Rheinische Post - Mittwoch, 31. Oktober 2007

"Nein" zum Eisernen Rhein

VON LUDGER PETERS


(RP) Zwischen Elmpt und Viersen hat sich eine Bürgerinitiative formiert. Die Mitglieder wollen die Bürger mobilisieren und ihr Augenmerk auf schwer wiegende Nachteile richten. Viele fürchten Lärm und Wertverlust ihrer Grundstücke.

Stefan Biermanns hatte sein Schlüsselerlebnis im Juli. Mit großem Gefolge eilte NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke an einen Aussichtspunkt oberhalb der A 52 um sich die Umgebung der fiktiven neuen Trasse des Eisernen Rheins anzusehen. "Was machen die da? Warum sind wir Bürger nicht dabei?" fragte sich Biermanns. Ähnlich erging es Ralf Otto seinerzeit in Elmpt. Die FDP informierte die Bürger über das Vorhaben. "Und der Landtagsabgeordnete Dietmar Brockes fand das alles ganz prima", nahm Otto als Erkenntnis für sich nach Hause.

In Windeseile fanden sich zunächst einzelne Bürger zusammen, die "das alles gar nicht prima finden", wie Wolfgang Pape erklärt. Im September gründeten sie den Verein "Nein A 52 Eiserner Rhein". Sie sind fest entschlossen, den Politikern einen dicken Strich durch die Transportrechnung zu machen.

Plötzlich selbst betroffen

Das Widerstands-Potenzial ist enorm. "Mehr als 30 Ortschaften, Sektionen und Straßenzüge sind irgendwie betroffen. Viele Bürger, mit denen wir reden, begreifen erst jetzt, was sie erwartet, wenn die Pläne Wirklichkeit werden", hat Biermanns festgestellt. Der "Eiserne Rhein" war für viele bisher ein Thema weit weg vom eigenen Bett. Irgendwo gab es Gerangel um eine Güterbahn-Strecke zwischen Antwerpen und Duisburg. Aber was ging das den Bürger in Niederkrüchten, Schwalmtal, Hardt und in der Wolfskull in Viersen an?

Inzwischen eine ganze Menge. "Eine Gemeinde wie Niederkrüchten muss mit jährlichen Einnahmeverlusten in Millionenhöhe rechnen. Etliche Bürger werden sich überlegen, ob sie überhaupt hier wohnen bleiben wollen. Schon die Lärmentwicklung von der Autobahn her ist in einigen Bereichen eine Belastung. Viele Häuslebauer müssen den rapiden Wertverlust ihrer Grundstücke bis hin zur Halbierung befürchten. Das kann nicht hingenommen werden", sagen die Vertreter der Initiative.

Mehr als 120 Menschen sind schon Mitglied im Verein, der "harte Kern" der Aktivisten umfasst etwa 35 Bürger. Ihre Entschlossenheit sei nicht zu unterschätzen, sagen die Vorstandsmitglieder. Sie klappern derzeit mit Informationsmaterial Haus für Haus ab. "So, wie die historische Trasse nicht zumutbar für die Menschen dort ist, so kann sie auch nicht uns zugemutet werden. Wir verlieren Lebensqualität und Werte, Naturgebiete werden durchschnitten", sagt die Initiative.

Entlang der geplanten Neubaustrecke soll ein Netzwerk entwickelt werden, dessen Fäden im Vorstand zusammenlaufen. Nach außen gibt es bereits Kontakte in die Niederlande und nach Belgien. "Wir haben einen weiten Weg vor uns, aber der lohnt sich, wenn wir die Strecke verhindern können", so Ralf Otto.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Kreis Viersen, 31. Oktober 2007

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