Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Mittwoch, 8. Juli 2009

Schluss mit dem Eisernen Rhein


VON LUDGER PETERS

Kreis Viersen. "Vernichtend" ist nach Auffassung von Beobachtern die von niederländischen und belgischen Experten erarbeitete Kosten-Nutzen-Analyse zum "Eisernen Rhein". Die niederländischen Grünen forderten in einer ersten Stellungnahme Verkehrsminister Camiel Eurlings auf, "den Stecker auf diesem chancenlosen Projekt endlich herauszuziehen". Die Bahnstrecke werden nur 0,01 Lkw-Kilometer ersetzen. Da sie nicht elektrifiziert werde, sei sie auch noch ökologisch bedenklich, weil den Zügen Diesel-Lokomotiven vorgespannt werden müssten.

Die belgische Tageszeitung "de Standaard" stellt konsterniert fest, dass der Eiserne Rhein auf der alten oder eine alternativen Strecke ein weiterer Baustein zur Erderwärmung werde. Die vorhandene Montzenroute sei elektrifiziert, ausgerechnet davon werde das Projekt Neubau oder Reaktivierung der alten Trasse Frachten abziehen. Belgiens Minister Steven Vanackere räumte das ein. Er sei aber überzeugt, dass der Eiserne Rhein nur die richtigen Rahmenbedingungen haben müsse. Dann müsse man die richtige Kombination von Timing und Elektrifizierung finden und flankierende Schritte entwickeln.

Kosten und Prognosen

Das triebe die Kosten weiter in die Höhe. Die Experten erwarten, dass die Reaktivierung der alten Trasse 590 bis 750 Millionen Euro kostet. Die Gutachter von Transport & Mobility Leuven (Belgien) und TNO (Niederlande) errechneten, dass die Gesellschaft durch 335 bis 530 Millionen Euro zusätzlich belastet wird. Dabei reichten die Transportkapazitäten auf vorhandenen Schienenwegen mindestens bis 2020 aus. Es bleibe abzuwarten, so ergänzten Wirtschaftspolitiker aus verschiedenen Parteien, ob die jetzt schon nicht mehr zutreffenden Prognosen zur Güterverkehrsentwicklung durch die Wirtschaftskrise endgültig Makulatur werden. Die niederländischen Grünen plädieren dafür, es erneut auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen. Man hoffe allerdings, dass Belgiens Regierung es erst gar nicht darauf ankommen lasse.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Stefan Berger erklärte gestern dazu: "Von Anfang an sind bei diesem Verkehrsprojekt viele Fragen wie beispielsweise zur internationalen Einigung zwischen den Niederlanden, Belgien und der Bundesrepublik, zu den Kosten des Vorhabens, zum Lärmschutz und zum möglichen regionalen Mehrwert offen geblieben. Spätestens nach den jetzt vorliegenden Untersuchungsergebnissen sollten alle Beteiligten ihre unterschiedlichen Standpunkte zum Eisernen Rhein grundlegend überdenken."



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Viersen, 8. Juli 2009

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