Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Mittwoch, 26. November 2008

Eiserner Rhein: Kriegt Viersen die Kurve?


VON LUDGER PETERS

Kreis Viersen Der Traum vom Neubau einer Güterzugstrecke "Eiserner Rhein" gilt als geplatzt. Neben der historischen Trasse kommt wieder die "Viersener Kurve" in den Blick. Morgen diskutiert der Verkehrsausschuss des Landtags.

In Düsseldorf herrscht Katerstimmung. Vor einem Jahr hatte der Verkehrsausschuss des Landtags nach selbstquälerischer Diskussion Verkehrsminister Oliver Wittke ermuntert, seine Überlegungen zum Bau einer neuen Schienenstrecke für den Eisernen Rhein fortzusetzen. Sie sollte an der A 52 entlang geführt werden. Parlamentarier schoben unter anderem die Forderung nach, im gesamten Verlauf für Lärmschutz zu sorgen - auch auf den "Altstrecken" in Viersen, Gladbach und Krefeld.

Am Montag vergangener Woche zerplatzte Wittkes Traum. Er konnte sich mit seinen belgischen und niederländischen Kollegen Ingrid Vervotte und Camiel Eurlings, nicht über die Finanzierung einigen. Eurlings warf, zum blanken Entsetzen seiner Landsleute in Mittellimburg, die Reaktivierung der historischen Trasse wieder in die Debatte. In Wegberg und Teilen Mönchengladbachs, wo Wittkes Neubaupläne mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen worden waren, entlud sich ein Sturm der Entrüstung.

Der "politische Eiertanz" müsse beendet werden, fordert die Landtagsabgeordnete Dr. Ruth Seidl (Grüne) aus Wassenberg. Die Grünen fordern Klarheit im Verkehrsausschuss am morgigen Donnerstag. Wittke habe die Pflicht, "die Unsicherheiten der Menschen auch in unserer Region endlich aus dem Weg zu räumen", so Seidl. Ihr Schwalmtaler CDU-Kollege Dr. Stefan Berger, der sich vor einem Jahr mit seiner ablehnenden Haltung keine Freunde im Landtag machte, will das Thema in der eigenen Fraktion auf die Agenda bringen.

Denn längst lugt wieder eine andere Streckenführung über den Viersener Bahndamm. Schon im August wollten niederländische Fachjournalisten von der RP-Redaktion wissen, wie es um den Ausbau der "Viersener Kurve" bestellt sei. Dieses kurze Teilstück liegt auf Eis. Es sollte einmal die Strecken Kaldenkirchen-Mönchengladbach und Mönchengladbach-Krefeld verbinden. So wird über die Viersener Kurve und den zweigleisige Ausbau der Strecke Kaldenkirchen-Dülken heftig spekuliert.

Denn damit wäre der Logistikschwerpunkt Venlo direkt ans internationale Schienennetz angeschlossen. Venlo fehlte in den Szenarien bisher vollkommen. Außerdem käme dies einer Intercity-Verbindung zwischen Eindhoven und Düsseldorf sehr entgegen. Wissen muss man außerdem, dass Belgien so geschlossen hinter der historischen Trasse nicht steht. Flamen und Wallonen (sie bedienen die vorhandene Verbindung von Antwerpen über Montzen nach Aachen) sind sich beim Eisernen Rhein spinnefeind. Rechtsnationalisten schlachten das Thema aus, um den Hass gegen die Wallonen zu schüren. Und über Geld für den Ausbau - wo immer - hat in Brüssel noch nie jemand gesprochen.



INFO:

Bahnlinie Eiserner Rhein
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Bahnlinie zwischen Antwerpen und den deutschen Rheinhäfen konzipiert und verwirklicht.

Stilllegung
1991 wurde die Strecke stillgelegt. Die Deutsche Bahn sah keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr in der eingleisigen, nicht elektrifizierten Strecke.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Viersen, 26. November 2008

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