Lokales - Rheinische Post - Dienstag, 18. November 2008
Eiserner Rhein: Doch wieder historische Trasse?
VON LUDGER PETERS
Mönchengladbach
Der niederländische Verkehrsminister Camiel Eurlings hat sich gestern geweigert,
den Forderungen seiner belgischen und nordrhein-westfälischen Kollegen nach
mehr Geld für eine Neubaustrecke des Eisernen Rheins nachzugeben. Damit ist
wieder die historische Streckenführung über Wegberg und Mönchengladbach
auf dem Tisch.
Die Güterverkehrsstrecke zwischen Antwerpen und Duisburg ist seit 1991 außer
Betrieb. Belgien drängt auf die Reaktivierung der Trasse. Die Niederlande
lehnen dies ab, weil die Strecke durch Ortschaften und den Nationalpark "de
Meinweg" führt. In Deutschland gibt es Widerstand in Wegberg und Mönchengladbach,
weil die Bürger die Lärmbelastung fürchten.
NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke brachte voriges Jahr eine Alternative ins Spiel:
Entlang der A 52 könnte von Viersen bis zur Grenze bei Elmpt eine neue Strecke
gebaut werden. Die Niederländer müssten dafür eine Umgehung Roermonds
bauen. Gestern bot der niederländische Minister Eurlings seinen Kollegen
zusätzlich 100 Millionen Euro zum Bau der neuen Trasse an. Das reicht jedoch
bei weitem nicht für die Kosten. "Deutschland und Belgien wollten, dass
wir noch mehr zahlen. Das habe ich als Zumutung für den niederländischen
Steuerzahler abgelehnt", erklärte Eurlings gestern.
Nach Ansicht des Mönchengladbacher CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Post
sind Eurlings Äußerungen eine Ansage in einem Pokerspiel, bei dem die
drei Länder um die Höhe ihre finanziellen Beiträge für das
Projekt spielen. Das Problem müsse auf höherer Ebene, von den Regierungs-Chefs
der drei Nationen, geklärt werden, meint Post.
"Das ständige Rumgeeiere" beim Eisernen Rhein, erfreut den Mönchengladbacher
SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Willi Körfges nicht: "Die Menschen werden
immer mehr verunsichert." Für die SPD sei Lärmschutz für Anlieger
von großer Bedeutung. Daher sehe er auch keine Chance für die historische
Trasse, wenn nicht ganz massiv für Lärmschutz gesorgt werde.
Eurlings stapelte nach der gestrigen Gesprächsrunde erst einmal tief:
"Anstelle einer zweispurigen Neubaustrecke mit der Kapazität von dreihundert
Zügen am Tag reden wird nun über ein Bimmelbähnchen mit maximal
siebzig Zügen am Tag verhandelt", so Eurlings. Die Strecke sei frühestens
2018 befahrbar.