsabgeordnete dort massiv
für die Belange der Menschen hier einsetzt.