Rheinische Post - Lokales für Erkelenz, Wegberg, Hückelhoven, Wassenberg - Freitag, 19. September 2008
Eiserner Rhein: Wohin geht die Fahrt?
VON MICHAEL HECKERS
Wegberg. Der Eiserne Rhein kommt nicht in Fahrt: Nach dem gescheiterten Spitzentreffen in Brüssel sind viele, die auf Wegberger Stadtgebiet entlang der Bahnstrecke wohnen, bitter enttäuscht.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hält an der öffnung der historischen Trasse fest. Die Wegberger Gegner des Eisernen Rheins können das nicht nachvollziehen. Sie wenden sich nun an Kanzlerin Merkel.
Die Kanzlerin hat Post aus Wegberg auf ihrem Schreibtisch. Die Initiative Eiserner Rhein bittet um Antwort auf die Frage, warum Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) seine "nicht erklärliche starre Haltung zum Ausbau der historischen Trasse beibehält", wie es in dem Schreiben an Angela Merkel (CDU) heißt.
Verunsichert wegen Kosten
Während NRW seit Monaten für die Neubauvariante der Güterzugverbindung zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet entlang der Autobahn 52 wirbt, hält der Bund mit Hinweis auf die Kosten an der Reaktivierung der historischen Trasse mitten durch Wegberg und den niederländischen Naturpark De Meinweg fest. Dazu schreibt die Wegberger Initiative an die Kanzlerin: "Es ist schwer zu verstehen, dass eine Totalsanierung der historischen Trasse auf deutscher Seite jetzt plötzlich nur noch 100 Millionen Euro kosten soll im Gegensatz zu den Kosten im Gutachten des Ingenieurbüros IVV aus Aachen, das bei einer Sanierung der historischen Trasse von Kosten in Höhe von mindestens 310 Millionen Euro (einspurig, nicht elektrifiziert, ohne Lärmschutz etc.) ausgeht."
Die Unterzeichner des Schreibens, Annemie Kammans-Feldberg, Dr. Dietmar Linden und Dr. Günter Arnolds, die seit neun Jahren gegen die Reaktivierung der historischen Trasse durch Wegberg kämpfen, bezeichnen die vom Bundesverkehrsministerium veröffentlichten Zahlen als "verwirrend". Der Erkelenzer Landtagsabgeordnete Dr. Gerd Hachen (CDU) hatte die von Staatssekretär Achim Großmann (SPD) genannten 100 Millionen Euro für die Reaktivierung der historischen Strecke gegenüber der RP als "Mogelpackung" bezeichnet, weil darin dringend notwendige Lärmschutzmaßnahmen schlichtweg nicht berücksichtigt seien. "Ein Schutz der Menschen hier an der alten Trasse gegen Lärmbelästigung, Feinstaub und Gefahrgüter ist aufgrund der nahen Bebauung von Wohnhäusern unmöglich, da der Abstand der Häuser zur Trasse teilweise weniger als zehn Meter beträgt", heißt es in dem Schreiben an die Kanzlerin. Die Initiative fragt die Kanzlerin, wie sich das ständige Wachstum des Duisburger Logports als größter Binnenhafen Europas mit einer nicht ausbaufähigen, mitten durch Städte führenden Trasse zur Anbindung an den Hafen Antwerpen vertragen soll. "Für uns sind die Beweggründe von Minister Tiefensee nicht nachvollziehbar", schreibt die Wegberger Initiative nach Berlin.
Und weiter: "Liebe Frau Merkel, es wäre für uns in jeder Beziehung wichtig, wenn Sie uns Aufklärung darüber geben könnten, woraus sich die vom Bundesverkehrsministerium veröffentlichen Kostenschätzungen zusammensetzen."