Mönchengladbacher Stadtpost - Rheinische Post - Freitag, 12. November 2010
Berlin will Eisernen Rhein
VON LUDGER PETERS
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat den geplanten Ausbau der
Bahnstrecken Kaldenkirchen-Dülken und Rheydt-Odenkirchen gestrichen.
Gleichzeitig hat er die Reaktivierung der historischen Strecke des Eisernen Rheins
von Mönchengladbach nach Roermond in die Bedarfsplanung aufgenommen.
Die Nachricht rief zwischen Krefeld, Mönchengladbach, Viersen und Venlo
blankes Entsetzen hervor. Die CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (Viersen),
Günter Krings (Mönchengladbach) und Ansgar Heveling (Krefeld) baten
Staatssekretär Enak Ferlemann um ein kurzfristiges Gespräch.
Ramsauer veröffentlichte gestern den Bericht, in dem bundesweite Schienen-
und Fernstraßenprojekte überprüft wurden. Demnach ist die
Kosten-Nutzen-Relation der Abschnitte Kaldenkirchen-Dülken sowie
Rheydt-Odenkirchen für einen Ausbau zu gering. Die Kosten für
Infrastrukturausbau seien generell gestiegen sind, negativ wirke sich
außerdem der hohe Aufwand für Sicherheit und Lärmschutz an
Ausbaustrecken aus.
Negativ für den Abschnitt Venlo-Mönchengladbach wertet das
Ministerium außerdem, dass der Ausbau der Betuwelinie nach Duisburg und
des Eisernen Rheins die Auslastung der Strecke über Venlo erheblich senken
wird. Damit hat der Minister den Ausbau der historischen Strecke auf die Agenda
gesetzt. Bürger in Krefeld, Kreis Viersen und Mönchengladbach protestieren
seit Jahren massiv gegen solche Pläne. Die Strecke führt durch dicht
besiedelte Wohngebiete.
Der Bericht enthält allerdings Ungereimtheiten. So soll nach den Angaben
des Ministeriums der Ausbau Kaldenkirchen-Dülken und Rheydt-Odenkirchen
50 Millionen Euro kosten. In der Skala der Wirtschaftlichkeit wird er mit 0,8
eingestuft. Der zweigleisige Ausbau des Eisernen Rheins mit Elektrifizierung
wird in Berlin mit vergleichsweise geringen 150 Millionen Euro angegeben, der
Kosten-Nutzen-Faktor beträgt 3,5. Die vom ehemaligen NRW-Verkehrsminister
Oliver Wittke angeregte A 52-Trasse soll 480 Millionen Euro kosten, sie ist
lediglich mit Faktor 1,1 angegeben.
Marcus Optendrenk, Aufsichtsratsvorsitzender der Verkehrsgesellschaft Kreis
Viersen, hegt den Verdacht, dass schon länger diskutierte Veränderungen
zur Auslastung der Strecke Venlo-Mönchengladbach unbeachtet geblieben sind.
Darauf weisen auch die Bundestagsabgeordneten Schummer, Krings und Heveling in
einem Brief an das Ministerium hin.
(aus gleichem Artikel im Kreis Viersen:)
Weder der Weiterbau der Regiobahn (S 28 Mettmann-Düsseldorf-Kaarst) nach Venlo
noch die schnelle europäische Verbindung Eindhoven-Düsseldorf seien
berücksichtigt worden. Auch die Prognosen zur Entwicklung des
Güterverkehrs von den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen stellten sich
anders dar.