Rheinische Post - Mittwoch, 19. September 2007

"Wir bauen den Standort Duisburg weiter aus"

Bahn-Vorstand Norbert Bensel über Riesen-Lkw und die wachsende Bedeutung Duisburgs für den Frachtverkehr auf der Schiene

Als oberster Chef des Ressorts Transport und Logistik müssten Sie sich extra lange Super-Lkw für das Speditionsgeschäft von Schenker wünschen, für die Güterbahn Railion müssten Ihnen die Gigaliner allerdings ein Dorn im Auge sein.

Bensel Deutschland braucht die Gigaliner nicht. Die 60-Tonner schaden nicht nur dem Schienengüterverkehr, sie sind auch ein Sicherheitsrisiko auf unseren Straßen. Das Argument, die Riesen-Lkw schonten durch eingesparte Fahrten die Umwelt, ist falsch. Die Bahn ist nun einmal der umweltfreundlichste Verkehrsträger.

Der Güterverkehr allgemein wächst rasant, die Deutsche Bahn steigert ihren Anteil beharrlich. Welche Rolle spielt das Bahnland NRW dabei?

Bensel 2006 ist der Schienengüterverkehr um elf Prozent gewachsen – deutlich stärker als der Gesamtlogistikmarkt in Deutschland. Der Schienengüterverkehr erbringt über 17 Prozent der Verkehrsleistung in Deutschland – Tendenz weiter steigend. Railion, unsere DB-Güterbahn, ist deutlich Marktführer. Durch Nordrhein-Westfalen läuft ein Großteil der in den Seehäfen beginnenden Güterströme. Von und nach NRW haben wir jährliche Zuwächse von bis zu 16 Prozent.

Auf der Verlängerung der von Rotterdam kommenden Betuwe-Linie, also zwischen Emmerich und Oberhausen, ist es noch merkwürdig ruhig.

Bensel Hier soll es ab dem nächsten Jahr richtig losgehen, wenn alle technischen Voraussetzungen geschaffen sind. Wir und andere Anbieter wollen grenzüberschreitend fahren und durchgehend moderne E-Loks einsetzen. Dafür sind die vollständige Funktionsfähigkeit des Zugsicherungs- und des Stromsystems sowie die Zustimmung des Eisenbahnbundesamtes für den Bau eines neuen Stellwerks erforderlich.

2008 wird es für die Anwohner an der Strecke also richtig laut?

Bensel Wir kaufen seit drei Jahren nur noch Güterwagen mit „Flüsterbremse”. Die alten nachzurüsten, kostet pro Waggon rund 4500 Euro. Das können wir allein nicht stemmen und brauchen dafür den Bund. Dieser aktive Lärmschutz ließe sich für alle 135 000 in Deutschland eingesetzten Güterwagen, davon rund 80 000 bei der DB, weiter verbessern. Der Bund müsste dafür sorgen, dass Wettbewerber im In- und Ausland ebenfalls nachrüsten.

Wird der "Eiserne Rhein" gebaut?

Bensel Hier liegt der Ball im Moment auf dem Spielfeld der Politik. Auf internationalem Parkett müssen sich Deutschland, Belgien und die Niederlande einigen. Fest steht: Wir brauchen leistungsfähige Schienenanbindungen zu den Seehäfen.

Ob Betuwe oder Eiserner Rhein: Duisburg bleibt Anlaufpunkt für alle diese Züge?

Bensel Wir wollen den Logistik-Standort Duisburg weiter ausbauen. Schon heute steuern 1200 Railion-Mitarbeiter von Duisburg aus alle Kundenkontakte. Die Seehäfen haben riesige Containermengen zu bewältigen. Hier setzen wir mit unserem Duisburger Drehscheibenkonzept an. Wir können schneller mit ganzen Zügen aus den Seehäfen herausfahren, wenn wir die Feinverteilung der Güterströme nach Duisburg verlagern. Dafür wird die Umschlagkapazität des DB-Terminals in Duisburg-Ruhrort von 170 000 auf deutlich über 200 000 Container pro Jahr erhöht – mit neuen Portalkränen und der Erweiterung von fünf auf acht Gleise.

Wo liegen ihre größten Wachstums chancen?

Bensel 60 Prozent unseres Güterverkehrs auf der Schiene überqueren mindestens eine Grenze. Damit ist unser Railion-Geschäft bereits interantional aufgestellt. Den kräftigsten Zuwachs erwarten wir in Richtung Südosteuropa, Russland und auch in Fernost.

Peter Korn, Klaus Peter Kühn und Georg Winters stellten die Fragen.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Duisburg, 19. September 2007

Zur Info-Sammlung "Eiserner Rhein"
Zur Info-Seite von MG-Hardt.