Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Freitag, 29. Februar 2008

Eiserner Rhein: Umzingelt vom Güterverkehr


VON JOCHEN SMETS
Kreis Viersen
Immer schneller, immer weiter, immer mehr? Dies war die Frage in der Kurs 21-Diskussion von Kreis-VHS und Rheinischer Post, geleitet von Redakteur Ludger Peters. Der Eiserne Rhein war Schwerpunkt.

"Der Eiserne Rhein muss kommen, und zwar mit maximaler Ausstattung: zweigleisig, elektrifiziert und ausgelegt auf Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 160 km/h." Dr. Rüdiger Ostrowski muss das sagen. Er ist Vorstand des Verbandes Spedition und Logistik NRW. Und er ist Gast beim Kurs 21 Gespräch, das sich mit Güterverkehr im Grenzland befasst. Eigentlich ein offenes, facettenreiches Thema, das dennoch fast nur um eines kreist: den Eisernen Rhein.

Boomendes Logistikzentrum

Lösungen, Alternativ-Trassen zur A52 oder Beruhigungspillen für die vom Eisernen Rhein bedrohten Bewohner im Kreis wollte die Diskussion nicht liefern. Vielmehr steckten vier Experten sehr erhellend die Faktenlage ab, auf der sich der Güterverkehr in NRW und damit die Debatte um den Eisernen Rhein entwickelt. Ocke Hamann von der IHK zu Duisburg schilderte, wie sich der einstige Stahl- und Kohlestandort in ein boomendes Logistikzentrum verwandelt hat. Allein in den letzten fünf Jahren habe sich das Güteraufkommen um 150 Prozent erhöht - Tendenz steigend. NRW und insbesondere der Kreis Viersen seien eine Drehscheibe für die Welthandelsströme, die über die Nordseehäfen verteilt werden. "Das kann niemand aufhalten", sagte Ostrowski schonungslos. Bei all dem klang weniger eine Forderung als die schlichte Notwendigkeit eines neuen Eisernen Rheins an.

Ein Logistikzentrum in Elmpt sahen die Experten eher skeptisch. Frachtflug hält Ostrowski hier für nahezu ausgeschlossen. Dies würden die großen Flughäfen zu verhindern wissen. Ein kleines Logistikzentrum, wenn auch ohne dominante Bedeutung, sei zumindest denkbar. Duisburgs IHK-Vertreter Hamann hält es für möglich, in Elmpt das Container-Screening zu erledigen, das die Amerikaner nach den Terroranschlägen vom 11. September zur Bedingung für jede Einfuhr gemacht haben.

Unaufhaltsame Güterströme? Eine boomende Logistikbranche, die ja bloß die Wünsche konsumgieriger Verbraucher erfüllt? Neue Verkehrswege als einziges Steuerungsinstrument? Das ist Klaus Krumme vom Zentrum für Logistik und Verkehr der Uni Duisburg-Essen zu einfach. Eine Jeans, die in Deutschland verkauft wird, hat zuvor kilometermäßig einmal den Erdball umrundet. Dieser Wahnsinn ist möglich, weil Transport so wenig kostet. Doch das werde sich ändern, prognostizierte Krumme, der eine Logistik fordert, die soziale, ökologische und ökonomische Interessen zusammenbringt.

Pilotprojekt

Wie es gehen könnte, berichtete Roy Vercoulen, Wirtschaftsförderer der Stadt Venlo. In den Niederlanden gebe es ein Pilotprojekt: Viehzucht, Schlachthöfe und fleischverarbeitende Betriebe konzentrieren sich an einem Ort. Das spare erhebliche Transportwege.

INFO
Via Roermond

Roy Vercoulen, Wirtschaftsförderer und Logistikfachmann der Stadt Venlo, machte bei der Kurs 21-Diskussion deutlich, dass das Logistik-Schwergewicht Venlo unbedingt an den Eisernen Rhein angebunden werden will.

Die bevorzugte A67/A40-Variante hat Vercoulen abgeschrieben: Sie würde allein auf niederländischer Seite sieben Milliarden Euro kosten und sei politisch nicht durchsetzbar. Die Venloer möchten von Roermond aus angebunden werden.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Viersen, 29. Februar 2008

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