Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Dienstag, 8. Juli 2008
Eiserner Rhein: scharfe Kritik
VON LUDGER PETERS
Der Verein "Nein A 52 Eiserner Rhein"
hofft, dass "sich die Minister am 10. Juli bei ihrer Zusammenkunft nicht
von Selbstprofilierungen leiten lassen, sondern für das Gemeinwohl Beste
beraten" heißt es in einer Stellungnahme des Vereins zu den jüngsten
Entwicklungen rund um die Bahnstrecke. Scharfe Kritik äußert der Verein
daran, dass der niederländische Verkehrsminister Eurlings erwägt, Geld
für den Bau einer neuen Strecke auf deutschem Boden locker zu machen. Es
war klar, dass die ehrgeizigen Pläne von Minister Wittke nicht so einfach
aufgegeben werden", so die Initiative.
Das Bundesverkehrsministerium hatte unlängst Bürgermeistern aus dem
Kreis Viersen erklärt, es verfolge weiterhin die Öffnung der historischen
Trasse über Wegberg. Dies koste lediglich 100 Millionen Euro, während
der von NRW-Verkehrsminister Wittke favorisierte Neubau entlang der A 52 etwa
900 Mio. Euro kosten werde. Dies hatte sofort heftige Proteste in Mönchengladbach
und im Kreis Heinsberg ausgelöst. Auch auf niederländischer Seite gab
es Aufruhr. Dort wird die alte Trasse kategorisch abgelehnt.
Es werde von einigen Landespolitikern wohl nicht als gute Politik wahrgenommen,
wenn die preisgünstigere Lösung verfolgt werde, erklärt der Vereinsvorstand.
Es sei erstaunlich, dass NRW-Minister Wittke sofort Unterstützung seines
niederländischen Kollegen erhalte. Man bedenke, dass er "niederländische
Steuergelder in der BRD verbauen will, obwohl die Niederländer noch an den
Kosten der Betuwelijn knabbern", so der Verein.
"Mit schneller Hand wird da ein Jahrhundertprojekt angeschoben", um
sich mit allen Mitteln vielleicht ein Denkmal zu setzen, mutmaßt die Initiative.
Die alte Trasse werde erheblich weniger kosten, könne schneller aktiviert
werden, dabei werde nicht noch zusätzlich die Natur vernichtet, verschandelt
und zubetoniert. Die Baustelle der Autobahn zwischen Elmpt Roermond spreche Bände.
Denn dieselbe Schneise werde durch die Neubaustrecke erforderlich.
Unterdessen übte der für den öffentlichen Transport und Verkehr
verantwortliche Deputierte der Provinz Limburg, Bert Kersten, heftige Kritik
an Deutschland. Die Politik spiele in Deutschland Spielchen mit dem Eisernen
Rhein, erklärte der Sozialdemokrat in Maastricht. "Der verantwortliche
Staatssekretär kommt aus Ostdeutschland und hat darum eher ein Interesse
am Ausbau der Verkehrsinfrastruktur mit Osteuropa. Sein Vorgänger war Westdeutscher
und achtete mehr auf Verbindungen an der Westgrenze." Im übrigen sei
Berlin auf die Linie Hamburg München fixiert, obwohl achtzig Prozent des
Güterverkehrs von Rotterdam und Antwerpen aus abgewickelt werde.