Rheinische Post - Montag, 13. August 2007

Ohne Verkehr läuft nichts

Der Ausbau der A 57 und der Eiserne Rhein beschäftigen Krefeld. Spediteur Wolfgang Stromps kennt diese Themen seit Jahren. Ein Gespräch über die Wichtigkeit guter Verkehrsanbindungen, die Freude am Reisen und die Bedeutung der Heimat.

Seit vielen Jahren fordern Sie den Ausbau der A 57. Sind Sie zufrieden, wenn er zwar kommt, aber nicht in Tunnelform?

Stromps Dann bin ich richtig sauer. Ich bin ein Befürworter der Tunnel-Trog-Lösung. Wir brauchen die A 57 wie die Luft zum Atmen. Der Reichtum dieser Region kommt doch daher, weil wir so gute Verkehrsverbindungen haben. Es gibt zwei ganz wichtige Handelsverbindungen in Europa: von Birmingham nach Mailand und von Moskau nach Paris. Wir liegen genau im Drehkreuz dieser Linien. Das ist die Chance dieser Region.

Aber viele Bürger haben Angst, dass die A 57 ohne Tunnel für sie zu einer Belastung wird.

Stromps Die Autobahn wurde vor Jahrzehnten entworfen. Heute zerschneidet sie die Stadt. Wie schön wäre es in Bockum, wenn die Autobahn unter der Erde verliefe. Die Stadt könnte da zusammenwachsen. Es kann doch nicht sein, dass eine Stadt durch die Autobahn zerschnitten wird. Wir haben genügend andere Beispiele, wo auch Tunnel gebaut wurden: der Rheinufertunnel in Düsseldorf, die A-44-Tunnel bei Meerbusch, Gelsenkirchen, Aschaffenburg und Regensburg. Warum soll das dann nicht auch in Krefeld möglich sein? Der Bund verdient an der Lkw-Maut reichlich. Dann soll er das Geld doch mal zweckgebunden verwenden.

Die Leute fürchten auch Belastungen durch den Eisernen Rhein. Züge sind laut.

Stromps Ich bin absolut für den Eisernen Rhein. Auch die neue Trassenführung ist mir lieber als die historische Strecke. Die Eisenbahnverbindung ist extrem wichtig. Durch den Rhein haben wir eine natürliche Verbindung nach Rotterdam. Aber wir brauchen auch eine schnelle Anbindung nach Antwerpen. Und deshalb benötigen wir den Eisernen Rhein. Selbstverständlich müssen die Menschen und die Umwelt geschützt werden und muss alles getan werden, damit die Belastung gering ist. Verzicht auf Verkehr wäre keine Lösung.

Viele Menschen empfinden Verkehr als belastend.

Stromps Unsere Produktpalette im Supermarkt ist so reichhaltig wie nie. Der österreichische Autofahrerclub hat einmal ein Frühstück unter die Lupe genommen und gefragt, wie viele Kilometer wir da verfrühstücken: Milch, Joghurt und Butter kommen auf 250 Kilometer, Marmelade auf 450, Cornflakes haben 7000 Kilometer hinter sich, Kakao und Tee mehr als 13000. All das kann man nicht wollen und gleichzeitig den Verkehr verdammen. Zudem ist sehr viel geschehen, um die Belastungen durch den Verkehr möglichst gering zu halten. Ein Lastwagen ist heute viel leiser als vor 20 Jahren. Außerdem ist der Verkehr doch auch ein guter Botschafter. Mein Sohn hat in Magdeburg studiert, meine Tochter lebt in München. Beide sagen mir, wie schön es ist, wenn sie dort Wagen der Absatzzentrale sehen, auf denen "Krefeld" steht. Es ist ein Jammer, wenn dies der Stadt durch den Wegzug der Absatzzentrale verloren geht. Ich überlege, dass auf unseren Lkw wieder "Krefeld" stehen soll.

Was erhoffen Sie sich von der Hafenfusion?

Stromps Ich hoffe, dass endlich Kaufleute versuchen, den Hafen profitabel zu machen. Der Containerumschlag hat doch funktioniert. Leider hatte die Stadt eine alte Containerbrücke gekauft. Aber der Standort direkt an der Hafenspitze ist ideal. Doch wenn wir dort Umschlag haben, stellt sich gleich die nächste Frage: Wie kommen die Waren ins Land? Die Stadt braucht dringend hervorragende Verkehrsanbindungen zum Hafen. Sonst kann der Hafen nicht florieren.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Krefeld, 13. August 2007

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