Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Mittwoch, 10. Dezember 2008

Ist der Zug abgefahren?



Kreis Viersen. Die Niederländer suchen eine schnelle Bahnverbindung von Eindhoven nach Düsseldorf. Die südliche Route über Aachen ist bereits in trockenen Tüchern. Auf deutscher Seite fehlt der Wille.

Ist für den Niederrhein wieder einmal der Zug abgefahren? Seit Jahren fordern Politiker, Wirtschaftsverbände und Lobbyisten eine bessere Anbindung an nationale und internationale Schienenwege. Bietet sich die Chance zuzugreifen, steht der Niederrhein da, wo er sich verkehrspolitisch hingesetzt fühlt: in der zweiten Reihe.

Vor einigen Monaten unterzeichneten die Verkehrsminister Eurlings (Niederlande) und Wittke (Nordrhein-Westfalen) eine Absichtserklärung. Von Eindhoven aus sollten Intercity-Züge nach Düsseldorf und nach Aachen fahren. Während der Mittlere Niederrhein und Düsseldorf bei dem Termin durch Abwesenheit glänzten oder sich auf Beobachterstatus zurückzogen, haben andere Nägel mit Köpfen gemacht. Es steht fest, dass ein Intercity demnächst Eindhoven und Aachen verbinden wird. Die Städte und Verbände entlang der Strecke haben viel Geld in die Hand genommen. Heerlen steuert allein 1,5 Millionen Euro zu. Weitere 1,5 Millionen Euro fließen als EU-Subvention. Mit dem Geld wird die Strecke modernisiert.

In die Röhre schaut der Niederrhein. Offensichtlich wird nicht zur Kenntnis genommen, dass Eindhovens "Science Park" sich zu einem europäischen Wissenschaftszentrum von Rang entwickelt. Angetrieben wird dies von der Technischen Universität und dem hier ansässigen Weltkonzern Philips. So siedeln sich rund um die Stadt in beschleunigtem Tempo hoch innovative Betriebe und Forschungseinrichtungen an. Sie alle suchen leistungsfähige Verkehrsverbindungen. Eindhoven bevorzugt den Flughafen und den ICE-Bahnhof Düsseldorf. Die Wissenschaftsregion sucht außerdem geschäftliche Kontakte zum Niederrhein.

"Es rührt sich nichts", wundert sich Ivo van Rees von der Handelskammer Limburg. Die Grenzstadt Venlo hat lebhaftes Interesse am Intercity, aber der Niederrhein und Düsseldorf zeigen dem Thema die kalte Schulter. Die Viersener Jusos reagierten gar mit Hohn und Spott – aus Unkenntnis. Auch das war nicht neu. Während Wittke seine vom Eisernen Rhein geschlagenen Wunden noch leckt, hat Camiel Eurlings ein Paket von 86 Millionen Euro geschnürt. Ein Teil des Geldes fließt in die Bahnstrecke Eindhoven-Venlo.

Marcus Optendrenk, der Kreisvorsitzende der CDU, gehört zu den wenigen Politikern, die die Tragweite einer solchen Verbindung als Gewinn einschätzen. Es sei fahrlässig, Eindhoven so sträflich zu unterschätzen. "Wenn diese Region ausdrücklich die direkte Anbindung über Viersen und Mönchengladbach nach Düsseldorf wünscht, dann ist das geradezu ein Glücksfall", so Optendrenk. In Düsseldorf und am Mittleren Niederrhein sieht man das nicht. Man überlässt das Geschäft den Kölnern. In Aachen wird der Intercity nämlich auf Dauer nicht enden.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Viersen, 10. Dezember 2008

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