Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Mittwoch, 14. Mai 2008

Eiserner Rhein: Viersen trägt die Hauptlast


VON LUDGER PETERS
Kreis Viersen
Die Bürgerinitiative gegen den "Eisernen Rhein" attackiert DB AG und Bundesregierung. Belgiens Premierminister Leterme erhielt von Kanzlerin Merkel erste Informationen über die Alternativtrasse.

Die Bürgerinitiative "Nein A 52 - Eiserner Rhein" wirft der Deutschen Bahn AG und der Bundesregierung vor, Planung und Bau der Alternativtrasse der Bahnverbindung von Antwerpen nach Duisburg mit Macht voranzutreiben. "Sie täuschen Kommunen und Bürger bei den Schienenausbau-Pläne und schaffen Tatsachen. Sie wollen nichts erklären und schon gar nicht mehr etwas diskutieren", sagte gestern Dietmar Helmreich-Schwinge von der Bürgerinitiative.

Alarmiert hat die Gegner der Ausbaustrecke unter anderem, wie mit dem Lärm von Güterzügen auf der Verlängerung der Betuwelinie umgegangen wird. "Die Anwohner an diesen Strecken sind getäuscht worden. Man legt Strecken so an, dass höhere Aufwendungen gegen Lärm nicht erforderlich werden." Die Initiative bezieht sich dabei auf eine Informationsveranstaltung in Oberhausen-Sterkrade. Sie misstraut daher auch den bisher vorliegenden Berichten des Gutachterbüros IVV zum "Eisernen Rhein".

Leterme bei Merkel

In der vergangenen Woche hat die Bundesregierung Belgien offiziell über die alternative Trassenplanung entlang der A 52 unterrichtet. Premierminister Yves Leterme und Kanzlerin Angela Merkel hätten sich bei Letermes Antrittsbesuch in Berlin auch damit beschäftigt, berichten belgische Medien.

Belgien, Niederlande und Deutschland verhandeln seit Jahren über Möglichkeiten, Gütertransporte von Antwerpen nach Duisburg auf die Schiene zu bringen. Der Betrieb auf der historischen Strecke war zu Beginn der 1990er-Jahre eingestellt worden, weil damals der Bedarf fehlte. Inzwischen drängt Belgien mit Macht darauf, diese Route wieder zu öffnen. Die Niederlande wehren sich, weil sie durch einen Nationalpark sowie zahlreiche Dörfer und Städte führt. In Bewegung kam die festgefahrene Situation damit, dass NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke Alternativen untersuchen ließ und sich auf den Neubau an der A 52 von Elmpt nach Viersen festlegte. Der Landtag forderte daraufhin wirksamen Lärmschutz von Elmpt bis nach Duisburg.

In Belgien hält sich die Begeisterung für die Alternative in Grenzen. Im Parlament gab es bereits sehr ungeduldige Anfragen zu zeitlichen Verzögerungen und möglichen Mehrkosten. Sie werden vage mit "mehreren hundert Millionen Euro" angegeben. Vorteilhaft sei, dass die neue Trasse nicht durch Orts- und Stadtkerne führt und ökologisch verträglich sei. Die Bürgerinitiative bezweifelt dies alles. Sie begrüßt vielmehr die rigorose Ablehnung durch den Viersener CDU-Politiker Fritz Meies. "Es hat sehr lange gedauert, ehe eine so deutliche Erklärung aus Viersen kam. Sie war überfällig. Denn wie man es auch dreht: Viersen wird die Hauptlast tragen müssen. Da spielt es keine Rolle, ob eine neue Strecke gebaut wird oder die Zunahme des Güterverkehrs über die vorhandene Strecke führt. Die geht nämlich über Mönchengladbach durch Viersen."


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Viersen, 14. Mai 2008

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