Rheinische Post - Freitag, 13. Juli 2007
Ministerbesuch eine Farce
Deutliche Kritik gab es gestern beim "Heißen Draht" zum Eisernen
Rhein am Besuch von Landesverkehrsminister Oliver Wittke im Kreis Viersen. Betroffene
Anwohner wollen Bürgerinitiative gegen Bahnstrecke gründen.
Die Verantwortlichen des Ministerbesuchs im Kreis Viersen - das war in ersten
Linie der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Stefan Berger - bekamen gestern von etlichen
RP-Lesern ihr Fett weg: "Schlecht vorbereitet!", "Wir waren nicht
informiert!", "Was soll eine Bürgeranhörung auf einer Autobahnbrücke,
wo man vor lauter Lärm nichts hört!", "Warum war der Minister
nicht in Niederkrüchten?", "Schauveranstaltung", "Farce".
So und ähnlich lauteten die Kommentare der vielen RP-Leserinnen und -Leser,
die zum wiederholten Male zum Thema "Eiserner Rhein" Dampf abließen.
Da waren vor allem die Betroffenen in Schwalmtal, die bemängelten, dass es
keine Bürgeranhörung an anderer Stelle mit dem Minister gegeben hatte.
In Niederkrüchten sehen viele Betroffene wie Dr. Jürg Pollmanns, Bernhard
Zimmer oder Hermann Böken die Gefahr, dass ein Logistikzentrum auf dem Elmpter
Militärgelände auch den Flugverkehr mit Frachtmaschinen nach sich zieht.
Das befürchten übrigens auch etliche Schwalmtaler.
Ruhe wäre dahin
Grundsätzlich sind viele, die sich gestern zu Wort meldeten, gegen die A 52-Variante,
weil sie Naturschutzgebiete zerstöre. Horst Krämer ist voriges Jahr
mit seiner Frau nach Niederkrüchten gezogen, "weil wir in der Nähe
vieler Naturschutzgebiete unsere Erholung fanden". Mit der Ruhe sei es vorbei,
wenn der Eiserne Rhein rolle, meinte auch Marion M. Müller. Sie ist aus
Schiefbahn nach Waldniel gezogen, um dem Autobahnlärm der A 44 und A 52 zu
entfliehen. Ob der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) per Bahnanschluss
in Niederkrüchten oder Schwalmtal überhaupt ausreichend genutzt würde,
bezweifelten etliche Anrufer wie Franz Pauen aus Hehler, Hans Bolten oder Hans-Gerd
Grefen aus Waldniel. Henning Munz aus Amern möchte generell eine Diskussion
über den ÖPNV führen. "Aber davon kann man nicht die Zustimmung
zum Eisernen Rhein abhängig machen." Stefan Biermanns aus Hehler kündigte
an, eine Bürgerinitiative gründen zu wollen. In Hardt ist das für
den 25. Juli geplant. Von Elmpt bis Krefeld sollten sich alle Gegner des Eisernen
Rheins zusammenschließen und "ein Sprachrohr" bilden.
Lob bekam die CDU dann aber auch noch: Dass sie die Zustimmung zum Bau der Güterstrecke
an die Erfüllung bestimmter Forderungen (vor allem Lärmschutz) knüpft,
begrüßten etliche Anrufer.
Immer wieder wurde die A 40-Variante von Venlo direkt nach Duisburg angesprochen,
so auch von Ingrid und Klaus Menckhoff aus Viersen. Adele Markmann aus Viersen
befürchtet, dass Schallschutzmauern in der Innenstadt diese teilen würden.
Sie fordert eine Neubaustrecke um Viersen herum.
Eine der wenigen Stimmen für den Eisernen Rhein gab es gestern von Johannes
Ohms aus Viersen. Er hält die Diskussion für sehr unsachlich und meint,
dass der Eiserne Rhein mit Logistikzentrum mehr Arbeitsplätze schaffe.