Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Freitag, 28. November 2008
Eiserner Rhein: Freie Fahrt für "Heckmeck"
VON LUDGER PETERS
Kreis Viersen
Verkehrsminister Wittke will für seine "A52-Variante" weiter kämpfen.
Im Verkehrsausschuss des Landtags blieben gestern die wichtigsten Fragen zum
Eisernen Rhein offen: Was geschieht wann und wo?
Reinhold Schulz war gestern Nachmittag vollkommen frustriert. Der Schwalmtaler
Bürgermeister hatte den Bau- und Verkehrsausschuss im Düsseldorfer
Landtag besucht. Ergebnis: "Es ist wenig professionell, wie der Verkehrsminister
handelt, und ich habe keinesfalls eine Sternstunde des Parlamentarismus erlebt",
so Schulz hinterher.
Auf Betreiben der Grünen erläuterte Verkehrsminister Oliver Wittke
(CDU) den Sachstand um die Güterverkehrsstrecke "Eiserner Rhein"
zwischen Antwerpen und Duisburg. Vergangene Woche war ein Gespräch Wittkes
mit seinen Kollegen Ingrid Vervotte (Belgien) und Camiel Eurlings (Niederlande)
über die Finanzierung der Neubaustrecke entlang der A 52 gescheitert. Eurlings
will nur 100 Millionen Euro aus der niederländischen Staatskasse locker machen.
Tags darauf verkündete der Minister, er werde wohl oder übel die historische
Strecke über Roermond/Wegberg flott machen müssen.
Wittke will, wie er gestern bekannt gab, an der Neubaustrecke festhalten. Einen
Zeitplan gibt es nicht. Dafür viele offene Fragen. Der CDU-Landtagsabgeordnete
Dr. Stefan Berger hatte vergangenes Jahr den Beschluss für die A 52-Strecke
abgelehnt. Er fühlte sich gestern bestätigt. "Das alles ist vollkommen
unausgegoren. Es fehlen sowohl die finanzielle als auch die planerische Grundlage
für das weitere Vorgehen."
Dietmar Brockes (FDP), Mitglied im Verkehrsausschuss hat als Information mitgenommen,
dass die Niederlande und Belgien bereit sind, sich an den Kosten der Neubaustrecke
an der A 52 zu beteiligen. Unstimmigkeiten zwischen Gutachter IVV, der 400 Mio. Euro
veranschlagt hatte, und der DB AG, die 900 Mio. Euro Kosten erwartete, seien
ausgeräumt. "Beide einigten sich auf 480 Mio. Euro.
Ungewiss ist einfach, wer welchen Beitrag in der Risikofinanzierung leistet,
also zahlt, wenn’s teurer werden sollte", so Brockes. Er rät, alle
verfügbaren Mittel in einen Topf zu stecken und neu zu bauen. Der FDP-Politiker
wirft dem Bundesverkehrsministerium vor, für ein ziemliches Durcheinander
zu sorgen. "Da gibt es keine Klarheit. Staatssekretär Grossmann dürfte
derjenige sein, der mit aller Macht die historische Trasse ausbauen lassen will."
Es habe einmal ganz andere Signale aus Berlin gegeben. Für Bürgermeister
Schulz ist das alles unverständlich: "Niemand denkt an die Menschen
an beiden Trassen. Die Ungewissheit darüber, was kommt, ist schrecklich."
CDU und FDP beharrten darauf, sie hätten vergangenes Jahr "nix anderes
als die A 52-Variante" beschlossen. SPD und Grüne dagegen pochten darauf,
dass dies nur "eine von mehreren möglichen Varianten" gewesen sei.
Schulz: "Jetzt folgt wieder ein monate- oder jahrelanges Heckmeck."