Rheinische Post - Donnerstag, 26. Juli 2007
Lärmschutz ohne Lücken
VON LUDGER PETERS
Bürgermeister Günter Thönnessen ist nach Verhandlungen mit dem
Verkehrsministerium zuversichtlich, dass im September der erhoffte Vollausbau
auf einem rund 4,5 Kilometer langen Abschnitt in Alt-Viersen beginnt.
Voraussichtlich im September beginnen die Arbeiten zum Bau von Lärmschutzeinrichtungen
an der Bahn im Stadtgebiet von Alt-Viersen. Bürgermeister Günter Thönnessen
zeigte sich gestern zuversichtlich, dass es dann keine empfindliche Lücke
geben wird. "In zwei bis drei Wochen haben wir Klarheit, ob die an drei Stellen
aus uns völlig unverständlichen Gründen herausgenommenen rund 500
Meter wieder im Bauprogramm aufgenommen werden", sagte er.
Es dürfte bisher kaum vorkommen sein, dass ein Bürgermeister aus der
SPD und ein Bundestagsabgeordneter der CDU für ein nicht einmal 500 Meter
langes Stück Lärmschutzwand nach Berlin aufbrechen, und ein Staatssekretär
im Bundesverkehrsministerium ihnen nach intensiver Vorbereitung 90 Minuten seiner
knappen Zeit einräumt. Aber der von Uwe Schummer eingefädelte Termin
bei Achim Großmann am 9. Juli hat gewirkt. Am vergangenen Dienstag gab es
in der Bonner Zentrale des Ministeriums auf Arbeitsebene weitere Gespräche.
Sie stimmen die Viersener Stadtspitze erwartungsfroh, dass die "groteske
Reduzierung der Schallschutzwände" (Thönnessen in einem Schreiben
an Minister Tiefensee) zurückgenommen wird.
Nachts kein Unterricht
Das Eisenbahnbundesamt hatte an der Krefelder Straße, in Höhe der früheren
Post und an der Diergardtschule insgesamt 475 Meter Schallschutz-Wände gestrichen.
An der Diergardtschule schlossen die Techniker beispielsweise messerscharf, dass
nachts kein Unterricht stattfinde und die Tagesbelastung von 70 dbA mit 67 dbA
nicht überschritten werde.
Der Bund aber legt Nachtwerte ab 60 dbA zugrunde. Und dieser Haltung schloss sich
auf Vermittlung Schummers auch das Ministerium an. Viersen drängt auf lückenlosen
Lärmschutz, weil die Stadt auf jeden Fall in den nächsten Jahren mehr
Güterverkehr auf der Schiene verkraften muss. Ob und wo der "Eiserne
Rhein" entlangfährt, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Der Güterverkehr
ist gewachsen und wird zunehmen.
Stadtbaurat Gerd Zenses bestätigte, dass die geplanten Lärmschutzmaßnahmen
gerade im unmittelbaren Bahnhofsumfeld wirken. Verstärkter Güterverkehr
aus Richtung Venlo zwingt die Bahnunternehmen, in Viersen zu rangieren, um nach
Duisburg zu kommen. Sollten darüber hinausgehende Lärmschutzmaßnahmen
erforderlich sein, können sich betroffene Bürger an die Stadt wenden.
Die hat in Betracht kommenden Haushalte bereits informiert. Zenses betonte auch,
dass die von Bürgern gefürchtete "Viersener Kurve" wohl endgültig
vom Tisch ist.
Schummer und Thönnessen hoffen nun, dass weitere Ortsdurchfahrten wie in
Dülken in absehbarer Zeit Lärmschutz erhalten. Vorgesehen sind Berechnungen
nach neuen Grundlagen, Schummer hofft außerdem, dass der Bund die Sanierungsmittel
erhöht.