Rheinische Post - LAND & LEUTE - Mittwoch, 9. April 2008

Nachts donnern immer mehr Güterzüge


Düsseldorf (kpk) Moderne Personenzüge flüstern zwar nicht gerade über die Schienen, aber die Erfolge bei der Geräuschdämmung sind hörbar. Güterzüge, vor allem wenn sie von vorsintflutlichen Dieselloks gezogen werden, sind um ein Mehrfaches lauter. Und sie fahren zumeist dann, wenn die Menschen Nachtruhe suchen - und vielerorts kaum noch finden können. Sind sie gerade wieder eingeschlafen, donnert die nächste Wagonschlange vorüber.
Bahnsprecher Gerd Felser verweist auf die stetig wachsenden Güterströme: "Die Seehäfen laufen über." Auf der Betuwe-Linie Rotterdam-Arnheim-Oberhausen rolle der Betrieb allmählich an, werde also weiter wachsen. Auch am Niederrhein auf der Strecke Mönchengladbach-Viersen-Krefeld (Eiserner Rhein) bleibe es auf längere Sicht nicht bei den derzeit täglich 50 bis 60 Güterzügen.
Den Lärm an der Quelle zu bekämpfen ist möglich, aber aufwändig. Die Ursache für das Poltern und Grollen der Güterwaggons sind unrunde Räder. Altertümliche Brems-Klötze geben ihnen das Profil eines Vielecks. So genannte Flüsterbremsen lassen die Räder ebenmäßig und leise laufen. Die Umrüstung kostet pro Waggon 4.500 Euro. Bislang hat erst ein Bruchteil der 135.000 in Deutschland eingesetzten Güterwage diese ohrenschonende Technik.
Fürs erste geht es also vorrangig um den passiven Lärmschutz. In Viersen und im Westen von Krefeld werden zurzeit entlang der Gleise Schallschutzwände errichtet. Für die Lärmsanierung an besonders belasteten Strecken gibt der Bund jährlich 100 Millionen Euro. Einen Rechtsanspruch auf Schutz vor Bahnlärm gibt es nur, wenn neu gebaut wird. Dennoch sollen zwischen Emmerich und Oberhausen noch vor dem Verlegen eines dritten Gleises Wände errichtet werden. Aber das Verfahren zieht sich hin und die Bürger fühlen sich zunehmend hingehalten.

INFO
Lärm in Zahlen

Lärm ist störender Schall und wird in Dezibel gemessen.

10 Dezibel: normales Atmen
20 Dezibel: Blätterrauschen
30 Dezibel: Ticken eines Weckers
40 Dezibel: Hintergrundschall in der Stadt
50 Dezibel: Unterhaltung
60 Dezibel: Radio
70 Dezibel: Hauptverkehrsstraße
80 Dezibel: Autobahnlärm
90 Dezibel: Kreissäge
100 Dezibel: frisiertes Auto
110 Dezibel: Diskothek
120 Dezibel: Düsenflugzeug


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 9. April 2008

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