Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Mittwoch, 1. Oktober 2008
Elmpt: Gleisanschluss gekappt
VON GABI LAUE
Niederkrüchten
Ein Logistikzentrum oder Gewerbegebiet mit Gleisanschluss auf dem Elmpter Militärgelände
ist vom Tisch: Die Briten haben die Schienen in Richtung Dalheim demontieren lassen.
Im Rathaus war niemand informiert.
Wanderer und Gemeindeförster "stolperten" verdutzt über eine
Schotterpiste: Eine niederländische Firma baut die Schienen von Elmpt nach
Dalheim zurück. Erste Hinweise ließen Bürgermeister Herbert Winzen
aus allen Wolken fallen: "Die Gemeinde ist nie an Gesprächen beteiligt
worden. Der Rückbau der Gleisanlagen reduziert erheblich die Möglichkeiten
der Folgenutzung fürs Militärgelände."
Die Briten treten 2010 den Rückzug aus den Javelin Barracks an. Winzen kann
nicht fassen, dass die Gentlemen vergessen haben sollten, das Detail mitzuteilen:
"Wir haben intensiven Kontakt zu den Briten. Ich hätte erwartet, dass
an irgendeiner Stelle ein Hinweis gekommen wäre."
Kein Hinweis an die Gemeinde
Der Bürgermeister ärgert sich umso mehr, "als in allen Gesprächen
über eine Folgenutzung des Kasernengeländes nicht ein einziges Wort
darüber verloren wurde, dass diese Gleisanlagen nicht mehr zur Verfügung
stehen". Im Arbeitskreis "Konversion Militärgelände" sitzt
ein Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die nach dem
Abzug der Briten für die Vermarktung des Geländes verantwortlich sein
wird. Die BIMA wusste von den Plänen der Briten, eine Information von dieser
Stelle blieb indessen aus. Kein Wort auch beim "Gipfeltreffen" am 22. Februar
im NRW-Verkehrsministerium. Da setzten sich Beigeordneter Klaus Blech und Baurat
Olaf Steinbicker an einen Tisch mit Verkehrsminister Oliver Wittke, Land- und
Bundestagsabgeordneten, Landrat Ottmann sowie Vertretern der Landesregierung,
der BIMA, der Briten und der ebenfalls vom Abzug betroffenen Stadt Mönchengladbach.
Wittke versprach, das Land werde Niederkrüchten bei der Bewältigung
der Konversionslasten "nachhaltig unterstützen".
Dass jetzt in punkto Gleisanschluss nicht mehr umkehrbare Fakten geschaffen wurden,
versteht im Rathaus niemand. "Man gibt doch nicht einfach einen Bahnanschluss auf",
empörte sich Kämmerer Blech.
"Der Verlust für die Folgenutzung ist in Euro gar nicht auszudrücken."
"Not amused" dürfte MdL Dietmar Brockes sein, der beim FDP-Ortsparteitag
im März angedeutet hatte, Vertreter des Hafens Antwerpen und private Investoren
seien an einem Logistikzentrum in Elmpt mit Anbindung an den Eisernen Rhein interessiert.
Dass die jüngst begonnene Ortsumgehung Arsbeck (B 221) Anstoß für
die Demontage war, dementierte gestern der Landesbetrieb Straßenbau. Projektleiter
Markus Reul: "Das war nicht von uns veranlasst. Wir haben im Rahmen der Planung
angefragt: Müssen wir Übergänge einplanen oder nicht? In der Phase
war schon mit den Briten abgesprochen, dass sie die Gleise bis 2008 zurückbauen
wollten."
Winzen: "Das habe ich jetzt nur noch zähneknirschend zur Kenntnis zu
nehmen!"