Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Freitag, 16. November 2007
Rollende Zeitbomben
VON LUDGER PETERS
Kreis Viersen Entlang der Bahnlinie Brabantroute wächst der Widerstand
gegen Transporte mit brisanten Stoffen wie LPG. In dieser Woche sprach eine Delegation
mit Minister Eurlings. Dabei ging es auch um eine ganz neue Bahnstrecke.
Der niederländische Verkehrsminister Camiel Eurlings ist in den vergangenen
Tagen nachdrücklich auf Probleme seines Landes mit der internationalen Verkehrsinfrastruktur
gestoßen worden. Zu Wochenbeginn traf er sich mit NRW-Verkehrsminister Oliver
Wittke und dem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Hennerkes. Auf
der Agenda standen unter anderem die peinliche Anhäufung von Pleiten und
Pannen rund um die A 74 sowie auch der Eiserne Rhein.
Mit einem anderen Problem konfrontierten ihn und seinen Kabinettskollegen im Umweltressort
Cramer Vertreter der Großstädte entlang der Brabantroute. Die Eisenbahnlinie
fährt mitten durch die Innenstädte Breda, Eindhoven, Eindhoven, Roosendaal
und Dordrecht. Mehrfach schon haben die Bürgermeister dieser Städte
sowie die Provinzen Südholland, Brabant und Limburg das Ministerium aufgefordert,
den Transport von LPG (Gas) auf der Schiene durch ihre Städte zu unterbinden.
Vor Jahren verbot der Venloer Bürgermeister das Rangieren solcher Waggons
auf dem Bahnhofsgelände von Venlo, das bekanntlich in der Innenstadt liegt.
Die Brabantroute führt weiter über Kaldenkirchen, Dülken und Viersen.
Die "Task Force Brabantroute" fand lange kein Gehör im Ministerium -
zumindest folgten keine greifbaren Reaktionen auf Proteste, Resolutionen und Briefe.
Sie fordert nun, dass im Kabinett endlich die erforderlichen Konsequenzen gezogen
werden und man sich ernsthaft mit einer Alternative für die "rollenden
Zeitbomben" befasst.
Die Vertreter der Städte sind fest überzeugt, dass schnell eine Entscheidung
getroffen werden kann. Sie wollen, dass diese Züge über die Betuwelinie
von Rotterdam nach Emmerich umgeleitet werden und für ihre Städte ein
Durchfahrtverbot erlassen wird.
Delegationsleiterin Cora Steffens ist zuversichtlich, dass die beiden Minister
jetzt handeln werden: "Die Verlagerung des LPG-Transports, eines der gefährlichsten
Stoffe überhaupt, auf die wesentlich sicherere Betuwelinie verbesserte die
Situation auf der Brabantroute bereits ein ganzes Stück. Der Verkehrsminister
kann dies anordnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Bürger entlang
der Brabantroute im Stich lässt", so Steffens. Sie fordert außerdem
eine sicherere Signalisierung der Strecke. Das allerdings wird dann extrem teuer.
Bei dieser Gelegenheit ließ sich die Delegation aus den Städten über
den geplanten Neubau einer Eisenbahnlinie von Rotterdam über Bergen op Zoom
und Roosendaal nach Belgien informieren. Sie könne an den Eisernen Rhein
bei Antwerpen angeschlossen werden. Eurlings wird in niederländischen Medien
so zitiert, dass er angesichts langer Vorlaufzeiten das Thema nach vorne ziehen
will.
Zwischenbericht steht jetzt im Internet
Die Präsentation des Zwischenberichts zum Folgegutachten über eine Trasse des Eisernen Rheins am Niederrhein kann im Internet abgerufen werden. Darauf weist der FDP-Landtagsabgeordnete Dietmar Brockes hin. Zu finden ist die Präsentation unter:
http://www.landtag.nrw.de/ portal/WWW/GB_I/I.1/Ausschuesse/A02/er5_Verkehrsausschuss_08_11_07.pdf.