Rheinische Post - Samstag, 14. Juli 2007
Niederländer lehnen Trasse ab
Während sich in Stadt und Kreis Viersen Bürger und Politiker ihre
Gedanken zum Eisernen Rhein entlang der A 52 und über die Bestandsstrecke
durch Viersen, Anrath und Krefeld machen, ist man auch jenseits der Grenze in
den Niederlanden mit den Ergebnissen des vom deutschen Landesverkehrsminister
Oliver Wittke in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Güterfernverbindung
Antwerpen-Duisburg unzufrieden. So haben sich jetzt Bürgermeister von 21
Städten und Gemeinden zwischen Arcen und Roermond in einem Schreiben an den
niederländischen Verkehrsminister für eine andere Streckenführung
ausgesprochen.
Nach ihrer Ansicht sollte der Eiserne Rhein durch Venlo rollen. Die Grenzstadt
sei bereits mit Maashafen, Container-Umschlagplatz und vielen Transportunternehmen
ein Logistikzentrum. Da kommt für die Niederländer eigentlich nur eine
Neubaustrecke entlang der A 40 an Kempen vorbei direkt bis Duisburg in Frage.
Die historische Trasse wollen in erster Linie die Belgier, weil sie ihren Überseehafen
in Antwerpen stärken möchten. Die Niederländer sehen darin eine
Transitstrecke ohne eigenen Profit. Zudem blocken sie eine Verbindung Antwerpen-Ruhrgebiet
ab, weil sie dem eigenen Seehafen Rotterdam schaden könnte. Rotterdam wird
über die so genannte Betuwe-Linie, die bei Emmerich auf die deutsche Bahnstrecke
in Richtung Oberhausen trifft, mit der Ruhrregion verbunden. Auch deshalb ist
es sehr fraglich, ob sich die Niederländer - wie von deutscher Seite gewünscht - an
der Finanzierung einer Neubaustrecke entlang der A 52 beteiligen.
A 40-Variante noch nicht vom Tisch
VON ANDREAS REINERS
Immer mehr möglicherweise vom Eisernen Rhein betroffene Bürger haben
sich umfassend über das Gutachten informiert. Die Gegner wollen sich formieren.
Ihre Interessenlage ist gleich: Wir wollen keine Güterzugstrecke vor unserer
Haustür. Dass die meisten dabei nach dem St.-Florians-Prinzip handeln, ist
verständlich.
Verkehrsminister Wittke wird die Botschaft verstehen: Ohne massiven Widerstand aus
dem Kreis Viersen und aus Krefeld ist die A 52-Variante nicht zu realisieren.
Doch was ist eigentlich mit der Unterstützung aus Belgien und den Niederlanden?
Dass die Belgier die Strecke wollen, ist klar. Am Widerstand der Holländer
könnte das Projekt scheitern. Die A 40-Variante ist noch nicht vom Tisch,
auch wenn im Kreis Kleve die mächtigeren Politiker aus Land und Bund dagegen
sind. Von den Tönisbergern, die schon unter dem Autobahnlärm an der
Wartsbergsiedlung leiden, ganz zu schweigen.