Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Mittwoch, 10. Dezember 2008

Plädoyer für den Eisernen Rhein


VON MANFRED MEIS

Kreis Viersen. Der Düsseldorfer Regierungspräsident Jürgen Büssow mahnt Niederländer und Deutsche zu besserer Zusammenarbeit beim Güterverkehr auf der Schiene. Seine Rede hielt er vor dem Businessclub Maas-Rhein.

Die Konkurrenz für die Häfen Rotterdam und Antwerpen sieht Jürgen Büssow nicht in Hamburg und Bremen. Der Regierungspräsident verortet sie in Triest (Italien), am Schwarzen Meer und im Ostseeraum. Damit die niederländischen und belgischen Häfen ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten und die logistischen Dienstleistungen in unserer Region sichern, müsste die Anbindung über die Schiene "ins Hinterland" stimmen. "Was für Rotterdam die Betuwe-Linie ist, ist für Antwerpen der Eiserne Rhein", sagte Büssow bei einem Neujahrsempfang des Business-Clubs Maas-Rhein in Venlo und fügte hinzu: "Wenn hier die Verkehrswege nicht stimmen, dann profitieren die anderen."

Gewinn für die Region


Den Gewinn für die Region sieht er in der Möglichkeit zahlreicher Dienstleistungen vor dem Weitertransport. Leuchtendes Beispiel ist ihm der neue Logport Duisburg (ehemaliges Krupp-Gelände in Rheinhausen), in dem die Container aus Rotterdam erstmals richtig zum Stillstand kämen, weil im Hafen selbst zu wenig Lagerplatz zur Verfügung stehe. Hier werde die Ware vor dem weiteren Versand bearbeitet, hier entstünden kontinuierlich neue Arbeitsplätze. Solche Chancen solle man auch am Eisernen Rhein wahrnehmen.

Keine unnötige Konkurrenz


Büssow weiß, dass die Niederländer bei der Erfüllung eines alten Vertrages aus dem 19. Jahrhunderts äußerst zurückhaltend sind: "Es ist nicht einfach, mit ihnen den 'Eisernen Rhein' zu entwickeln." Sie wollen sich nicht unnötige Konkurrenz für Rotterdam und die Betuwe-Linie heranzüchten. Doch auch auf deutscher Seite herrscht keineswegs eitel Freude wegen der zu erwarteten Lärmbelästigung, entweder an der von Berlin favorisierten "historischen Strecke" über Roermond, Dahlheim-Wegberg und Mönchengladbach oder an der von Düsseldorf vorgeschlagenen Neubaustrecke entlang der Autobahn 52 (Roermond-Niederkrüchten-Schwalmtal-Viersen). Angesichts der europaweit lauernden Konkurrenz meinte Büssow recht drastisch: "Wir müssen doch Tinte getrunken haben, wenn wir nicht das Richtige in dieser Sache tun."

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, sprach Büssow von dem "Wahnsinn", dass jährlich 300.000 Lastwagen den Hafen Antwerpen in Richtung Deutschland "entsorgen". Über die Bahnlinie Montzen-Aachen könne man das nicht auffangen. Ihn störte an der Diskussion über den Eisernen Rhein, dass "bis jetzt nicht viel Fortschritt zu sehen ist - in anderen Regionen ist man da schneller". Deshalb forderte er alle Beteiligten auf, eine "win-win-Situation" zu definieren: "Das müsste unter vernünftigen Leuten doch möglich sein."

Kein Wort verlor "unser Regierungspräsident", wie ihn Business-Club-Vorsitzender Wiel Aerts bezeichnete, über einen zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Kaldenkirchen und Viersen, auf der es täglich zu Wartezeiten zwischen Personen- und Güterzügen kommt.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Viersen, 20. Januar 2009

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