Rheinische Post - Lokales für Krefeld - Freitag, 23. November 2007
Krefeld wehrt sich eisern
VON LUDGER PETERS UND BÄRBEL KLEINELSEN
Der Eiserne Rhein soll in der A 52-Variante reaktiviert werden.
Experten rechnen mit 75 Güterzügen pro Tag, die durch Krefeld rattern.
OB Kathstede möchte das mit aller Macht verhindern.
Die Stadt sei schon jetzt stark belastet.
Knapp 80 000 Krefelder Bürger hören beim Thema Eiserner Rhein schon
das Geschirr in den Vitrinen klappern. Sie leben an den Gleisen und wissen, was
es heißt, wenn uralte Güterzüge vorbeirauschen. Oberbürgermeister
Gregor Kathstede kann ihre Angst vor der Reaktivierung der historischen Trasse
verstehen.
"Krefeld wird alle Mittel, auch alle Rechtsmittel, ausschöpfen, um
eine Streckenführung durch die Stadt zu verhindern. "Schließlich
könne man nicht zulassen, dass die Gesundheit so vieler Menschen gefährdet
werde." Es werden Gebiete umgangen, weil dort seltene Tierarten leben. Bei
uns sind von dem Lärm 80 000 Menschen betroffen. Das ist ein starkes Argument,
bei dem ich auch die Kosten nicht gelten lassen. Der Mensch muss im Vordergrund
stehen", betont Krefelds Stadtoberhaupt.
Auch SPD-Ratsherr Jürgen Hengst, sieht keinen Grund, von der bislang vertretenen
Position abzuweichen. "Nur wer standhaft bleibt, erreicht etwas." Zumal
der Variantenvergleich im Verkehrsausschuss des Landes nicht fair gewesen sei.
"Er hat bei der A 52-Variante lediglich die historische Trasse bis Mönchengladbach
untersucht, während bei der A 40-Variante die gesamte Strecke unter die Lupe
genommen wurde. Wer sich die unterschiedlichen Längen anschaut, sieht, dass
da was nicht stimmt."
Der Meinung ist auch FDP-Chef Joachim C. Heitmann. Er rät Krefeld, die Lage
nüchtern zu betrachten und realistische Forderungen zu stellen. "Der
Güterzugverkehr des Eisernen Rheins durch Krefeld könnte um rund 20
Prozent verringert werden, wenn man einen Abzweig Richtung Neuss einplant. Dort
gibt es durchaus Interesse an einer Anbindung an die historische Trasse",
erklärt Heitmann.
Grünen-Ratsherr Rolf Rundmund plädiert dafür, sich um ein Durchfahrtsverbot
für die alten Güterzüge zu kümmern - "ähnlich einem
Lkw-Verbot". Krefelds Einfluss im Landtag schätzt Rundmund eher gering
ein. "Ein Regionalkonzept muss dringend her."
Besonders wichtig sei jetzt die Verständigung mit den anderen Städten,
auch über die Grenzen hinaus. Das ist die Meinung von Baudezernent Thomas
Visser. Auch er ist der Ansicht, dass durchaus überlegt werden sollte, die
Trasse an der A 52 weiter nach Neuss zu führen. Nach der Fusion der Häfen
Krefeld/Neuss würden beide Städten von einer guten Güterzug-Anbindung
profitieren. Das sieht CDU-Landtagsabgeordneter Peter Kaiser ähnlich.
"Schließlich kann der Krefelder Hafen anders als Neuss auch Seeschiffe
aufnehmen. Es würde also die Position beider Häfen stärken."
Kaiser rät der Stadt, selbst ein Gutachten zu erstellen, auf welche Weise
Krefeld umgangen werden könnte. Zuerst solle die Verwaltung jedoch abwarten,
bis Ende Dezember das Endgutachten vorliege. Dann allerdings müsse gehandelt
werden, bevor im Land Fakten geschaffen werden. Kaiser erwartet, dass der Güterzugverkehr
in Zukunft um rund 60 Prozent zunehmen wird. Das könne auch auf Kosten des
Personennahverkehrs gehen, der schon jetzt in Krefeld alles andere als optimal
sei.